Blumen, Kräuter und Gemüse scheinen auf den ersten Blick im Schulgarten des Bildungszentrums Palottis in Schiers GR wild durcheinander zu wachsen. Doch das täuscht. «Ich bewirtschafte den Garten mit Mischkultur und mache jedes Jahr einen Plan, was wohin kommt», sagt Barbara Michael. Seit 36 Jahren ist sie als Gärtnerin und als Lehrkraft für die Gartenmodule am Palottis tätig, unter anderem für die Bäuerinnen-Kurse.
Die Frauen in den Bäuerinnen-Modulen wissen zu Beginn des Kurses oft nur wenig darüber, was es beim Anlegen eines Gartens zu beachten gibt, weiss Barbara Michael aus Erfahrung. «Eine Gartenplanung machen die wenigsten. Doch das ist wichtig, wenn man den Boden gesund halten und sich am Ertrag erfreuen möchte.»
Warum überhaupt?
So eine Planung beginnt mit einer generellen Frage: Warum möchte man einen Hausgarten? Als Hobby, um Gemüse und Blumen als Zusatzangebot für den Hofladen zu haben oder gar für die Selbstversorgung? Letzteres braucht Platz. «Man rechnet mit rund 70 m2 pro Person», weiss Barbara Michael. Gerade bei Bäuerinnen stellt sich zudem die Frage, wie viel Zeit sie für den Garten haben.
Eine Standortbestimmung lohnt sich ebenfalls, bevor man die Beete anlegt. Was ist wo vorhanden, etwa Wasser oder Bäume und Sträucher, die Schatten spenden und den Wind abhalten? «Im Idealfall legt man den Garten in Süd-Südwestlage an und die Beete Nord-Süd-ausgerichtet.» Eine Wasserquelle sollte in der Nähe sein, um lästiges Schleppen von Giesskannen und allzu lange Gartenschläuche zu verhindern. Auch der Kompostplatz sollte bequem erreichbar sein.
Wo die einzelnen Gemüse, Kräuter oder Salate wachsen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen sollte das, was häufig nachgefragt ist oder etwas mehr Pflege braucht, in der Nähe des Hauses platziert werden. Zum anderen ist auch im Hausgarten eine Fruchtfolge sinnvoll. Dafür muss man sich ein wenig mit Trachten und Pflanzenfamilien auskennen. Unter dem Begriff «Tracht» versteht man im Garten den jährlichen Wechsel von stark-, mittel- und schwachzehrenden Pflanzen.
Die drei Trachten
- Als starke Nährstoffzehrer (Tracht I) gelten unter anderem Auberginen, Gurken, Kürbis, Melonen, Peperoni, Sellerie, Randen, Zucchetti, Tomaten, Fenchel, die meisten Kohlgewächse und Zuckermais.
- Zu den mittleren Nährstoffzehrern (Tracht II) gehören unter anderem Federkohl, Rüebli, Salate, Stangenbohnen und Schwarzwurzeln.
- Zu den schwachen Nährstoffzehrern (Tracht III) zählen unter anderem Buschbohnen, Erbsen, Kefen, Nüsslisalat, Knoblauch, Radieschen und Zwiebeln.
Mischkultur bedeutet, dass man gezielt verschiedene Pflanzen, die sich gut ergänzen, nebeneinander anbaut. «Wer mit Mischkulturen gärtnern möchte, arbeitet nur mit zwei Trachten», erklärt Barbara Michael. «Die Schwachzehrer, also die Gemüse der dritten Tracht, werden auf den Beeten mit den Pflanzen der ersten und zweiten Tracht gemischt.» Die Vorteile: Weniger Schädlinge, der Boden ist gut abgedeckt und wird nicht einseitig ausgelaugt.
Neben den Trachten lohnt es sich, auch die Pflanzfamilien zu beachten – denn wie auf dem Feld beugt Abwechslung Ertragseinbussen, Bodenmüdigkeit und Schädlings- oder Krankheitsbefall vor. Zusätzlich dürfen auf allen Feldern Salate stehen, da sie weniger anfällig auf Fruchtfolgekrankheiten sind, jedoch nur einmal in der gleichen Reihe pro Saison.
In Familien aufgeteilt
Die meisten Nutzpflanzen in den hiesigen Gärten finden sich in wenigen Familien:
- Doldenblütler: wie Fenchel, Rüebli, Pastinaken, Knollensellerie
- Korbblütler: wie Eisbergsalat, Endivie, Zuckerhut, Kopfsalat, Schwarzwurzel, Zichorien
- Kreuzblütler: wie Blumenkohl, Broccoli, Kohlrabi, Rettich, Radieschen, Rosenkohl, Weiss- und Rotkabis, Wirz, Kresse
- Nachtschattengewächse: Wie Kartoffeln, Tomaten, Peperoni, Aubergine
- Hülsenfrüchtler: wie Busch- und Stangenbohnen, Erbsen, Kefen
- Kürbisgewächse: wie Gurken, Zucchetti, Kürbis, Melonen
- Gänsefussgewächs: Wie Krautstiel, Randen, Spinat
- Baldriangewächse: wie Nüsslisalat
- Liliengewächse: Wie Lauch, Zwiebeln, Knoblauch
Nicht zu stark mischen
«Für den Anfang würde ich mit zwei Kulturen pro Beet beginnen, da es einfacher ist zum Planen», rät Barbara Michael. «Danach kann je nachdem der Plan ergänzt werden.» Zwei verschiedene Gemüsearten nebeneinander gelten als Mischkultur, wenn es eine bewusste Kombination ist, etwa Zwiebeln und Karotten.
«Zwischen die einzelnen Gemüse kann man Zwischenkulturen setzen, wie diverse Salate, Kräuter oder Blumen», fährt Barbara Michael fort. Aber Vorsicht: Bei einigen Pflanzenfamilien ist es mit der Nachbarschaft schwierig, die Gewächse konkurrieren um Nahrung, es können Krankheiten übertragen werden oder sie hemmen sich gegenseitig beim Wachstum. Etwa bei den Hülserfrüchtlern: Bohnen sollten nicht neben Erbsen angebaut werden. Bei den Nachtschattengewächsen gedeihen Peperoni und Aubergine nicht sonderlich, wenn sie in direkter Nachbarschaft stehen. Unterschieden wird zudem zwischen einer Hauptkultur, die 9 – 18 Wochen im Boden bleibt, etwa Kürbis, und einer Zwischenkultur, die nur 4 – 9 Wochen im Boden bleibt, wie Radieschen.
Planen auf Papier oder per App
Barbara Michael hält jedes Jahr auf einem detaillierten, selbst gezeichneten Beetplan fest, was wohin kommt. Wer es lieber elektronisch mag, kann die Planung auch mit einer kostenlosen App angehen, etwa von Gardena, Fryd oder Coaduno. «Die Gartenplanung klingt etwas kompliziert», weiss Barbara Michael. «Doch wenn man einmal einen guten Plan erstellt hat, kann man sich daran orientieren und jedes Jahr rotieren.» Bei Bedarf kann auch im Plan vermerkt werden, wann die Pflanze gesät oder gesetzt wurde und wann die voraussichtliche Ernte anfällt. So sieht man, wann Lücken im Beet entstehen. Mehrjährige Kulturen wie Spargeln oder Beeren pflanzt man übrigens in ein separates Beet.
Ein weiterer Vorteil einer Mischkultur ist, dass man Pflanzen mit langen Wurzeln neben solchen mit kürzeren setzen kann, buschige Pflanzen neben hochwachsenden. «So wird der Boden optimal genutzt und ist immer bedeckt. Man muss weniger mulchen und giessen», sagt Barbara Michael. Und wie sieht es mit dem Jäten aus? «Anfang Saison lohnt sich regelmässiges Jäten. Gut wäre auch, wenn man den Boden einmal pro Woche oberflächlich lockert.»
Düngen mit Pflanzen
Lohnenswert seien zudem Gründüngungen, so Barbara Michael. «Sie schützen den Boden und erhalten die Fruchtbarkeit.» Zudem füllen sie Anbaulücken im Frühjahr, Sommer und Herbst oder begrünt Beete im Winter. Gesät wird meist zwischen den Kulturen, ohne den Ablauf zu stören. Nach dem Anwachsen werden die Pflanzen zurückgeschnitten oder eingearbeitet.
Im Herbst lässt Barbara Michael alle verblühten Blumen und die abgeernteten Nutzpflanzen stehen. «So bleiben die Nährstoffe im Boden und Insekten haben einen Unterschlupf.» Das gilt auch für Schädlinge, doch damit kann die 59-Jährige leben. «Sonst haben die Nützlinge im Frühling ja nichts zu fressen», meint sie schmunzelnd. Nicht vergessen dürfe man zudem, dass ein Garten eine Geduld- und Erfahrungssache ist. «Man muss ausprobieren, was wächst, herbeizwingen kann man die Pflanzen nicht.»