Die schweren Rundballen per Hand zu zerlegen und zu verteilen, kann einen Viehhalter ziemlich ins Schwitzen bringen. Spätestens dann, wenn es in den Schultern zwickt und im Rücken zwackt, denkt man über eine technische Erleichterung nach.
Auch für Max Wildi aus Langenbruck im Kanton Baselland war die belastende körperliche Anstrengung der ausschlaggebende Grund, die Heugabel an den Nagel zu hängen und stattdessen in ein technisches Gerät zu investieren. «Meine Frau verteilt bei uns das Futter, während ich unsere Milchkühe melke. Für Frauen ist die Belastung nochmals grösser», weiss er.
Benzin, Diesel oder Akku?
Auf dem Markt gibt es verschiedene Geräte, die das Verteilen von Futter aus Rundballen erleichtern. Rundballenschneider oder Rundballenabwickler etwa verringern die Arbeitsbelastung, allerdings muss das Futter weiterhin von Hand verteilt werden. Interessanter sind dagegen Ballenauflösegeräte, die den Ballen zerkleinern sowie vorlegen können. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen: Solche, die an den Traktor angehängt werden müssen. Aber auch selbstfahrende Modelle, die ohne Traktor mit Benzin, Diesel oder Akku betrieben werden.
Enge Platzverhältnisse machen es mit dem Traktor unmöglich
Max Wildi hat sich für das akkubetriebene Modell entschieden: «Wir haben über eine längere Zeit verschiedene Geräte genau angeschaut. Auf mit Diesel betriebene Fahrzeuge wollten wir verzichten, wegen der Abgase.» Deshalb und auch wegen der reduzierten Platzverhältnisse im Laufstall, kam ein Traktor als Zugmaschine nicht in Frage. «Der Traktor mit Doppelbereifung passt knapp durch den 3,10 m schmalen Futtergang. Jeden Tag mehrmals damit reinzufahren, ist eine Tortur. Da darf nicht mal eine Heugabel im Weg stehen», führt er aus.
Wendig im Stall mit selbstfahrenden Modellen
Ähnliche Erfahrungen hat auch Nicole Mühlestein aus Belp im Kanton Bern gemacht. Ihr haben die Eltern noch oft beim Verteilen geholfen. Sie selbst hat dann bald Probleme mit dem Rücken bekommen. Weil in ihrem Anbindestall die Platzverhältnisse ebenfalls eingeschränkt waren, hat sich die Betriebsleiterin für ein wendiges Ballenauflösegerät auf drei Rädern der Firma Ballemax entschieden. «Wegen des eigenen Benzinmotors brauche ich keinen Traktor, das hat mich bei den anderen Geräten gestört», teilt sie ihre Erfahrungen.
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Auf einer Ausstellung ist auch Familie Wildi auf den Ballemax gestossen. Die Entscheidung ist dann schnell gefallen nach einem Testlauf auf dem eigenen Betrieb.
So funktioniert ein Ballenauflöser
Ballenauflösegeräte nehmen die Ballen mit einem seitlichen Ladearm selbstständig auf und heben ihn auf den Kratzboden. Ein hydraulischer Stützfuss stabilisiert dabei das Dreirad. Der Kratzboden schiebt den Rundballen gegen die Auflösewalzen. Diese reissen das Futter vom Ballen ab und verteilen es gleichmässig am Fressgitter. Unterschiedliche Ballendurchmesser sind möglich sowie die Aufnahme von Maisballen in runder oder eckiger Form.
Anzahl der Ballen ist entscheidend, nicht die Anzahl Tiere
Im Winter kommt der Ballemax bei Familie Wildi dreimal täglich zum Einsatz. «Wir verfüttern etwa einen Rundballen pro Tag. Im Sommer sind die Kühe vorwiegend auf der Weide, da erhalten sie neben dem Gras noch zusätzlich etwas Heu, was wir ebenfalls mit dem Ballemax verteilen», so Max Wildi. Der Landwirt besitzt 34 Milchkühe. Insgesamt werden auf dem Betrieb 60–100 Rundballen pro Jahr verfüttert. Daneben noch Silage aus dem Hochsilo und etwas Kraftfutter. Nicole Mühlestein hat gut 200 Rundballen pro Jahr an ihre 25 Milchkühe verfüttert.
«Ab 50 bis spätestens 100 Ballen pro Jahr macht die Gesundheit nicht mehr mit», weiss Peter Künzli, Inhaber und Konstrukteur von Ballemax. Häufig sind es dann nicht die Betriebsleiter, welche die Ballen verfüttern, sondern die Eltern oder Partnerin. Dabei käme es nicht darauf an, wie viel Vieh ein Betrieb besitzt: «Wir haben unter unserer Kundschaft Kleinbetriebe, aber auch Betriebe mit bis zu 50 Kühen und einer Durchschnittsleistung von 10'000 Litern», sagt er.
Rucar-Ballenauflöser der Heini AG
Selbstfahrende Ballenauflöser namens Rucar bietet auch die Firma Heini AG an, mit der Milchproduzent Martin Steiner aus Sempach Station LU gute Erfahrungen gemacht hat. Auch er hatte Probleme an Rücken und Schultern zu beklagen, wie er dem Magazin «die grüne» berichtete. Ein Mischwagen war für ihn nicht die beste Lösung, da er zusätzlich einen Traktor und Ladefahrzeug benötigt hätte. Auch wäre die Durchfahrtshöhe in seinem Stall begrenzt gewesen.
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Wie der Ballemax kann der Rucar an Ort und Stelle wenden. Allerdings ist dieser nur mit Benzin-Motor erhältlich. Beide können zusätzlich mit einem schwenkbaren Futterschieber ausgerüstet werden.
Nicht günstig, aber effizient
Ballenauflösegeräte sind nicht die günstigste Lösung, wie Peter Künzli sagt. Verglichen mit einem Futtermischer betriebswirtschaftlich aber schon: Bei Ballemax kostet das günstigste Gerät 27'000 Franken. Mit einem Bedarf von z. B. 1 Liter Benzin pro Ballen würden täglich nur 1–2 Franken Betriebskosten anfallen. Eine Arbeitszeitersparnis von einer Stunde sei möglich. Eine Akkuladung über Stromkabel würde mit zirka 20 Rp. pro Kw/h etwa 2 Franken kosten. Familie Wildi kann damit 5–7 Tage lang einen Ballen pro Tag verteilen. «Wenn ich Silage vom Hochsilo verteile, hält der Akku zwei weitere Tage», so Max Wildi.
Eine maschinelle Hilfe kann also durchaus eine Lösung für diejenigen sein, die es bereits im Rücken spüren. Aber auch für Landwirtinnen und Landwirte, die es nicht darauf ankommen lassen wollen.