Abo Thomas Steiner hat den Guetacherhof mit seinen verschiedenen Betriebszweigen 2018 übernommen. Seine Eltern helfen nach wie vor tatkräftig mit. Digitalisierung Thomas Steiner setzt technische Helfer in fast allen Betriebszweigen ein Monday, 29. April 2024 «Die Digitalisierung hat längst Einzug gehalten und dieser Trend setzt sich auch weiter fort.» Diese Feststellung macht der Schweizer Bauernverband (SBV) in einem kürzlich veröffentlichten Bericht über die Digitalisierung in der Landwirtschaft. Angesichts dieser fortschreitenden Entwicklung will sich der Verband positionieren und hat ausserdem eine umfassende Analyse dazu vorgenommen, welche Chancen – aber auch Gefahren – digitale Technologien für Landwirt(innen) mit sich bringen.

Breite Palette

Der Begriff «Digitalisierung» ist sehr breit und umfasst eine ganze Palette unterschiedlicher Anwendungen und Technologien, so der SBV. Das zeigt sich auch am Beispiel von Thomas Steiner und seinem Guetacherhof. «Die Digitalisierung bietet neue Chancen, die beim richtigen Einsatz stets zu einem Effizienzgewinn führen», schreiben die Autoren des SBV-Berichts. Möglich seien:

Steigerung der Ressourceneffizienz: Hinsichtlich Produktionsmittel wie Dünge- oder Pflanzenschutzmittel. Beispiele könnten GPS-Steuerungen oder Bodenmesssonden für die Bewässerung sein.

Steigerung der Arbeitseffizienz: Durch die Automatisierung von Arbeitsschritten. Das könnte von Mengenerfassungen im Futtersilo bis zum Melkroboter reichen.

Effizientere Dokumentation: Die Erfüllung dieser Pflichten wird einfacher, wenn einmal erfasste Daten in verschiedenen Systemen genutzt und nicht mehrmals eingegeben werden müss(t)en.

Kein Selbstzweck

Primär geht es im erwähnten Bericht um die Erfassung und Aufbereitung von Daten mit dem Ziel, Vorgänge und Arbeitsabläufe zu optimieren. Da digitale Technologien in der Landwirtschaft heute schon in der täglichen Arbeit eingesetzt würden, stellt sich nach Meinung des SBV nicht die Frage danach, ob die Landwirtschaft digitaler wird. «Sondern vielmehr, wie wir mit diesen Technologien umgehen und wie die digitale Transformation Mehrwert stiftend gestaltet werden kann.» Dies ganz nach dem Motto, Digitalisierung nicht als Selbstzweck zu sehen – «sie muss den Menschen dienen». Dienlich wäre die Technologie demnach etwa, wenn sie zu den erwähnten Effizienzsteigerungen, einer Verbesserung des Betriebsmanagements, der Wirtschaftlichkeit der Betriebe oder aber zu Tierwohl und Tiergesundheit beiträgt. Grundsätzlich sieht der SBV die Herausforderung weniger in der Erhebung von Daten – Landmaschinen, Roboter, Gebäudeinstallationen, Messstationen oder Satelliten sammeln sie bereits in grossen Mengen und die Dokumentationspflicht bringt weitere Datenberge mit sich. Schwieriger sei aber die gewinnbringende Nutzung der Daten. Und hier liege noch ein gewisses Potenzial brach.

Unsicherheit und Skepsis

«Ein Grossteil der landwirtschaftlichen Daten wird zuhanden von Dritten erhoben», ist sich der SBV bewusst. Diese Dokumentationsprozesse seien auf die Bedürfnisse der Bezüger ausgelegt und der betriebsinterne Mehrwert sei gering. Einen weiteren Grund für diesen geringen Mehrwert sieht man darin, dass es an Wissen im Umgang mit den Daten fehle – insbesondere auch im Bereich des Datenschutzes. «Auch über die weitere Verwendung landwirtschaftlicher Daten innerhalb der Verwaltung für Forschungs-, Monitoring- und Statistikzwecke fehlt häufig die Übersicht», heisst es im Bericht. In der Folge hemmten die herrschende Unsicherheit und Skepsis die automatische Datenweitergabe über Schnittstellen.

Abgesehen von der Datennutzung ständen einer gewinnbringenden Digitalisierung der Schweizer Landwirtschaft hohe Investitionskosten, eine teilweise geringe Auslastung intelligenter – aber teurer – Maschinen sowie z. B. im Fall von RTK-Signalen im Vergleich zum Ausland hohe Preise im Wege.

Dem SBV ist es nach eigenen Angaben ein zentrales Anliegen, das Potenzial der Digitalisierung zu nutzen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Betrieben erlauben, digitale Technologien gewinnbringend einzusetzen. Finanziell beteiligt sich der Verband nicht an Produktentwicklungen und tritt neutral auf. In seiner Rolle als Interessensvertreter bringe man sich aber auf mehreren Ebenen in dieser Sache ein. Als Beispiele nennen die Autoren des Berichts unter anderem den Austausch mit Softwareanbietern, die Begleitung von Bundesprojekten (z. B. Digiflux) sowie die Unterstützung der Bauernfamilien in der digitalen Vermarktung und Kommunikation. Nicht zuletzt zieht der Verband rote Linien: Die Verwendung und Weitergabe von landwirtschaftlichen Daten dürfe nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Besitzer – sprich der Bewirtschafter – erfolgen. Diese müssten stets den Überblick haben, wohin die Daten fliessen. «Was die Betriebssysteme betrifft, soll die Wahlfreiheit gewahrt werden.»

Gestärkte Position

Zur Vision des SBV in Sachen Digitalisierung gehören nicht nur sicherer Datenschutz und -austausch sowie administrative Vereinfachungen, sondern auch eine gestärkte Verhandlungsposition der Landwirtschaft auf den Märkten: «Die Informationen zur betrieblichen Kostenstruktur sowie zu den zusätzlichen Leistungen der Landwirtschaft sollen noch gezielter eingesetzt werden, um in Preisverhandlungen eine faire Entschädigung der Bauernfamilien zu erzielen.»

Den Bericht des SBV zur Digitalisierung finden Sie hier