«Wir wollen Preise für unsere Produkte, sodass es nicht zur zum Überleben reicht, sondern wir wollen vom Markterlös gut leben können – und mit weniger administrativem Aufwand», mit diesen Worten eröffnete Maja Grunder, Präsidentin des Verbands Thurgauer Landwirtschaft, die Generalversammlung, die vor einer Woche in Sulgen stattfand.

Sie plädierte für faire Preise, faire Marktpartner und faire Handelsbedingungen. Wichtig sei zudem: «Und wir wollen, wie alle Leute auch, Wertschätzung für das, was wir tun.»

«Zum Vollzug verdammt»

Mit diesen Worten machte sie am Rednerpult Platz für Regierungsrat Walter Schönholzer. In seinem Begrüssungswort betonte er die Bedeutung der Landwirtschaft im Kanton Thurgau. Im schweizweiten Kantonsvergleich hätte der Thurgau den höchsten Selbstversorgungsgrad. Die Regierung sei nicht mit allem einverstanden, was punkto Agrarpolitik von Bern komme.

«Aber wir sind zum Vollzug verdammt», brachte es Walter Schönholzer auf den Punkt. Man probiere Einfluss zu nehmen und manchmal gelinge das auch. Als Beispiel nannte er die Standesinitiative des Kantons Thurgaus zur Erhaltung des Selbstversorgungsgrads der Schweiz mit Schweizer Zucker und die Standesinitiative gegen den Einkaufstourismus, die verlangt, dass die Wertfreigrenze bei Wareneinfuhren auf Fr. 150.- herabgesetzt werde.

«Genug von Ökologie»

Walter Schönholzer sprach den Bauern aus dem Herzen. Auch forderte Maja Grunder forderte die Mitglieder auf, sich an der Vernehmlassung zum aktuellen Verordnungspaket zu beteiligen. Die Vernehmlassung dauert bis zum 1. Mai 2024. Gastredner Bauernverbandspräsident Markus Ritter ergänzte: «Wir müssen auch die nächsten Wahlen gewinnen, damit wir Einfluss auf die AP 2030 nehmen können. Wir haben genug von Ökologie und Biodiversität.» 30 Jahre lang hätte die Ökologie im Fokus gestanden. Mit der AP 2030 gelte es aber die landwirtschaftliche Produktion, Wertschöpfung und das bäuerliche Einkommen zu stärken.

Vorerst liegt aber die Kampagne gegen die Biodiversitätsinitiative an. Die Abstimmung findet am 22. September statt. Wichtig sei es in der jetzt laufenden sogenannten unpolitischen Aufklärungskampagne mit Tafel auf Biodiversitätsförderflächen, die Leistungen der Landwirtschaft sichtbar zu machen. Der politische Abstimmungskampf startet am 13. Juni. Dabei ist der Schweizer Bauernverband eine breite Allianz eingegangen unter anderem mit dem Gewerbeverband, dem Dachverband erneuerbarer Energien und dem Alpwirtschaftlichen Verband.

Die politischen Diskussionen hielten sich aber an der Generalversammlung in Grenzen.

Ehrenmitgliedschaft für Urs Schneider

Mehr am Herzen lag Maja Grunder die Ehrung langjähriger Vorstandskollegen, die zurücktraten. Das betraf Peter Metzger und Urs Schär. Sie wurden offiziell vom VTL verabschiedet und zu Ehrenmitgliedern ernannt. Diese Ehre kam auch Urs Schneider zu.

Urs Schneider war der langjährige stellvertretende Direktor des Schweizer Bauernverbands und ging Ende 2023 in Pension. Vor seinen Stellenwechsel zum Schweizer Bauernverband war er lange Jahre für das Thurgauer Amt für Landwirtschaft sowie als Geschäftsführer des VTL tätig gewesen. Die Thurgauer Bauernfamilien schätzen ihn sehr. So wurde er mit Standing Ovation verabschiedet.

Auch Maja Grunder wurde einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Sie erhielt einen grossen Blumenstrauss und viel Lob für ihr Verbandsengagement. Mit ihrem erfrischendem Auftritt sorgte sie nicht nur an der Versammlung für gute Stimmung, sondern das ganze Jahr über auch an ihren Vorstandssitzungen und bei der Geschäftsstelle.

Neu im Vorstand

Neu in den Vorstand gewählt wurden Kilian Appert (24) aus Wiezikon. Appert ist in einem 60-%-Pensum auch am Arenenberg tätig ist. Aus Wilen (Gottshaus) bereichert Marcel Heim (47) das Vorstandsgremium. Heim bewirtschaftet mit seiner Familie einen Milchwirtschaftsbetrieb mit Hochstammobstbau.