Ein prächtiger Wintertag mit zügigen Carving-Schwüngen auf schönsten Pistenhängen und als Abschluss noch zum Après-Ski, so stellt man sich den perfekten Skitag vor. Doch nicht alle Wintersportler schaffen es bis in die Après-Ski-Bar. Rund 62'000 in der Schweiz wohnhafte Skifahrerinnen und Snowboarder verletzen sich jedes Jahr bei einem Unfall.

Mehr Kollisionen auf den Pisten

Dann kommt einer oder eine der rund 2500 Pisten- und Rettungsdienstmitarbeiter(innen), welche auf Schweizer Pisten unterwegs sind, zum Einsatz. Einer davon ist Landwirt Xaver Appert aus Schwyz. Seit 31 Jahren arbeitet er über die Wintermonate an vier bis fünf Tagen pro Woche im Skigebiet Stoos. «Als Pistenpatroulleur bin ich bei einem Unfall der Ersthelfer, viele Gäste erwarten aber bei meinem Eintreffen bereits einen Arzt», so Appert. Als Erstversorger hat er nur beschränkte Möglichkeiten, den Patienten zu behandeln. Es ist ihm beispielsweise nicht erlaubt, Schmerzmittel zu verabreichen.

Er hat aber durch seine jahrelange Erfahrung gelernt, auch mit schwierigen Situationen umzugehen. «Ruhe zu bewahren ist wichtig. Ähnlich wie im Stall habe ich auf den Pisten mit dem homöopathischen Mittel Arnika gute Erfahrungen gemacht.» Die Unfälle seien aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren nicht schlimmer geworden. Die Kollisionen auf den Pisten hätten aber sicher zugenommen. Und noch eine weitere Veränderung hat Xaver Appert beobachtet: «Vor allem ältere Personen verlangen mit dem Verweis auf ihre Gönnermitgliedschaft vielfach gleich nach dem Rega-Helikopter.»

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Einzelne tragische Ereignisse erlebt

Die Aufgabe des Pistenpatroulleur ist sehr anspruchsvoll, manchmal endet ein Einsatz auch tragisch. Drei Todesfälle hat Xaver Appert in seinen gut 30 Dienstjahren erlebt. Glücklicherweise seien darunter keine Kinder gewesen. Es gäbe aber auch spezielle, teilweise sogar amüsante Einsätze. Da das Bergdorf Stoos keinen Notfallarzt vor Ort hat, kommen die Pistendienstler auch als Ersthelfer im Dorf zum Einsatz. So wurde Xaver Appert für einen Unfall mit Verbrennungen in einer Hotelsauna gerufen. Die betroffene Dame habe sich auf eine heisse Platte gesetzt. Die Verbrennungen hätten sich dann aber als nicht allzu gravierend herausgestellt, erklärt Xaver Appert mit einem Schmunzeln.

Viele Landwirte arbeiten teilzeit im Skigebiet

Trotz bereits 31 Dienstjahren freut sich der Schwyzer Bauer jeden Dezember auf die kommende Wintersaison. Er empfindet seine Arbeit immer noch als sehr abwechslungsreich und spannend. Ist es dann aber März, sei er auch wieder froh, auf dem Heimbetrieb im Tal bleiben zu können. Die Teilzeitangestellten im Skigebiet Stoos seien fast alles praktizierende Landwirte. «Dank der leistungsfähigen Beschneiungsanlage ist unser Skigebiet relativ schneesicher und garantiert den Bauern für gut drei Monate ein sicheres Einkommen», so Appert. Das sei in tieferliegenden Gebieten ohne Schneekanonen heute nicht mehr gegeben. Entsprechend hätten diese Wintersportorte aktuell auch mehr Mühe, genügend Saisonangestellte zu finden.

Obst und Mutterkühe als Betriebszweige

Seine Arbeit im Pistenrettungsdienst übt Xaver Appert mit grosser Leidenschaft aus. Ebenso begeistert arbeitete er auf seinem Familienbetrieb mitten in Schwyz. Ein wichtiger Betriebszweig ist der Tafelobstbau. Rund 20 Aren Kirschen und 80 Aren Äpfel und Birnen pflegt er. «Da ich im Winter viel auswärts bin, schneide ich vor allem die Apfelbäume erst spät im Frühling.» Auch die 21 Mutterkühe im Stall würden sich gut mit dem Pensum im Skigebiet vereinbaren lassen. Die Fütterung ist mit dem Rundballensystem sehr effizient, das Bereitstellen der Gras- und Maissilage erfolgt nur dreimal wöchentlich. Während seiner Abwesenheit macht seine Frau Regula Appert oder einer seiner beiden Söhne über den Mittag einen Kontrollgang im Stall.

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Im Hofladen läufts rund

Viele der Hofprodukte aus Obstanlage und Stall werden im eigenen Hofladen vermarktet. Dank den Sortimentsergänzungen durch Produkte von Partnerbetrieben und dem perfekten Standort mitten im Dorf Schwyz haben sich die Umsätze in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Der Hofladen ist das Reich von Bäuerin Regula Appert. Unterstützt wird sie aktuell von Tochter Silvia Appert, welche durch ihre kulinarische Erfahrung als Küchenchefin viele neue kreative Ideen einbringt.

Aber auch die drei anderen Kinder Petra, Felix und Thomas Appert sind auf dem Betrieb aktiv. Felix und Thomas haben beide die Ausbildung Landwirt EFZ absolviert und arbeiten im Moment in unmittelbarer Nachbarschaft auf einem grossen Landwirtschafts- und Maschinenbetrieb. Dank der grossen innerfamiliären Unterstützung wird Xaver Appert so wohl noch weitere Winter verletzte Skifahrer erstversorgen können.

Betriebsspiegel Lücken
Betriebsleiterpaar: Regula und Xaver Appert
Ort: Schwyz
Fläche: 16,5 ha Futterbauwiesen, 1 ha Silomais, 1,3 ha Streue, 1 ha Tafelobst
Viehbestand: 21 Mutterkühe mit Kalb, 1 Stier, 100 Legehennen
ArbeitskräfteRegula und Xaver Appert, die Kinder Silvia, Thomas, Petra und Felix Teilzeit im Stundenlohn. Zwei familienfremde Teilzeitangestellte.