Triff den Weltmeister
Cedric Lang an der Agrama! Donnerstag, 28. November, von 13 bis 16 Uhr am Stand der BauernZeitung

Er kam, schraubte und siegte: Cedric Lang, der 22-jährige Schaffhauser aus Stetten SH, hat im September an den World Skills im französischen Lyon die Goldmedaille in der Kategorie «Heavy Vehicle Technology» gewonnen. An den vier Tage dauernden internationalen Berufsmeisterschaften hat er sich erfolgreich gegen seine Konkurrenz aus der ganzen Welt behauptet.

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2023 bereits die Swiss Skills für sich entschieden

Abo Video Landtechnik Heute beginnen die World Skills: Mittendrin ist Cedric Lang Tuesday, 10. September 2024 Cedric Lang ist in der Landtechnik-Branche kein Unbekannter. Nachdem er 2023 die Swiss Skills gewonnen hatte, nutzte er das letzte Dreivierteljahr, um sich intensiv auf den Wettkampf in Lyon vorzubereiten. Unterstützt und betreut wurde er in dieser Zeit von Martin Schär, Niederlassungsleiter der Kuhn Baumaschinengruppe im thurgauischen Lommis. Für Schär, der Cedric Lang auch während des Wettkampfs betreute, war es die dritte Teilnahme an den World Skills. Wie kann man sich überhaupt auf so einen Event vorbereiten? Wie trainiert man einen Goldmedaillen-Gewinner?

Intensive Vorbereitung für möglichst viel Erfahrung

Das Wichtige ist laut Martin Schär, dass Cedric Lang ein motivierter und guter Schüler ist, der eine anspruchsvolle Ausbildung abgeschlossen hat. Sobald feststand, dass Lang an den World Skills antreten würde, sei es darum gegangen, möglichst viel Berufserfahrung in ihn «reinzupushen», so der erfahrene Betreuer. So sei Lang zum Beispiel mit verschiedenen Diagnose- und Servicetechnikern unterwegs gewesen und habe im Selbststudium nochmals Details von verschiedenen Maschinen studiert.[IMG 4]

Auch habe man für den Kandidaten eine Wettkampfsimulation in der Firma aufgebaut. Hier galt es, verschiedene Aufgaben innerhalb einer Zeitlimite zu lösen. Dadurch sollte Cedric Lang den Zeitdruck spüren und wissen, wo er «Gas geben» könne oder müsse.

Laut Martin Schär ist die mentale Vorbereitung eines Teilnehmers an einem solchen Wettkampf aber ebenso wichtig. Hierzu habe man einerseits mit einem mentalen Coach zusammengearbeitet und es habe andererseits ein separates Kandidaten-Weekend gegeben, das die Schweizer Teilnehmenden zusammengeschweisst habe. Martin Schär reiste schliesslich als Experte mit nach Lyon.

Der Wettkampf erstreckt sich über sechs Module

Am 11. September 2024 ging der Wettkampf in Lyon schliesslich los. Insgesamt sechs Module galt es zu meistern, pro Modul hatten die 16 Teil-nehmer drei Stunden Zeit.

  1. Elektronik: An einer Hebebühne der Marke Haulotte mussten zahlreiche eingebaute Fehler gefunden und Störungen behoben werden.
  2. Hydraulik: Reparatur der Hydraulik an einem Liebherr-Bagger.
  3. Motor-Störung: An einem Perkins-Vier-Zylinder-Motor der neusten Abgasstufe mussten eine Störung gesucht und eine Präzisionsmessung durchgeführt werden. Konkret hiess das, den Dieselmotor auseinanderbauen, ausmessen und wieder erfolgreich zusammenbauen.
  4. Ablieferungskontrolle: Durchführung einer Ablieferungskontrolle an einem Deutz-Fahr-Traktor. Die Maschine musste von A bis Z überprüft werden. Das beinhaltete zum Beispiel eine vollständige Funktionskontrolle und eine Überprüfung des Ölniveaus. Wie in den vorangehenden Maschinen waren auch hier absichtlich Fehler eingebaut worden. Es fehlte zum Beispiel die Sicherheitspatrone des Luftfilters oder die Displaykonfiguration war komplett falsch eingestellt.
  5. Bremsen und Lenkung: Beides musste an einem Manitou-Teleskoplader überprüft und eingestellt werden.
  6. Getriebe: Vollständige Getriebewartung an einem Mecalac-Bagger.

Am 16. September stand der Entscheid schliesslich fest: Cedric Lang setzte sich gegen seine Mitstreiter durch und holte Gold für die Schweiz.

Die «World Skills»-Meisterschaft

Die World Skills sind die Weltmeisterschaften der Berufe, bei denen junge Berufsleute ihre Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen unter Beweis stellen. Die Wettkämpfe dauern mehrere Tage und erfordern von den Teilnehmern berufliche Spitzenleistungen. Diese internationale Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt und ist eine Plattform zur Förderung der handwerklichen und technischen Berufe sowie zum Austausch zwischen Fachkräften weltweit. Über 1500 Teilnehmende aus 69 Ländern nahmen heuer an den World Skills im französischen Lyon teil. Die Schweiz war mit 45 jungen Fachkräften vertreten, die in 41 Disziplinen antraten.

18 von ihnen holten schliesslich eine Medaille, darunter neun goldene, acht silberne und eine Bronzemedaille. Diese Resultate unterstreichen die hohe Qualität der Berufsausbildung in der Schweiz und den starken Willen unserer Lehrabgänger, sich weltweit zu behaupten. Vor Lyon fanden die World Skills zuletzt in Shanghai, China, statt, während Toronto, Kanada, als nächster Austragungsort im Jahr 2026 vorgesehen ist.

Seit dem Erfolg sind nun rund zwei Monate vergangen. Wie geht es dem Gewinner heute und was tut Cedric Lang aktuell?

Herzliche Gratulation zum Gold, Herr Lang! Der Wettkampf zog sich über vier Tage und war intensiv. Wie ist es Ihnen nach dem Sieg ergangen?

Cedrig Lang: Danke schön. Ich war die ersten zwei Tage nach den World Skills todmüde und musste mich erholen, zu Hause ankommen und das Ganze verarbeiten. Die Eindrücke und der Erfolg am Schluss waren für mich ein Riesenerlebnis. Jetzt habe ich aber mit dem Studium begonnen, quasi mit einem anderen Leben.

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Ihr Maschinenbaustudium an der ETH fing gleich nach der Rückkehr an. Wie lebt es sich so als Student?

Ich finde es umgangssprachlich ausgedrückt «cool», weil ich sehr flexibel und frei bin.

Inwiefern?

Es gibt zum Beispiel keine Präsenzpflicht in den Vorlesungen. Ob ich also hingehe oder nicht, bleibt mir überlassen und das gibt mir Flexibilität. Es gibt Vorlesungen, da gehe ich hin und es gibt solche, da erarbeite ich mir den Stoff lieber selbst. In die Übungsstunden gehe ich aber immer. Diese nützen wirklich etwas, weil man den Lernstoff, also die Theorie, mit Übungen aus der Praxis verbindet.

Sie verfügen durch ihre Ausbildung als Landmaschinenmechaniker bereits über viel Praxiserfahrung. Merken Sie das im Studium?

In den Grundlagenfächern, in denen es um Basiswissen geht, merke ich es nicht sehr stark, in praxisorientierten Fächern merke ich es dafür deutlich. Im Fach EDMS, also Engineering Design und Material Selection, schauen wir Sachen an, die für mich als Landtechniker zum «Daily Business», also zum täglichen Geschäft gehörten, während meine Mitstudenten vieles zum ersten Mal hören und sehen.

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Durchaus. Als der «Mech-Professor» am Planetengetriebe die Geschwindigkeit berechnete, kannten die meisten Leute im Saal das Getriebe nicht. Ich dachte aber: «Das habe ich doch schon in ähnlicher Form in der Lehre gemacht».

Wie viele Studierende sind denn im Studiengang? Haben Sie schon eine «Clique»?

Wir sind etwa 500 bis 700 Leute. Wegen der grossen Anzahl finden viele Vorlesungen in einem 300 Plätze fassenden Saal statt und werden zusätzlich noch in einen weiteren Raum via Video übertragen. Ich bin überwiegend mit zwei Kollegen unterwegs, die ebenfalls die Lehre und die Passerelle gemacht haben.

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Wie machen Sie das mit dem Wohnen? Zürich ist bekanntlich teuer, der Wohnraum knapp.

Ich wohne noch bei meinen Eltern in Schaffhausen und pendle. Von Tür zu Tür brauche ich eine Stunde und 15 Minuten. Das ist eigentlich recht entspannt, weil ich im Zug jeden Tag noch lernen kann.

Sie haben bestimmt bald Prüfungen?

Das Semester dauert noch bis Ende Jahr. Ende Januar, Anfangs Februar sind dann die ersten Zwischenprüfungen. Dann geht es wieder weiter. Mein Plan ist es, erst mal zu studieren und «vorzu» das Leben zu geniessen.

Geht das überhaupt noch? Finden Sie noch Zeit für ihr Hobby, den Modellbau?

Momentan habe ich sogar mehr Zeit als vor den World Skills, weil ich einen einigermassen geregelten Alltag habe. Im Modellbau will ich auch versuchen, das, was ich an der ETH gerade lerne, beim nächsten Projekt umzusetzen.

Das wäre?

Ich plane und baue von Null auf einen Abbruchbagger im Masstab 1:12. Es ist der grösste Rückbaubagger Europas, der Arex M9300, ein Kooperations-Produkt von Liebherr und der Aregger AG.

Das machen Sie alles selbst?

Ja, von der Planung mit CAD bis zur Hydraulik mache ich alles selbst.

Dann bleiben Sie beruflich am Ball. Gehen Sie an die Agrama?

Ich werde sicher einen bis zwei Tage an die Agrama gehen. Unter anderem bin ich am Donnerstagnachmittag, 28. November, am Stand der BauernZeitung.