Die 25. Austragung des Schwägalp-Schwingets begann so, wie es für ein Bergkranzfest fast sinnbildlich ist: im dichten Nebel. Schon am Morgen hüllte sich die Arena in eine graue Decke, das Sägemehl glänzte feucht, und die Zuschauerinnen und Zuschauer mussten sich den Weg über die Alpweiden erahnen. Wer angekommen war, spürte sofort die besondere Stimmung, die ein Schwingfest in den Bergen von jedem anderen Anlass unterscheidet. Rund 12 450 Menschen fanden sich ein, um den Jubiläumstag mitzuerleben.

Schlussgang ohne Überraschung

Im Sägemehl standen 90 Schwinger bereit, um die Kräfte zu messen. Der Tag führte in bekannter Manier zum Höhepunkt: dem Schlussgang zwischen Samuel Giger aus Märstetten TG und Werner Schlegel aus Hemberg SG. Vierzehn Minuten lang lieferten sie sich einen zähen Kampf, am Ende resultierte ein Gestellter. Für Giger bedeutete das den siebten Sieg auf der Schwägalp, ein Rekord, der seine Stellung als dominanter Schwinger der Gegenwart unterstreicht.

Doch diesmal blieb er nicht allein: Auch Marcel Räbsamen aus Müselbach SG durfte den Sieg mitfeiern. Mit fünf gewonnenen Gängen und vier Maximalnoten hatte er sich die gleiche Punktzahl erarbeitet – und damit seinen ersten grossen Kranzfestsieg erreicht. Für viele war es zweifelsohne der emotionale Moment des Tages, als der 24-jährige Räbsamen auf den Schultern seiner Kameraden gefeiert wurde. Dieser Erfolg, so kurz vor dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF), das vom 29. bis 31. August in Mollis GL stattfindet, macht den St. Galler auch zu einem Kandidaten, wenn es um den Königstitel geht.

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Die Liebe zum Bergfest

In der Höhe

Ein Bergkranzfest ist ein besonders hochrangiges Kranzfest, das:

- Höhenlage und historische Verankerung in Berggebieten mit sich bringt,
- strengen Teilnehmerbegrenzungen unterliegt (Anzahl + max. drei Teilnahmen pro Saison),
- grosses Prestige geniesst,
- sich sportlich von normalen Kranzfesten abhebt – ohne jedoch das grundsätzliche Kranzprinzip zu verändern.

Unter den Tausenden Besucherinnen und Besuchern brachte es Ruedi Uhlmann, Leiter Schlachtvieheinkauf von der Lucarna Macana, Hinwil ZH, auf den Punkt. Im Gespräch mit der BauernZeitung sagte er: «Es ist für mich eines der schönsten Feste. Bergfeste haben einfach etwas Besonderes.» Im gleichen Atemzug erwähnte er auch die Feste auf der Rigi und dem Weissenstein. Letzteres ist das jüngste Fest in der Geschichte (siehe Tabelle).

Dabei ist zu beachten, dass der Weissenstein-Schwinget, zumindest als Bergfest, und auch der Schwägalp-Schwinget eine junge Geschichte haben. «Anlässlich der Abgeordnetenversammlung des Eidgenössischen Schwingerverbands 2000 in Muttenz BL war es so weit», erklärt Reto Bleiker, Leiter Geschäftsstelle Eidgenössischer Schwingerverband, auf Anfrage der BauernZeitung. «Der Weissenstein wurde zusammen mit der Schwägalp provisorisch in den auserlesenen Kreis der Bergkranzfeste aufgenommen. Nach der dreijährigen Versuchsphase erfolgte an der AV 2003 in Erstfeld UR mit der definitiven Aufnahme die Bestätigung für die unternommenen Anstrengungen», ergänzt er.

Wie man sich auf der in den Nebel getauchten Tribüne am vergangenen Sonntag gut zu erinnern vermochte, war das alles andere als einfach. Insbesondere in der Innerschweiz habe man das Gefühl gehabt, dass es solche Bergkranzfeste ausserhalb dieser Region nicht brauche.

Nach 25 Jahren ist diese Ansicht der Gewohnheit gewichen. Die Stimmung auf der Schwägalp mit der einzigartigen Nähe zur Natur, die Einbettung in die Landschaft und die Verwurzelung in der Landwirtschaft geben solchen Anlässen einen unverwechselbaren Charakter.

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Böller-Eklat

Das Jubiläumsfest wurde nicht nur durch Sportliches geprägt. Ein Zwischenfall überschattete den Tag und beherrschte leider auch die medialen Berichte der Woche, wenn es allerdings auf dem Festgelände selbst kaum ein Thema war. Mitten während der Gänge wurde aus den Zuschauerreihen ein Böller gezündet. Der Knall war für viele im Publikum allerdings kaum hörbar, in der Fernsehübertragung von SRF hingegen schon. Dort hörte man den Knall deutlich, während auf dem Platz weiter geschwungen wurde. Medien sprachen danach von einem «Böller-Eklat». Der «Blick» zitierte den Technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands, Stefan Strebel, mit den Worten: «Wir wollen keine Zustände wie im Fussball.» Auch SRF berichtete, der Knall habe den fünften Gang kurz überschattet und Diskussionen ausgelöst.