Überall liegt an den Strassen Holz zum Abtransport bereit. Ich denke oft darüber nach, wo die Bäume wohl gestanden haben und wie viel Arbeit dahintersteckt, bis sie hier schön aufgereiht an den Strassen liegen. Einmal schaute ich zu, wie eine Maschine Stämme oben packte, unten durchsägte und sie im Nu entastete. Sie wurden an der Waldstrasse aufgeschichtet und die Äste an Haufen gestossen.
Manchmal beneide ich die Waldbesitzer, die in günstigem Gelände Bäume fällen und die Stämme gleich mit dem Traktor zur Strasse ziehen können. Wir haben mehr Arbeit damit.
Es ist kalt. Eine dicke Schneedecke liegt auf dem Land. Der Nebel hängt schweres «Biecht» an die verschneiten Bäume. Wunderschön sieht es aus, aber die Tage der Bise sind gezählt. Wir nutzen sie, um das Holz aus dem Wald zur Strasse zu bringen. Ich muss nicht mehr helfen und besuche Jost, der am Traktor die Seilwinde bedient.
Jost-Xaver wirft sich die Kette über die Schulter und zieht damit das Seil. Es geht steil abwärts und das Seil gleitet leicht über den Schnee. Die Stämme sind gestern schon vom Wald zur Hecke gezogen worden. Heute kommen sie eine Seillänge höher herauf. «Zie», tönt es aus dem Funkgerät, dann «haut», «loslo» und nach ein paar Sekunden wieder «zie». Langsam kriecht eine entastete Tanne den Abhang hinauf.
Der nächste Stamm liegt etwas abseits. Jost-Xaver geht wieder los mit dem Seil und trägt zusätzlich eine Umlenkrolle in der Hand. Diese befestigt er an dem Weg an einer Esche. Als er wieder zieht, bewegt sich das Seil kaum. Ich packe auch an und helfe ziehen. Dann stapfe ich zurück zum Traktor, das gibt richtig warm. Nach dreimal Ziehenhelfen bin ich schon müde. »Zie» tönt es wieder, «haut, nor echli loslo». Der Stamm rutscht zurück. «Echli zie, loslo», jetzt bleibt er. Diese Wörter wiederholen sich den ganzen Nachmittag. Als es dämmert, verabschiede ich mich und gehe die Kühe füttern. Die Männer seilen weiter, alles Holz muss herauf, denn morgen wird der Traktor heraufgezogen und oben hingestellt, selber fahren kann er hier nicht.
Nach vier Etappen ist das Holz auf der Ebene. Beim nächsten Schneefall wird es mit dem Traktor zur Strasse geschleppt. Und der Ertrag? Wenn man im Winter Zeit hat und alles mit eigenen Mitteln ausführen kann, gibt es immerhin etwas Lohn für die strenge Arbeit.
Zur Person
Therese Bussmann aus Menzberg LU ist Bäuerin und Mutter von sechs erwachsenen Kindern.