Das Korsett ist eng. Spielraum bleibt kaum. Die Berechnung ist äusserst komplex. Letztlich aber sind die Prämien ein Abbild der Kosten im Gesundheitswesen. Das heisst: Nutzen die Versicherten das medizinische Angebot intensiver, nehmen die Kosten zu. So sind die Ausgaben im Schweizer Gesundheitswesen von 2014 bis 2018 um 15 Prozent angestiegen, das heisst um rund 10 Milliarden Franken. Aktuell belaufen sie sich (Stand 2018) auf 81,9 Milliarden Franken. Davon entfallen 32,5 Milliarden auf die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP), ergo auf die Grundversicherung.
Grössere Nutzung des medizinischen Angebots lässt Prämien ansteigen
Dieser Anstieg wälzt sich direkt auf die Prämien in der OKP ab, für deren Berechnungen wir jedes Jahr mehrere Wochen Zeit benötigen. Denn sie müssen sehr genau sein. Wir können diese nicht willkürlich oder nach Belieben festlegen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das jedes Jahr bis zum 31. Juli über alle 35 Regionen der Schweiz eine Prämieneingabe fordert, macht klare Vorgaben, wie diese zu berechnen sind. Allen voran dürfen wir in der Grundversicherung keinen Gewinn einfahren.
Die Prämien sind also so zu berechnen, dass sie die Kosten decken. Ergo mussten wir schon im Juni voraussagen, wie viele Leistungen unsere Versicherten – deren Anzahl wir noch nicht einmal kennen – vom 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2021 beziehen werden, und das in jeder einzelnen Prämienregion. Das ist eine immense kalkulatorische Herausforderung.
Prämien innerhalb des Kantons dürfen nicht unterschiedlich ausfallen
Hinzu kommt, dass die Prämienunterschiede der Regionen 1 bis 3 innerhalb eines Kantons nicht beliebig hoch ausfallen dürfen. Maximale prozentuale Unterschiede sind vorgegeben. Ferner gibt es Vorschriften zu den Reserven. Diese müssen für jede Prämienregion separat geäufnet werden. Sind sie zu tief, sind zusätzliche Prämienprozente einzukalkulieren. Sind sie zu hoch, wirkt das prämiendämpfend. Auch die fürs Gesundheitswesen eigene Teuerung ist zu berücksichtigen, wobei diese unterschiedlich beurteilt wird.
Ein Feilschen für die Versicherten
Ein weiterer Punkt ist der Risikoausgleich. Krankenkassen, deren Versicherte weniger Kosten verursachen, zahlen Geld in den Topf ein, jene, deren Versicherte viele Leistungen beziehen, erhalten dieses Geld. Die Agrisano muss einzahlen, weil die landwirtschaftliche Bevölkerung weniger medizinische Leistungen beansprucht: In den letzten fünf Jahren bezahlten wir über 290 Millionen Franken – finanziert über die Prämien unserer Versicherten.
Es gibt noch weitere Aspekte, die eine Prämienkalkulation jedes Jahr von Neuem schwierig machen, damit Ende 2021 ein ausgeglichenes Ergebnis resultiert. Gegenüber dem BAG ist alles genau zu begründen. Nach der Eingabe Ende Juli verlangt das BAG trotzdem öfter Justierungen. Es ist ein Feilschen für unsere Versicherten um jeden Rappen – bis Ende September, wenn die Prämien vom BAG genehmigt sind. Erfreulich ist: Die Agrisano wird in vielen Regionen nach wie vor zu den günstigsten Kassen zählen – auch bei den Zusatzversicherungen, die ausschliesslich der landwirtschaftlichen Bevölkerung vorbehalten sind.