«Es muss zusammenpassen und sicher sein»: Armin Jost, Sachbearbeiter Fahrzeugtechnik beim Bundesamt für Strassen (Astra), referierte letzten Freitag an der Mitgliederversammlung des Schweizerischen Landmaschinenverbands über Anhängerbremsen. Obiges Zitat klingt eigentlich einfach, aber bei Landmaschinenhändlern und Bauern herrscht seit geraumer Zeit Verunsicherung bezüglich Bremssystemen (die BauernZeitung berichtete).

Schneller unterwegs

Der Grund: Neue Traktoren bzw. Anhänger müssen aufgrund der neuen EU-Vorschriften seit 2018 (Traktoren) beziehungsweise Mai 2019 (Anhänger) mit Zweileiter-Bremssystemen ausgerüstet sein und entweder pneumatisch oder hydraulisch betrieben werden. «Durch die neuen Traktoren steigen die Durchschnittsgeschwindigkeiten. Die Züge können schneller fahren», sagte Armin Jost. Zudem würde der Verkehr immer dichter und Fahrten durch die Ortschaften zunehmen. «Man fährt also gleich schnell in der Menge mit und dafür brauchen wir sichere Bremsen.»

Kein Problem hat, wer ausschliesslich neue Traktoren und neue Anhänger einsetzt und ebenfalls nicht, wer ältere, korrekt in Verkehr gesetzte Traktoren und Anhänger verwendet. Die Schwierigkeiten beginnen bei der Kombination von älterem Traktor mit neuem Anhänger oder umgekehrt. Eine einheitliche Regelung fehlt noch. «Was nicht geht, ist, dass man einfach eine pragmatische Lösung sucht, à la: ‹Irgendein Schlauch passt schon› und einem Landwirt das so verkauft», hielt Armin Jost fest. Sonst mache sich der Fahrzeugführer womöglich strafbar. Im Verkauf sei eine gute Bedarfsanalyse und Beratung der Kunden wichtig. Zum Beispiel abzuklären, ob der Bauer seinen Zug auch in Zukunft mit einem hydraulischen Bremsanlage fahren wolle oder ob sich allenfalls eine Aufrüstung des Traktors auf Druckluft lohnen könnte.

Weisung in Arbeit

«Die hydraulische Bremse wird tendenziell in einem Nischenmarkt weitergeführt», sagte Armin Jost. Das liege nicht an der Schweiz, sondern an den grossen Herstellern. Hierzulande sind die hydraulischen Bremsen jedoch noch weit verbreitet. Die Branche setzt sich deshalb dafür ein, dass neuere Anhänger mit hydraulischen Zweileiterbremsen (H2L) an ältere Traktoren mit nur hydraulischen Einleiterbremsen (H1L) zugelassen würden. Das Astra arbeitet derzeit an einer Weisung, wie es aus rechtlicher Sicht mit dieser Kombination weitergehen könnte. Armin Jost stellte in Aussicht, dass die Weisung – breite Zustimmung in und ausserhalb der Landmaschinenbranche vorausgesetzt – noch in diesem Halbjahr kommen könnte.

Zulassung von H2L harzt

Bei der Zulassung von Anhängern mit hydraulischen Zweileiterbremsen treten derzeit Probleme auf, wie Armin Jost bestätigte: «Manchmal klemmt es da.» Nicht alle Kantone und Händler wüssten genau, wie prüfen, oder welche Dokumente und Nachweise verlangt seien. Das Vorgehen bei der Fahrzeugprüfung müsse harmonisiert werden. Die Vereinigung der Strassenverkehrsämter (ASA) habe hierfür eine entsprechende Checkliste erarbeitet, die auch den Antragstellern abgegeben werden kann.

Bei zu spät eingeführten Anhängern mit H1L, die nicht mehr verkauft werden dürften, könne sich ein Umbau auf Zweileitungsbremse lohnen, fuhr Armin Jost fort. «Vielleicht braucht es ein paar neue Komponenten und dann kann man ein altes Fahrzeug wieder auf den neuesten Stand bringen.» Sehr heikel sei es hingegen, einen Anhänger einfach ohne Zulassung mit 30 km/h laufen zu lassen. «In diesem Fall kann ein Händler oder Importeur als Inverkehrbringer über die Produktehaftung in die Pflicht genommen werden.»