Peter Stötzel von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft thematisierte den Hitzestress in Rinderställen. Laut dem Experten haben das Gebäudevolumen, die Orientierung und die Dachneigung keinen direkten Effekt auf die Innentemperatur des Stalles. Die Art des Daches, die Luftwechselrate sowie die Verschattung des Gebäudes durch Dachüberstände haben einen erheblichen Einfluss auf die Temperatur des Stalles. Auch die Art des Dachaufbaus spielt dabei eine wichtige Rolle:
- Helle Ziegel speichern Hitze, ein schweres Gründach hält den Stall kühl.
- Die Schalung des Daches habe ebenfalls einen klaren Einfluss: Je vielschichtiger die Schalung, desto weniger Hitzestunden pro Jahr.
Das Ziel in der Tierhaltung sei ein Maximum von 375 Hitzestressstunden pro Jahr, kündet Stötzel an. Heutzutage werden dies noch regelmässig überschritten und die Innentemperatur sei teils höher die Aussentemperatur. Dies könne mit einer Lüftungssteuerung, einer massereichen Aussenwandkonstruktion und Bewässerung von Stallgründachern geändert werden.
Weitere Hitzestress-Faktoren:
- Rasse
- Körperkondition
- Gesundheitsstatus
- Lufttemperatur
- Luftgeschwindigkeit
- Luftfeuchte
- Strahlungswärme
«Ventilatoren kühlen nicht die Kuh, sondern die Umgebungstemperatur»
Die wichtigsten Punkte aus dem Referat von Johannes Zahner über Technische Massnahmen gegen Hitzestress vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Bayern:
- Rasse, Trächtigkeit, Milchleistung beeinflussen die Fähigkeit, wie gut die Kuh mit Hitzestress umgehen kann.
- Ventilatoren haben eine gute Wirkung, je nach Hitzeintensität reicht dies jedoch nicht aus.
- Generell kühlen Ventilatoren nicht die Kuh, sondern die Umgebungstemperatur, sodass das Tier di Wärme besser abgeben kann.
- Das Temperaturoptimum von Milchkühen dürfte noch tiefer sein als bisher angenommen.
- Quer- oder längsausgerichtete axiale Ventilatoren belüften, kühlen und bringen Frischluft in den Stall. Allerdings vermag dieses System nicht alle relevanten Stallbereiche zu kühlen.
- Eine Windstärke von 4m/s sei für den Menschen unangenehm, für die Kuh allerdings angebracht.
- Die Überprüfung der Windrichtung und -stärke mit einer Nebelmaschine ist sinnvoll.
Neuer Ansatz zum Trockenstellen: Milch im Euter zurücklassen
Ausgangslage des Problems ist die hohe Milchleistung vor dem Trockenstellen. Das Dogma besteht, dass das Euter vor dem Trockenstellen ganz leer sein muss. Ute Müller stellte an der Tagung diesbezüglich einen neuen Ansatz vor. Autodry beruht auf der vorzeitigen Abnahme des Melkzeugs. Mit der automatischen Leistungsreduktion könne der Reduktionszeitraum verkürzt werden, ohne dass die Zellzahl nach dem Trockenstellen zu hoch ist. Dabei werde die Kuh während durchschnittlich 4,7 Tagen vor dem Trockenstellen nicht vollständig ausgemelkt. Dies habe keinen bedeutsamen Einfluss auf die Höhe der Zellzahlen, so Müller. Auch der cytobakteriologische Status würde durch die Autodry Methode nicht verschlechtert, erklärt Müller weiter. Dies gelte jedoch nur für das Vorkommen von minorpathogenen Bakterien.
Trippeln, schlagen, treten: Wann tut der Melkvorgang der Kuh weh?
Dieser Frage ging eine deutsche Studie nach. Die Untersuchung hat gezeigt, dass ein hoher Vakuumdruck im Zitzengummikopf das Auftreten von Schlagen, Trippeln, Treten erhöht. Ein grösserer Einfluss habe jedoch die Eutergesundheit, die Mensch-Tier-Beziehung, das Anlagedesign und die Art des Melkstands. Fest steht aber, dass Blindmelken der Kuh tendenziell stärker schmerzt als wenn das Euter noch Milch enthält.
Erdölnachfrage beeinflusst Milchweltmarktpreis ebenfalls
Pierrick Jan von der Agroscope blickte in die Vergangenheit und in die Zukunft der Milchpreisentwicklung. Laut Jan hat sich der Weltmarktpreis mehr als verdoppelt und die Volatilität des Preises zugenommen. Seit der Liberalisierung des Milchmarktes sank der ausbezahlte Produzentenmilchpreis in der Schweiz (in Schweizer Franken) in der Periode von 1998 bis 2018 um 23%. Aufgrund der Aufwertung des Frankens stieg der Produzentenpreis in der Schweiz (in US-Dollar) um 14%. Grund des Anstiegs des Milchpreises auf dem Weltmarkt war der starke Anstieg der Nachfrage nach Milchprodukten. Die steigende Erdölnachfrage hat den Weltmarktpreisansteig ebenfalls beeinflusst. Da der Markt für Agrarrohstoffe und der Erdölmarkt über die Biotreibstoffe verbunden sind. Die höheren Erdölpreise haben die Produktion von Biotreibstoffen angekurbelt. «Daher konkurriert die Futter- und Nahrungsmittelerzeugung zunehmend mit der Biotreibstoffproduktion um die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen», heisst es in der Präsentation.
Pro-Kopf-Milchverbrauch sank in der Schweiz um 13%: Das Wichtigste in Kürze
- Weltbevölkerung + 27%
- Milchproduktion + 5%
- Verbrauch Milchprodukte + 4%
- Inländische Bevölkerung + 20%
- Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten (in Milchäquivalente) -13%
- Weltweites Wachstum der Milchnachfrage wird sich fortsetzen aber aufgrund des hohen Preisniveaus wird die Schweiz vergleichsweise wenig vom boomenden Weltmilchmarkt profitieren.
- Die Schweiz kann weiterhin nur mit hochwertigen Produkten wie Käse auf dem Weltmarkt bestehen.