Der deutsche Landmaschinen-Hersteller Claas präsentierte am Stammsitz im norddeutschen Harsewinkel seine Neuheiten 2024. Aufsehen- erregend war der saatgrüne Claas-Xerion-Grosstraktor für Nordamerika, Südamerika oder Australien (siehe Kasten). Der XXL-Traktor bringt 30 Tonnen auf die Raupen und hat genug Kraft, um auch riesige Airseeder oder Grubber über mehrere Tausend Hektaren zu ziehen.
Daneben wirken die Kompakttraktoren der Baureihen Elios und Axos und sogar die kompakten Mähdrescher der neuen Baureihe Evion ziemlich klein. Im Unterschied zum 30-Tonnen-Koloss Xerion sind diese aber auch für Schweizer Landwirte interessant.
«Neue» Kompakttraktoren
Das «Neu» setzen wir in Anführungszeichen, weil die Traktoren-Baureihen Elios und Axos bereits einige Jahre auf dem Markt (Elios) oder überarbeitet und wieder im Programm (Axos) sind.
Die «neuen» Kompakttraktoren von Claas sind klein, aber fein. Der Fahrer muss auf keinen Komfort verzichten. Der Kabinenboden ist eben, also ohne störenden Tunnel. Auf Wunsch gibt es Klimaanlage und einen luftgefederten Sitz. Als Anzeige verbaut Claas ein 4,2 Zoll (11 cm) grosses Farbdisplay.
Zum Komfort gehören auch der Kupplungsknopf an der Rückseite des Schalthebels und die Start-Stopp-Funktion. Mit ihr kuppelt das Getriebe an Kreuzungen, Ampeln oder bei Frontladerarbeiten im Stillstand automatisch aus und nach Loslassen des Bremspedals wieder ein.
Die Bandbreite der neuen Claas-Kompakttraktoren reicht je nach Kundenanspruch:
- von 75 bis 103 PS
- vom voll mechanischen 4-Gang-Schaltgetriebe bis zum 5-Gang-Lastschaltgetriebe mit Revershift und Twinshift
- von 30-Zoll-Hinterrädern bis zu 34 Zoll grosser Bereifung
- von 5,1 bis 6,0 t Gesamtgewicht und von der Kabine mit Getriebetunnel bis zur komfortablen Kommandozentrale mit ebenem Kabinenboden.
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Claas produziert die Elios- und Axos-Traktoren nicht in Harsewinkel oder im Werk im französischen Le Mans (das Claas 2003 von Renault Agriculture übernommen hat), sondern – wie viele andere Traktorenmarken auch – beim italienischen Landmaschinenhersteller Carraro Agritalia in Rovigo.
Dafür haben alle Kompakttraktoren von Claas – zumindest im weiteren Sinne – einen Schweizer Motor unter der Haube. Die 4-Zylinder-Turbomotoren mit Common-Rail-Einspritzung und Abgasnorm Stage V kommen von Fiat Powertrain FPT, deren Motorenforschung in Arbon TG steht. Die FPT ist 1990 aus den Nachfolgefirmen der legendären Saurer Lastwagenfabrik entstanden.
An die Claas-Kompakttraktoren passen eigene Frontlader, für die Claas mit dem französischen Hersteller MX zusammenarbeitet. Die Frontlader arbeiten mit mechanischer oder hydraulischer Parallelführung, Schwingungstilgung und Schnellkuppler.
Auch beim Frontlader wird der Komfort für den Fahrer grossgeschrieben: Mit dem Joystick Elektropilot steuert der Fahrer auch die Hydraulikfunktionen der Heckanbaugeräte. Der Joystick hat ausserdem Knöpfe für die Wendeschaltung verbaut. In Deutschland wird der Claas Axos 240 in der Grundausstattung ab 88'000 Euro kosten. Der Listenpreis für den kleinsten Elios ohne Kabine beginnt bei 51'000 Euro. Für die Schweiz kann der Claas-Importeur Serco noch keine Preise nennen.
Neuer Mähdrescher
Auch die neuen Mähdrescher der Evion-Baureihe sind interessant für die Eigenmechanisierung von Schweizer Bauernhöfen. Sie ergänzen das Claas-Mähdrescher-Programm unterhalb der (für die Schweiz oft zu) grossen Trion und Lexion.
Die Technik des Claas Evion basiert auf dem Baukastensystem, mit dem bisher schon Trion- und Lexion-Mähdrescher in 30 Ausführungen produziert werden. Das Resultat sind drei moderne und dennoch erschwingliche Evion-Mähdrescher für Betriebe, denen eine Eigenmechanisierung in der Getreideernte wichtig ist.
Angetrieben werden sie nicht wie andere Claas-Baureihen von einem Perkins- oder Caterpillar-Motor, sondern von einem 6,7-Liter-Triebwerk des US-Motorenproduzenten Cummins mit bis zu 258 PS.
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Wie bei den Kompakttraktoren bietet auch die Kabine der Evion-Mähdrescher dem Fahrer viel Komfort. Unter anderem eine Klimaautomatik, eine Kamera und 17 Arbeitsscheinwerfer.
Die neue Claas-Evion-Baureihe fährt als Evion 410, 430 und 450 vor. Je nach Bedürfnis gibt es die drei Modelle in mehreren Varianten:
- Evion 410 nur als Classic-Variante, vor allem für den Getreidedrusch
- Evion 430 und 450 in der Classic- oder Maxi-Variante für den Drusch mit hohem Einsatzanteil von Körnermais und Leguminosen
Durch ein grosses Korntankfenster hat der Fahrer einen direkten Blick auf Füllstand und Kornqualität. Zusätzliche Sensoren informieren ihn bei 70 sowie 100 Prozent Füllstand des Tanks:
- 5600 Liter (Evion 410)
- 6500 Liter (Evion 430)
- 8000 Liter (Evion 450)
Während Lexion und Trion weiterhin in Harsewinkel gebaut werden, produziert Claas den Evion in China.
Claas' neues Flaggschiff
In Harsewinkel präsentierte Claas auch sein neues Flaggschiff: Den XerionGrosstraktor mit 15,6-Liter-Motor und 653 PS, einer riesigen Kabine und neuem Raupenlaufwerk oder Zwillingsbereifung.
Die XXL-Modelle Claas Xerion 12.590 und 12.650 wurden für schwerste Zug-arbeiten vor extrabreiten Bodenbearbeitungsgeräten und Sämaschinen für Nordamerika, Südamerika und Australien entwickelt.
Schweizer Landwirte können von diesem Grosstraktor naturgemäss nur träumen – aber das ist ja erlaubt. Das Fachmagazin «die grüne» hat sich deshalb auch den XXL-Traktor für eine Fotoreportage genauer angeschaut.
Stadt der Mähdrescher
Als wir in die Kleinstadt Harsewinkel im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen reinfahren, staunen wir nicht schlecht: Auf dem gelben Ortsschild steht «Harsewinkel – die Mähdrescherstadt».
Das kommt aber nicht von ungefähr: Landmaschinenhersteller Claas produziert seit 1919 in Harsewinkel und ist heute das bekannteste Unternehmen der Stadt. Seit 2013 trägt Harsewinkel des-halb den offiziellen Namenszusatz «Die Mähdrescherstadt».
Von den 25'000 Einwohnern von Harsewinkel arbeiten 3500 auf dem 39 ha grossen Claas-Werksgelände, teilweise sogar drei Generationen derselben Familie in der gleichen Abteilung.
Weitere Informationen: www.harsewinkel.de


