Beim Gang durch den Stall fragt der Landwirt: «Wann wurde Kuh Dixie besamt?» und aus seinem Smartphone ertönt das letzte Besamungsdatum und der Deckstier, nach Wunsch auch Abkalbedatum und Behandlungen. Alles funktioniert ganz einfach über die Sprache – ohne Texteingabe und Klicken. «Kuhlexa» heisst die App, die solche Dienste künftig im Milchvieh- und Mutterkuhstall leisten soll.
Zu verdanken ist sie den zweiten Open Farming Hackdays am landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, die im September stattgefunden haben.
32 Stunden an der Arbeit
An den Hackdays bearbeiteten rund 60 Teilnehmende – Datenanalysten und Informatikerinnen, Landwirtinnen, Marketingfachleute, Ingenieure und Ver-treterinnen weiterer Berufsgruppen – während 32 Stunden in interdisziplinären Teams neun Projekte aus Bereichen wie Pflanzenbau, Marketing und Verkauf oder eben Tierhaltung.
«Es war ein extrem vielfältiger Anlass», schaut Yannick Wagner vom LZ Liebegg zurück. «Wenn so viele Menschen aus verschiedenen Branchen an einem Thema arbeiten, geht das Denken viel weiter.» Kuhlexa ist der Name eines dieser Projekte und wurde an den Hackdays als Prototyp über Google Assistant getestet.
Kuhlexa lernte schnell
Dabei diente eine Herde als Testherde und dem System wurden verschiedene Trainingssätze, Kuhnamen, Ohrmarkennummern und anderes beigebracht.
Anja Schmutz vom LZ Liebegg, die im Projekt mitgearbeitet hat, berichtet der BauernZeitung: «Nach den Hackdays konnte Kuhlexa bereits die Abstammungsinformationen, Kalbedaten und Besamungsdaten einer ganzen Herde wiedergeben sowie Befehle zur Aufzeichnung von durchgeführten Besamungen bei den Zuchtverbänden verstehen und durchführen.»
Wissenschaft und Praxis
Neben Anja Schmutz gehörten Nicolas Berger von Swissherdbook, Anja Zimmermann vom Softwareentwickler Bison und Pius von Däniken von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zum Kuhlexa-Team. Anja Schmutz sagt zu der Aufgabenteilung: «Nicolas Berger und ich wussten, welche Abfragen und Eingaben der Landwirt und die Landwirtin regelmässig brauchen, die Kuhlexa daher verstehen und ausführen soll. Anja Zimmermann und Pius von Däniken waren für das Technische zuständig und haben fleissig programmiert.» Die Arbeit an Kuhlexa habe ihr gezeigt, dass in kurzer Zeit tolle Ergebnisse entstehen können und man in einem Team mit diversen Fähigkeiten und Stärken viel voneinander profitiere. Das Ziel des Teams ist die Praxisreife von Kuhlexa. «Dazu wurde an den Hackdays schon viel und gute Vorarbeit geleistet. Wir könnten uns vorstellen, dass Kuhlexa an die bereits bekannte App «SmartCow» angegliedert wird oder auch als eigenständige App den Züchtern zur Verfügung steht», sagt Anja Schmutz.
Ideengeber war Nicolas Berger von Swissherdbook, der das Projekt derzeit weiter bearbeitet und wenn nötig auf die Unterstützung der übrigen Teammitglieder zählen kann.
Die Arbeit geht weiter
Die Hackdays sind vorbei, aber die Arbeit geht weiter. Yannick Wagner stellt klar: Alle bearbeiteten Apps seien Prototypen, die noch weitere Entwicklung bräuchten. Er verweist aber auch auf die acht Projekte aus dem Vorjahr, die mittlerweile effektiv in der Praxis umgesetzt werden. Er ist überzeugt, dass auch von den diesjährigen Liebegger Hackdays handfeste Lösungen in Gebrauch kommen werden – «bei der hohen Qualität der Lösungen, die bereits in 32 Stunden erarbeitet wurden».
