Die wegen Blitzschlag im Jahr 2005 abgebrannte alte Scheune hat die Betriebsstruktur auf dem Fohrenhof der Familie Felder stark verändert. Bei der Planung des Neubaus wurde auf Schweine verzichtet, dafür die Milchviehhaltung ausgebaut. Die Fressachse in der 36 mal 62 Meter grossen Scheune bietet Platz für 62 Tiere. Derzeit werden 45 Milchkühe und die Nachzucht gehalten. Werner Felder legte beim Neubau auch grossen Wert auf eine hohe Arbeits- und Energieffizienz.
Stromkosten halbiert
Auf einem kleinen Teil der riesigen Dachfläche wurde 2015 eine 30-kWp-Photovoltaik-Anlage installiert. Die kostete rund 50'000 Franken, daran erhielt er einen einmaligen Förderbeitrag von 25'000 Franken. «Die Stromkosten sind seither markant gesunken.» Die Solaranlage habe die externen Stromkosten von vorher 12'000 auf 6000 Franken halbiert. «Die Solaranlage war innert fünf Jahren amortisiert, seither wirft diese Profit ab.»
Dank der Überwachung und Steuerung mit dem «Smartfox» kann er die Stromverbraucher per Handy optimieren. Sobald vom Dach mehr Solarstrom kommt, als gleichzeitig gebraucht wird, werden die unterschiedlich leistungsstarken Heizstäbe in den zahlreichen Boilern der Scheune gespiesen.
Und wenn die Leistung genügend hoch ist, auch die Eiswasserkühlung. «Das ist ein Batteriespeicher auf Wasserbasis.» Tagsüber wird mit Solarstrom Eis aufgebaut, zur Milchkühlung wieder abgebaut. Beim Lemmer-Fullwood-Melksystem sei diese Kühlung bald Standard, ebenso wie die Reinigung mit kochend heissem Wasser. «Wir brauchen deshalb kein Reinigungsmittel und haben auch keinen Waschautomaten.» Zu achten sei bei einer Wärmerückgewinnung auf die Verkalkung; der Plattentauscher musste schon zweimal ersetzt werden.
Günstiges Warmwasser
Danielle Huser von Agrocleantech und Bruno Camizzi von der Partnerfirma Domotec, welche auch Wärmepumpenboiler herstellt, informierten über das Förderprogramm zur Warmwasserproduktion auf Landwirtschaftsbetrieben. Heute werde auf zwei Dritteln der Bauernhöfe Warmwasser mit dem Elektroboiler erwärmt, mit einem schlechten Wirkungsgrad und somit hohem Stromverbrauch. 50 Prozent Strom können eingespart werden, wenn dem vorhandenen Elektroboiler neu ein Wärmepumpenboiler vorgeschaltet wird.
Beitrag an Investition
Der Förderbeitrag deckt 15 Prozent der Investitionskosten oder mindestens 1000 Franken ab. Je nach Angebot und Speicherleistung kosten die Geräte ohne Installation rund 3000 bis 4000 Franken und sind in wenigen Jahren amortisiert. Zielgruppe seien Milchvieh-, Ziegenmilch- und Schweinemastbetriebe, aber auch Weinkellereien und Betriebe mit lokaler Verarbeitung, welche einen hohen Warmwasserbedarf hätten.
Ab 200 Liter Heisswasser
Bedingung für die Teilnahme am Förderprogramm sei, dass die Betriebe täglich mindestens 200 Liter Heisswasser für die Reinigung benötigen. Gut kombinierbar sei eine PV-Anlage. Ausgeschlossen ist eine Förderung, wenn schon weitere Energiequellen für die Warmwasserbereitung genutzt werden wie Wärmerückgewinnung bei der Milchkühlung, Sonnenkollektoren oder eine Holzheizung.
Agrocleantech bietet weitere Förderprogramme an. So weiterhin für energieeffiziente Ferkelnester. Neu gibt es seit November ein Förderprogramm Stromeffizienzmassnahmen für Lüfter auf Schweine- und Geflügelbetrieben sowie für Kühlaggregate auf Milchviehbetrieben.
Wenig Treibstoff
Auch der Treibstoffverbrauch ist tief auf dem Fohrenhof. Gegenüber einem typischen Luzerner Betrieb mit rund 4000 Litern jährlich ist es hier nur die Hälfte. Die alten, nicht überdimensionierten Traktoren, 20- und 27-jährig, seien keine Dieselfresser. Und er brauche auch keinen Futtermischwagen, alles Futter kann mit dem Heukran den Tieren vorgelegt werden. Die Silos sind ebenfalls in der Scheune integriert und per Kran zugänglich. Weil der Betrieb arrondiert ist, sind die Transportwege kurz und die Flächen können per Schlauch begüllt werden.
Beheizt werden die Gebäude, das sind das im Jahr 2000 erbaute neue Bauernhaus, das für Ferien vermietete alte Bauernhaus, ein Stöckli sowie Werkstatt in der Remise, mit Holzenergie. Der Bedarf von 100 m3 Trockenschnitzel stammt aus dem eigenen Wald. Das Schneiden der vielen Hecken und Waldränder deckt den Schnitzelbedarf längstens.
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Möglichst viel einspeisen
Ganzjährig werde das Warmwasser für die Gebäude in den Boilern mit einem Fassungsvermögen von 1200 Litern ausschliesslich aus der Holzheizung erwärmt.
Mit dem Solarstrom kann Felder zwar einen schönen Teil des Bedarfes decken. Damals habe sich eben nur eine Anlage für den Eigenverbrauch gelohnt, bei Stromtarifen von 22 Rappen und einer Rückvergütung von bloss 5 Rappen. Jetzt habe sich die Situation völlig verändert, es sei lukrativer, wenig selber zu verbrauchen, sondern möglichst viel Solarstrom einzuspeisen, bei den aktuellen Einspeisetarifen von fast 40 Rappen im CKW-Gebiet. «Eigentlich sollte nun das ganze Dach mit PV-Modulen belegt werden, zumal das künftig mehr gefördert wird.» Platz auf der ganzen Fläche hätte es wohl für gegen 500 kWp.
Tochter folgt nach
Auch der Trafo steht gleich neben der Scheune, eine teure Zuleitung entfalle. Wann Felder die PV-Anlage ausbaut, sei noch offen. Das hänge von der Entwicklung des Strompreis ab, und derzeit sei es ja ohnehin schwierig, zeitgerecht Module und Wechselrichter zu bekommen. Die Weichen wird künftig Tochter Seline stellen, sie wird den Fohrenhof in einigen Jahren übernehmen.
Neue Energieberatung nutzen
20 000 kWh Strom und 4000 Liter Treibstoff, so viel verbraucht ein durchschnittlicher Schweizer Betrieb jährlich an Energie. In Luzern sei der Verbrauch wegen der Tierhaltung höher, meinte Raphael Heini vom Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) an der Fachtagung auf dem Fohrenhof zum Thema «Energieeffiziente Landwirtschaft – so sparst du Geld». Die Strompreise würden im kommenden Jahr teils drastisch steigen, anderseits seien zumindest im CKW-Gebiet derzeit auch die Rückliefertarife für Solarstrom markant höher.
Beratung ab 2023
Er ist überzeugt, dass auf Landwirtschaftsbetrieben viel Energie eingespart werden kann, das Potenzial liege bei mindestens zehn Prozent. Der LBV bietet ab kommendem Jahr die Energieberatung «Agripeik» an. Dabei wird im Rahmen einer Online-Umfrage vorerst das Potenzial analysiert und ein kurzer Bericht erstellt. «Wenn jährlich mindestens 350 Franken eingespart werden können, lohnen sich weitere Schritte», erklärte Heini. So wird der Betrieb durch einen Agripeik-Berater besucht und analysiert, und individuelle Massnahmen werden vorgeschlagen.
Mit PV kombinieren
Gut mit Photovoltaik kombinieren lassen sich Massnahmen in den Bereichen Heizung, Warmwasser und Mobilität. Mögliche Massnahmen sind die Installation eines Wärmetauschers zur Vorkühlung der Milch oder die Umstellung der Beleuchtung auf LED statt Neon-Röhren, die sind je in rund drei Jahren amortisiert. Die gesamte Energieberatung kostet je nach Betriebsgrösse rund 1500 Franken, daran zahlt Energie Schweiz 50 Prozent, der Kanton Luzern 35 Prozent. Der Landwirt hat 15 Prozent zu tragen, mindestens 150 Franken.