Von Aargauer-Müesli über Mostbröckli, Peperoncini-Nudeln und Quittenlikör bis Zitronenmelissensirup: über 100 Produkte umfasst das Sortiment des Hofladens «Oberfreiämter Buurechuchi». Möglich macht es die Zusammenarbeit von regionalen Produzentinnen und Produzenten.
Damit ein Hofladen bei den Konsumentinnen und Konsumenten ankommt, müssen einige Faktoren stimmen. Eine gewisse Sortimentsgrösse und eine gute Lage gehören dazu – oder man sucht sich andere Vermarktungswege.
Ziegenprodukte am Wochenmarkt
Wie Karin und Thomas Wüthrich aus Elfingen im Kanton Aargau. Die eigenen Produkte nur direkt auf dem Hof zu vermarkten, brachte ihnen zu wenig Umsatz: Ihr Betrieb liegt etwas abgelegen im oberen Fricktal.
Neben Mutterkühen und Schweinen hält das Paar 75 Saanen-Ziegen. Deren Milch wird in der hofeigenen Käserei zu verschiedenen Produkten verarbeitet, wie etwa Frischkäse, Joghurt, Quark oder Käse. «Der Hof ist nicht in einem Wandergebiet und auch nicht direkt an einer Strasse», sagt Thomas Wüthrich. «Wir mussten uns etwas ein-fallen lassen.» Ihre Produkteverkaufen sie inzwischen anWochenmärkten, in diversen regionalen Läden und an Restaurants.
Als Verein organisiert
Eine Alternative zum klassischen Hofladen suchten schon vor über 25 Jahren acht Bäuerinnen im Freiamt: Sie gründeten den Verein «Oberfreiämter Buurechuchi» und vermarkteten ihre Produkte fortan gemeinsam an einem Standort. Mit den Jahren kam die Belieferungen von regionalen Landi-Geschäften und einer Chäsi dazu. Seit einiger Zeit ist die Buurechuchi auch ein Teil des Angebots von «Buur on Tour».
«Inzwischen haben wir rund 30 Produzentinnen und Produzenten», erklärt Ruth Vollenweider. Die Bäuerin aus Merenschwand ist die Geschäftsleiterin des Vereins. Zur Philosophie der «Oberfreiämter Buurechuchi» gehört, dass die Produkte möglichst mit eigenen Zutaten auf den Höfen der Mitglieder oder in der Region hergestellt werden.
Sortiment laufend aktualisieren
Neben den eigentlichen Produkten ist der Hofladen auch wegen seiner liebevoll gestalteten Geschenke beliebt. Das Hauptgeschäft ist daher jeweils die Vorweihnachtszeit. Schlägt eine der Produzentinnen ein neues Produkt vor, überprüft der Vorstand, ob es nach den Richtlinien produziert ist und ins Sortiment passt.
«Seit kurzem verkaufen wir zum Beispiel Randensalat süss-sauer und Urdinkel-Kernotto», erklärt Ruth Vollenweider. «So bleibt das Sortiment stets aktuell.» Noch mehr zu wachsen, ist nicht unbedingt das Hauptziel des Vereins, das Augenmerk ist auf die Qualität der Produkte ausgerichtet.
Nicht nur eigene Hofprodukte zu verkaufen, ist ein pragmatischer Weg, den inzwischen viele Direktvermarkter gehen. «Doch noch gibt es Hofläden mit einem kleinen Sortiment, das für potenzielle Kundinnen und Kunden zu wenig attraktiv ist», weiss Manuela Isenschmid-Huber, Fachfrau Direktvermarktung am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen.
Angebot aufwerten
«Auf der anderen Seite gibt es innovative Produzenten, deren Hof oder Betriebsstruktur nicht für die Direktvermarktung geeignet sind. Sie suchen Verkäufer.» Damit sich Produzent(innen) und Verkäufer(innen) finden, organisiert Manuela Isenschmid-Huber im Mai erstmals einen «Speed-Dating»-Event.
Doch wie viele Fremdprodukte verträgt es in einem Hofladen überhaupt? Laut der Agridea-Broschüre über die gesetzlichen Grundlagen in der Direktvermarktung dürfen rund die Hälfte der Produkte von anderen Betrieben oder von nicht-industriellen Produzenten aus der Region stammen. Das lässt Produzentinnen und Verkäufern viel Raum für die Zusammenarbeit.
Speed-Dating mal anders
Die einen haben ein lückenhaftes Sortiment, aber einen attraktiven Verkaufsraum. Die anderen sind Vollblut-Produzentinnen. Am «Speed-Dating»-Anlass «Erfolgreich im Team» vom 5. Mai 2022 an der Liebegg finden sie vielleicht zueinander: Während je vier Minuten können sie einander und den dazugehörigen Betrieb kennen lernen – bis der Gong erklingt.
Weitere Informationen: www.liebegg.ch/de/weiterbildung.html