Während längerer Zeit stagnierte der Zubau von Solaranlagen, auch auf Bauernhöfen. Nun sei aber eine Trendwende erkennbar, sagt Pius Hüsser von Nova-Energie Aarau, der viele Beratungen auch auf Bauernhöfen macht. Die Rahmenbedingungen seien wieder klarer, die Wartezeit für Förderbeiträge deutlich kleiner, die Gestehungskosten weiter gesunken und künftig würden die Strompreise und Einspeisetarife wieder steigen.

Tiefe Gestehungskosten

Noch immer würden aber grosse Scheunendächer brach liegen. «Das ist eigentlich schade um die grossen Flächen.» Pius Hüsser weist darauf hin, dass die Gestehungskosten weiter gefallen sind, teils unter zehn Rappen pro kWh, was schon nahe an den Einspeisetarifen von je nach Energieversorger sechs bis zehn Rappen liege. «Die Solarstromproduktion für den Verkauf könnte sich schon bald wieder lohnen.» Voraussetzung sei allerdings, dass keine teuren Strom-Ableitungen erstellt werden müssten, sonst sei die Wirtschaftlichkeit weg, betont Hüsser.

30-kVA-Anlagen Standard

Pius Hüsser berichtet, dass auf Bauernhöfen meist Anlagen bis 30 kVA Leistung bestehen oder neu erstellt werden. Mit Ausnahme der vor Jahren erstellten Grossanlagen, die noch von der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) profitieren können. 30-kVA-Anlagen würden auf mittleren Bauernhöfen einen recht hohen Eigenversorgungsgrad ermöglichen. Soll mehr Strom selber produziert und genutzt werden, so würden Speicherlösungen immer interessanter.

Der Zubau von Photovoltaik (PV)-Anlagen habe letztes und dieses Jahr schweizweit deutlich angezogen, vor allem bei kleineren und mittleren Anlagen unter 100 kVA, bestätigt Patrick Küng von der CKW. In der Landwirtschaft der Region Zentralschweiz sei ebenfalls feststellbar, dass vor allem Anlagen bis zur Schwelle von 30 kVA gebaut werden. Küng rechnet vor, dass selbst bei dieser Grösse nach Abzug der Einmalvergütung Gestehungskosten von rund zehn Rappen möglich sind, wenn die PV-Module auf ein einfaches Dach aufgebaut werden. Die Modulkosten seien im 2018 deutlich gesunken, dieses Jahr nochmals leicht. Mit dynamischen Steuerungen könne heute Strom auch dosiert ans Netz abgegeben werden. So könne teils verhindert werden, dass eine nicht genügend gross dimensionierte Anschlussleitung teuer ausgebaut werden muss.

Messkosten entfallen

Im Juni hat der Bund das Messwesen für PV-Anlagen geändert. So müssen Betreiber für Anlagen über 30 kVA keine ­sogenannte Lastgangmessung mehr bezahlen. Das seien immerhin jährlich rund 800 Franken, welche die Betreiber einsparen könnten, hat der Bauernverband Aargau (BVA) berechnet. Gleichwohl bleibe wohl die Grenze von 30 kVA relevant, weil einige weitere Auflagen ab dieser Grösse bestehen bleiben und Kosten verursachen.

Wer aber auf seinem Bauernhof Jahresverbräuche von über 40 000 kWh aufweise, der sollte sich gleichwohl überlegen, ob eine grössere Solaranlage nicht Sinn mache, meint Ralf Bucher, BVA-Geschäftsführer. Dies sollte mit einer Beratung näher geklärt werden. Zu lange sei den weggefallenen kostendeckenden Einspeisetarifen nachgetrauert worden. Trotz im Vergleich zu anderswo tieferen Strompreisen im Aargau könnten sich PV-Anlagen dank den tiefen Gestehungskosten und der raschen Auszahlung der Einmalvergütung wieder mehr lohnen. «Im Fokus bleibt aber der Eigenverbrauch», betont Bucher.

Gerade Standard sei es schon nicht, dass bei Um- und Neubauten auf Bauernhöfen Solaranlagen auf die Dächer montiert ­werden, sondern eher die Minderheit, sagt Martin Blümli von der Luzerner landwirtschaftlichen Kreditkasse. PV-Anlagen würden auch nicht mehr wie früher separat mit Agrarkrediten unterstützt.

Bei grösseren Stromverbrauchern mit konstant hohen Tagesverbräuchen sei aber schon feststellbar, dass Solaranlagen ein Thema sind. Blümli erwähnt Milchbetriebe mit Melkroboter, automatisierten Fütterungs- und Entmistungssystemen oder auch Schweine- und Geflügelbetriebe mit Lüftungen und Futterautomaten.

Milchbetriebe stromintensiv

Den Trend bestätigt Josef-Urs Grüter von Alectron Ruswil. Die letzten Jahre seien schwierig gewesen, das Interesse für Solarstromanlagen sei eher gesunken, auch wegen der schlechteren Rahmenbedingungen. Nun sei aber eine Wende spürbar, und grössere Dächer mit Trafostationen in der Nähe könnten als Produktionsanlagen für die Einspeisung wirtschaftlich wieder interessant werden.

Er stellt fest, dass vor allem grössere und auf Wachstum ausgerichtete Milchviehbetriebe mit steigendem Stromverbrauch sehr wohl auch auf grössere Solaranlagen setzen. Dort stehe nicht die aktuelle Rendite aufgrund des derzeitigen Stromverbrauchs, sondern die künftige ­Betriebsentwicklung im Vordergrund. «Es lohnt sich, nicht zu knapp, sondern schlau zu planen und an die Zukunft zu denken.» Die Stromkosten würden sicher steigen, und da lohne sich eine möglichst hohe Eigenproduktion des Stromes erst recht. «Melkroboter und eigener Solarstrom passen sehr gut zusammen», so seine Praxiserfahrung.

Kochsalz-Batterien

Das sei auch bei Schweine- und Geflügelbetrieben ein Thema. «Auf intensiven Produktionsbetrieben wird der Stromverbrauch wegen der Automatisierung künftig zunehmen, das Stichwort heisst Elektrofarming», meint Josef-Urs Grüter. In diesem Zusammenhang würden auch Stromspeicher an Bedeutung gewinnen. So die auf Kochsalz basierenden Salz-Nickel-Batterien. Solche würden von Alectron auch an der kommenden Suisse Tier Ende November in Luzern gezeigt, sagt Grüter.

 

"Ich kann eine PV-Anlage sehr weiterempfehlen"

Patrik Huber aus Birrhard gilt als Energiesparfuchs. Schon seit Jahren versucht er auf dem 55 ha grossen Betrieb, den Stromverbrauch zu senken, die Effizienz zu verbessern. Alte Stromfresser wie die Silofräse oder die fünf Elektroboiler wurden ersetzt oder reduziert. Im Wohnhaus wurde die Elektrospeicherheizung durch eine Gasheizung ersetzt. Die Montage einer Photovoltaikanlage von 30 kVA im Sommer 2018 sei der letzte Schritt zu mehr Stromsparen gewesen. Die Erfahrungen seien sehr positiv. Darüber berichtete er schon letzten Juni im Rahmen des Arbeitskreises Melkroboterbetriebe des LZ Liebegg bei einem Besuch auf seinem Betrieb. «Die Module produzierten viel mehr Solarstrom als erwartet, so mussten wir noch mehr Strom einspeisen als befürchtet.» Deshalb wurde der Eigenverbrauchsanteil weiter erhöht. Statt Gerätschaften im Niedertarif laufen zu lassen, wird nun der eigene Tagesstrom verwendet. Auch der Melkroboter auf dem Milchviehbetrieb mit 40 Kühen und einer Produktionsmenge von 300 000 kg bezieht vor allem den eigenen Solarstrom. Die Optimierung hat positive Folgen auf die Stromrechnung: Gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 musste Huber im ersten Halbjahr 2019 rund 3800 Franken weniger bezahlen. Das seien rund 50 Prozent weniger, dank Eigenverbrauch und Vergütung des eingespeisten Stroms, für welchen er zwar nur rund 5,5 Rappen erhält. Er habe rund 55 000 Franken investiert. Es gebe interessante Angebote der Firmen zur Vorfinanzierung der Einmalvergütung, welche rund einen Viertel der Investitionskosten ausmacht. So rentiere eine Anlage schon seit Anbeginn, zumal die Gestehungs-kosten pro kWh auch bei Huber tiefer sind als die Kosten bei Fremdstrombezug. Eine PV-Anlage für eigenen Solarstrom kann Huber seinen Berufskollegen deshalb nur empfehlen.