Die Corona-Krise hat die menschliche Urangst vor Versorgungsengpässen geweckt. Einige wurden kurzfristig wieder zu Jägern und Sammlern, stürmten Hofläden und hamsterten WC-Papier. Ausserdem geht in letzter Zeit in Medien und Politik das Schreckgespenst Stromknappheit um. Es kann also nicht schaden, auf eine allfällige Notlage vorbereitet zu sein. Hilfestellung bietet etwa der Kanton Bern mit seinem kostenlosen PDF-Ratgeber «Lebensmittelzubereitung ohne Strom».

Zuerst kalt, dann warm

Wenn sich abzeichnet, dass über längere Zeit kein Strom vorhanden sein wird, konsumiert man vorzugsweise zuerst Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank oder Tiefkühler.

Abhängig vom Gerätetyp und der Jahreszeit sind gefrorene Lebensmittel trotz Netzausfall zwischen zehn Stunden und drei Tagen sicher vor dem Verderben. Ein randvoller Tiefkühler speichert die Kälte rund einen Tag länger als ein halb leerer. Diese Punkte gilt es vor der Verwendung an-/aufgetauter Lebensmittel zu kontrollieren:

  • Geruch und Aussehen der Produkte überprüfen.
  • Riecht etwas schlecht oder sind Ansätze von Schimmel oder Verfärbungen sichtbar, entsorgen.
  • Ist der Strom zurück, dürfen einmal aufgetaute Produkte nicht wieder eingefroren werden.
  • Ausnahme (für kurze Zeit): Beeren und Gemüse, Brot, Kuchen und Gebäck ohne Buttercreme oder Rahm.

Viele Möglichkeiten

Auch wenn die Infrastruktur ausfällt, gibt es einfache und kostengünstige Wege, um eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Je nach Wohnsituation bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:[IMG 3]

  • Holz- oder Kohlegrill
  • Gasgrill oder Gaskocher
  • direkt im offenen Feuer(Lagerfeuer, Grillstelle,Cheminée usw.),
  • z. B. Römertopf oder Gusseisenbräter direkt in der Flamme/Glut
  • im Kochbehältnis über dem Feuer (Kessel mit Dreibein)
  • Fonduerechaud mit Brennpaste oder -sprit
  • Backofen- bzw. Auskühlgitter mit Kerzen
  • Mittel zur Konstruktion: Backsteine, Blumentöpfe, Dosen o. ä.

Tipps vom Stromlos-Profi

Sabrina Stadelmann war 2021 die Dritte im Bunde bei der «Landfrauenküche». Die Entlebucherin verbringt mit ihrer Familie viel Zeit auf der Alp «Bodenhütte» und kocht dort auf dem Holzofen und mit Gas. «Ich mache auch sehr viel auf dem Grill», erzählt sie. «Da kann man ja fast alles machen: Brot oder Kuchen backen, das Wasser für den Kaffee kochen oder Teigwaren.»

Es habe es auch schon gegeben, dass sie «in einem Züg war» und in der Eile kein Gas mitgenommen habe. Dann könne man Wasser im Fondue-Caquelon heiss machen. Auch mit Rechaud-Kerzen hat Sabrina Stadelmann schon improvisiert: Zwei Steine hinlegen, das Gitter vom Backofen darauf, darunter ganz viele Rechaud-Kerzen. «Es geht dann einfach etwa 30 Minuten, bis das Wasser kocht.»

Generell kocht Stadelmann, wenn sie Zeit hat, für Momente, in denen es schnell gehen muss oder auch für einen möglichen Notfall, viele Dinge in doppelter Portion und friert eine davon ein. Teigwaren, Reis, Geschnetzeltes und Bolognese-Sauce hat die zweifache Mutter immer im Tiefkühler.

Rezept Brot aus der Pfanne

2 Tassen Dinkelmehl
1 Tasse Fünfkornmehl
2 TL Trockenhefe
1 gestrichener EL Salz
1¼ Tassen Wasser

1. Alles zu einem Teig verrühren und eine Stundebei Zimmertemperatur ruhen lassen.

2. Nochmals ein wenig Mehl dazugeben, bis ein weicher, kompakter Teil entsteht.

3. Den Teil gut einmehlen, eher flach in die heisse Pfanne (Bratpfanne) geben.

4. Ohne Deckel 20 Minuten «backen», wenden, nochmals 20 Minuten «backen».

Das Rezept funktioniert auf Gas, Grill oder Holzfeuer. Zur Temperatur: Wenn sich das Brot löst, kann man es wenden.

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Genug Wasser erwärmen

Weitere Tipps aus dem Berner Ratgeber: Restwärme von der Speisezubereitung lässt sich für die Erwärmung von Wasser nutzen. In Thermoskannen gefüllt, kann man es später zum Trinken, Waschen oder für die persönliche Hygiene verwenden.

Es ist effizienter, mehrere Kilogramm Fleisch auf einmal zuzubereiten und damit grössere Gruppen zu versorgen. Eine Bargeldreserve erlaubt zusätzliche Einkäufe. Elektronische Zahlungsmittel und Bancomaten funktionieren ohne Strom nicht.

Wichtiger Notvorrat

Das Wassernetz kann ebenfalls ausfallen. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung empfiehlt pro Person einen Wasservorrat von mindestens neun Litern (drei Tage à drei Liter). Das entspricht einem Sixpack Mineralwasser.

Buchtipp

«Kochen ohne Strom –Das Notfallkochbuch» mit 50 Rezepten und vielen Tipps,152 Seiten, Verlag Bassermann, Fr. 15.90.