Giessen oder nicht giessen? Das ist für viele Gärtnerinnen und Gärtner im Sommer die Frage. «Wenn es so heiss und sonnig ist wie letzte Woche, brauchen der Nutzgarten, Töpfe und Hochbeete und einige Blumen zusätzlich Wasser», weiss Silvia Meister. Die Fachfrau für naturnahen Garten- und Landschaftsbau, die unter anderem Kurse an der landwirtschaftlichen Schule Liebegg gibt, hat in Fulenbach SO selbst einen grossen, naturnahen Garten.

Bewusst gesetzte Sträucher und Bäume helfen mit, dass es in Silvia Meisters Garten nicht zu heiss wird. «Zur Bewässerung haben wir zusätzlich Regenwassertonnen, die insgesamt rund 2000 Liter fassen», sagt sie. Alle seien mit einem Deckel ausgerüstet, unter anderem wegen der Tigermücken. Die beiden Tonnen an den Fallrohren verfügen zudem über einen Filter, damit bei einem Regen das erste Wasser nicht in der Tonne landet. «Dieses erste Wasser ist mit Feinstaub belastet», erklärt die Fachfrau dazu. Von den Tonnen schaffen Silvia Meister und ihr Mann das Wasser in Giesskannen zu den Beeten.

Bis zu 30 Liter

«Wenn es so heiss ist wie diese Woche, giessen wir alle zwei Tage», so Silvia Meister weiter. «Ausser bei den Radisli», fährt sie schmunzelnd fort. «Denen gebe ich täglich Wasser, damit sie nicht zu scharf werden.»

Und wie viel soll man giessen? Die auf Nutzgarten spezialisierte Agronomin Eveline Dudda meint dazu: «Je tiefer eine Pflanze wurzelt, desto länger kann man mit Giessen warten – und desto grössere Mengen braucht es, um die Bodenvorräte wieder aufzufüllen.» Kopfsalat oder Erdbeeren wurzeln relativ flach, sie sollten zwei bis drei Mal pro Woche gegossen werden. Gurken, Zwiebeln oder Bohnen kann man dagegen auch mit einer einmaligen Wassergabe in der Woche zufriedenstellen.

«Dann sollte man jedoch viel Wasser geben, etwa 30 Liter pro Quadratmeter, das sind drei volle Spritzkannen», so Eveline Dudda weiter. Wassergaben von weniger als zehn Litern pro Quadratmeter seien im Hochsommer möglichst zu vermeiden: «Der Anteil der Verdunstung ist sehr gross und die Pflanzen werden damit zur Bildung von oberflächennahen Wurzeln verleitet.»

In der Praxis stimmt das mit den Erfahrungen von Silvia Meister überein. Sie setzt zudem aufs Mulchen. «Ich schneide zum Beispiel hoch gewachsene Gründungen wie Phacelia ab und lege sie auf die Beete. So bleibt die Erde feucht.» Im Nutzgarten lockert sie zudem regelmässig mit einem Sauzahn oder einem Dreizack, um die Wasserhalte-Fähigkeit zu verbessern.

Wann giessen?

Die Gartenbeete giesst Silvia Meister jeweils am Morgen, damit weniger Schnecken von der Feuchtigkeit angelockt werden. Den Pflanzen im Topfgarten gibt sie hingegen am Abend Wasser. «So können sich die Pflanzen über Nacht erholen.»

Es gibt verschiedene Methoden um festzustellen, ob die Pflanzen Durst haben. Eveline Dudda rät dazu, die obersten zwei bis drei Zentimeter Erde wegzukratzen und zu schauen, ob der Boden darunter noch feucht ist. Silvia Meister setzt mehr auf die Beobachtung der Pflanzen. «Gerade bei den Malven sieht man gut, wenn sie zu trocken haben. Sie verlieren Blütenknospen.» Andere Pflanzen rollen die Blätter ein oder wirken geschwächt. «Mit der Zeit bekommt man ein Auge dafür, ob die Pflanzen Wasser brauchen.»

Bei Topfpflanzen rät sie zudem, Flüssigdünger nicht mit dem ersten Giesswasser in den trockenen Topf zu geben. «Sonst verbrennen die Wurzeln.» Besser sei es, die Erde erst zu befeuchten und dann den Dünger beizugeben. Und Zitrusfrüchte in Töpfen nicht mit Leitungswasser giessen. Das ist in der Schweiz meist zu kalkhaltig, was die Nährstoffaufnahme der Pflanze beeinträchtigen kann.

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Ollas selber machen

Ebenfalls zur Bewässerung geeignet sind Ollas, unglasierte Tongefässe, die in regelmässigen Abständen zwischen den Pflanzen im Beet eingegraben werden. Man kann sie im Fachhandel oder online kaufen – oder sie preiswert selber machen. Eine «grosse Olla» fasst dabei fast doppelt so viel Wasser wie eine «kleine Olla».

Das braucht es:

  • Für eine grosse Olla braucht es zwei unglasierte Tontöpfe mit rund einem Zentimeter unterschiedlichem Durchmesser.
  • Für eine kleine Olla braucht es nur einen Topf und dazu einen Untersetzer, der auf den oberen Rand des Topfes passt.
  • Einen flachen Stein oder eine Tonscherbe, gross genug, um das Loch im Boden des grösseren Topfes abzudecken.
  • Zement oder Bienenwachs.

So geht es:

  • Den Zement anrühren oder das Bienenwachs schmelzen.
  • Den Stein oder die Scherbe mithilfe des Klebemittels auf das Loch im Boden kleben, um es so abzudichten.
  • Grosse Olla: den kleineren Topf umgekehrt auf den grösseren stülpen. Den Zwischenraum mit Zement oder Wachs abdichten. Gut trocknen lassen.
  • Kleine Olla: Den Untersetzer auf den Topf setzen.
  • Die Olla bis etwa vier Zentimeter unter dem Rand in den Boden eingraben und die Erde rundum gut andrücken. Eine grosse Olla kann nun über das Loch im oberen Topfboden mit Wasser gefüllt werden. Ein Stein oder eine Scherbe auf dem Loch verhindern, dass Insekten hineinfliegen. Der Untersetzer auf der kleinen Olla kann ebenfalls mit Wasser gefüllt werden und dient Insekten zur Erfrischung. Damit sie nicht ertrinken, einen Stein und/oder ein Stück Holz hineinlegen.