Mit knapp 2000 Angestellten, vier Produktionsstandorten und einem Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro (Prognose für das Geschäftsjahr 2020/ 2021) gehört der Landtechnikhersteller Pöttinger aus Grieskirchen (AT) zu den führenden Unternehmen auf dem europäischen Markt.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte des Familienbetriebs vor 150 Jahren aber ganz klein, nämlich mit der Gründung einer Schlosserei und dem Patent auf eine Futterschneidemaschine.

Ein findiger Uhrmacher als Gründer

Den Grundstein des Unternehmens legte der Uhrmachermeister Franz Pöttinger aus der kleinen österreichischen Stadt Grieskirchen. Pöttinger war technisch versiert und spielte seine Stärken auf unterschiedlichen Feldern aus. So betätigte er sich auch als Schlosser, Schmied und Brunnenmacher. Dabei sah er, dass die Zeit reif war für eine Mechanisierung landwirtschaftlicher Arbeiten.

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Um die Arbeit der Bauern zu erleichtern, entwickelte er eine Futterschneidemaschine, für die er am Volksfest 1871 im österreichischen Linz mit einer silbernen Preismedaille ausgezeichnet wurde. Diese Anerkennung bewog Pöttinger zur Gründung seines Unternehmens und zur Patentierung seiner Maschine.

Pöttingers erste Entwicklungen

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Beflügelt durch den Erfolg der Futterschneidemaschine liess Pöttinger bald einmal weitere Geräte folgen. Er entwickelte Obstmühlen und -pressen, Silo- und Futterhäcksler sowie einen Buschholzhacker und einen Kartoffelroder. Neben landwirtschaftlichen Geräten entwickelte Pöttinger etwa Brunnenanlagen und sogar alternative Technologien, darunter Acetylengas-Aggregate, dank denen Grieskirchen früh über eine künstliche Strassenbeleuchtung verfügte.

Es geht bald steil bergauf

Dank der Umtriebigkeit Pöttingers wuchs der Betrieb rasch zu einem veritablen Kleinunternehmen. Als Franz Pöttinger 1909 die Geschicke in die Hände seines Sohnes Alois legte, beschäftigte die Firma bereits zehn Mitarbeitende – die Familienmitglieder nicht mit eingerechnet. Ab da ging es zügig und modern voran: Noch 1909 legte sich Pöttinger ein Firmenlogo zu und erweiterte nach und nach die Produktpalette.

Alois Pöttinger und seine drei Söhne bauten das Geschäft stetig aus, sodass für die 1949 eingeführten Schwadrechen ein neues Werk gebaut werden konnte. Ab 1951 begann Pöttinger auch mit der Produktion von Heuaufladern. So verlagerte sich der Produktionsschwerpunkt in den 1950er-Jahren schliesslich völlig auf Landtechnik. Als Alois Pöttinger 1958 verstarb und seine Söhne die Leitung übernahmen, stammten bereits rund 10 Prozent des Jahresumsatzes aus dem Export.

Das «Grüne Programm» wird etabliert

Im Jahr 1960 wurde das Stammwerk zu klein für das sich bestens entwickelnde Unternehmen mit mittlerweile rund 300 Angestellten, also wurde bis zur 100-Jahrfeier 1971 ein neuer Standort am Stadtrand von Grieskirchen erschlossen.

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Unterdessen brachte Pöttinger mit dem Ladewagen LW 14 «Pionier» ein Gerät auf den Markt, das die Grünfutterernte revolutionierte. Im Gegensatz zum Heuauflader, der mehrere Personen benötigte, ermöglichte der Ladewagen die gesamte Ernte mit nur einer Arbeitskraft. Den topografischen Gegebenheiten in Österreich entsprechend entwickelte Pöttinger mit der selbstfahrenden Heuraupe auch ein erstes, sehr erfolgreiches Gerät für das Arbeiten am Hang.

Diese und viele weitere Neuerungen wurden unter dem Titel «Grünes Programm» eingeführt; Pöttinger hatte sich als Vollanbieter für die Grünlandbewirtschaftung etabliert. In den 70er-Jahren fokussierten die Österreicher dann auf die Bodenbearbeitung, Pflüge, Kreisel-eggen und Grubber wurden produziert. Als drittes Geschäftsfeld erschloss Pöttinger zu Beginn der 2000er schliesslich die Sätechnik.

«Ehre die Vergangenheit, …»

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«… sei die Zukunft» lautet der Leitsatz, unter dem Pöttinger letztes Jahr sein 150-Jahr-Jubiläum gefeiert hat – aus bekannten Gründen leider ohne ein grosses Fest oder eine Ausstellung. Über die Neuheiten der vergangenen drei Jahre können sich Interessierte und Pöttinger-Fans an einer virtuellen Ausstellung informieren.

Die vergangenen Pandemie-Jahre haben die gesamte Landtechnikbranche vor lang anhaltende Herausforderungen gestellt. Obwohl auch Pöttinger durch die angespannte Situation auf dem Rohstoffmarkt sowie durch Materialknappheit und Lieferengpässe ausgebremst wurde, konnte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019/20 den zweithöchsten Umsatz seit der Firmengründung verbuchen. Angesichts einer sehr hohen Nachfrage konnten die Österreicher ihren Jahresumsatz im vergangenen Jahr sogar noch um 11 Prozent steigern, wie das Fachmagazin «Die Grüne» im vergangenen Dezember berichtete. Gemäss eigenen Angaben erwirtschaftete Pöttinger im Geschäftsjahr 2020/21 über 400 Millionen Euro. Wie «Die Grüne» weiter berichtete, geht der Hersteller davon aus, dass sich die bislang schwierige Liefer-situation in der zweiten Hälfte dieses Jahres entspannen wird.