In der Landwirtschaft steigt die Bedeutung der präzisen Verteilung von Einsatzmitteln auf dem Feld. Die Nährstoffe werden stärker begrenzt und Pflanzenschutzmittel sollten, wenn möglich, eingespart werden. Lenksysteme können dabei helfen, denn sie zeichnen die Arbeiten auf dem Feld direkt auf und reduzieren Überlappungen. Neben den Lenksystemen, welche ab Werk installiert sind, gibt es auch Lenksysteme zum Nachrüsten von Traktoren, welche bis anhin nicht mit dieser Technik ausgerüstet waren.
Isobus-Funktionen beachten
Vor dem Kauf sollte man sich Gedanken machen, auf welchen Maschinen ein Lenksystem genutzt werden soll. Wer fährt mit dieser Maschine? Wie gross ist das Budget und wie könnte die Nutzung des Systems in der Zukunft erweitert werden? Auch stellen sich Fragen, wie schnell der Traktor bei der Feldarbeit unterwegs ist oder ob am Hang gefahren wird.
Dabei muss der Landwirt die Isobus-Funktionen beachten. Nicht jedes System bietet alle Funktionen an, wie zum Beispiel das Abarbeiten von Applikationskarten.
- UT ermöglicht als Grundlage die Bedienung eines Isobus-Anbaugeräts über das Terminal.
- AUX-N: Gerätesteuerung auch über ein zusätzliches Bedienelement.
- TC-BAS: Dokumentation der Daten.
- TC-GEO: Erfasst standortbezogenen Daten.
- TC-SC: Automatische Steuerung der Teilbreiten.
- TIM: Steuerung einiger Traktorfunktionen durch das Anbaugerät und die Verwendung des Systems auf vorgerüsteten Fremdmarken.
Wichtig ist die Strassenzulassung, welche die Lenksysteme haben müssen. Fehlt diese, müsste der Landwirt den Lenkradmotor vor jeder Strassenfahrt abbauen. Die getesteten Systeme können zwischen verschiedenen Fahrzeugen gewechselt werden. Der GNSS-Empfänger (Satellitensignal-Empfänger) und das Display sind rasch auswechselbar. Weitere Bauteile wie der Lenkradmotor, der Kabelbaum und bei einigen Systemen ein optionaler Lenkwinkelsensor, welcher die Genauigkeit verbessern soll, werden fest installiert.
So testeten die Agrotechniker
Ein Projektteam aus der Klasse der Agrotechniker des Strickhofs in Lindau ZH hat im vergangenen Winter vier Lenksysteme verglichen. Alle Lenksysteme sind Nachrüstlösungen, welche mit einem Lenkradmotor in die Lenkung eingreifen. Der Vergleich bietet in erster Linie eine Orientierungshilfe und zeigt auf, worauf bei einer Investition zu achten ist. Die Systeme von John Deere, Trimble, Topcon und FJDynamics wurden für diesen Test ausgewählt. Damit sind Geräte aus verschiedenen Preisklassen vertreten. Die Preise variieren zwischen Fr. 7000.– und Fr. 20 000.–. Neben den getesteten Lösungen gibt es auch weitere Anbieter.
Der Test fand auf einem befestigten Platz statt, da im Winterhalbjahr der effektive Einsatz auf dem Feld nicht möglich war. Die Agrotechniker bewerteten mit einem Raster die Bedienerfreundlichkeit wie zum Beispiel das Erstellen von Spuren und Feldern sowie das Erfassen der Gerätedaten auf dem Display und das Extrahieren von Arbeitsdaten. Für die Handhabung wurde unter anderem auf das Eingreifen in das aktive System und den Start der Spurführung eingegangen. Wie sich die Geräte im täglichen Einsatz machen, berichteten die Fahrer der jeweiligen Testbetriebe. Technische Angaben lieferten die Hersteller.
FJDynamics: Günstig und simpel
Die Firma FJDynamics bietet mit dem AT 2 das mit Abstand günstigste System im Vergleichstest an. Wie die anderen Systeme kann dieses gemäss Hersteller mit RTK-Genauigkeit auf +/– 2,5 cm fahren. Alle Felder und Spuren lassen sich unkompliziert erstellen, abspeichern und bei späteren Arbeitsschritten wieder abrufen.
Auf dem von den Agrotechnikern getesteten Traktor stand leider noch kein Isobus zur Verfügung. Ab diesem Jahr soll dies nach Angaben des Importeurs in das System integriert sein. Die erfassten Arbeitsdaten werden automatisch an das eigene Farm-Management-System übermittelt und können von dort weiterverwendet werden.
Der Betriebsleiter, der den Traktor zur Verfügung stellte, hat das System komplett selbst aufgebaut. Laut dem Landwirt ist der Aufbau dank einer umfassenden Anleitung einfach möglich. Der Importeur Matcom bietet jedoch auch den Aufbau mit an, dann gibt er eine Funktionsgarantie.
John Deere: Modulares Display
Von John Deere wurde das ATU 300 dem Vergleichstest unterzogen. Der Testtraktor hatte das 4240 Display verbaut, inzwischen gibt es auch das neuere G5 und G5Plus Display, welche grösser sind. Wie bei allen anderen Systemen lässt sich das John-Deere-System auf Fahrzeuge aller Marken montieren.
Auffällig ist der Lenkradmotor von John Deere, welcher länglich ist und somit zwischen die Beine des Fahrers ragt, was für einige Fahrer störend sein könnte. Im Test wurde es von einem Fahrer als störend beim Ein- und Ausstieg wahrgenommen.
Alternativ kann man den Motor laut Hersteller auch verdreht einbauen. Die Bedienoberfläche des Displays lässt sich modular aufbauen und ist laut dem Besitzer des Testtraktors für erfahrene John-Deere-Fahrer einfach zu bedienen.
Auch neue Kunden können das System laut Hersteller einfach bedienen. Zu beachten ist das Datenformat von John Deere, welches oftmals zu Problemen bei der Kopplung mit Farm-Management-Systemen anderer Anbieter führen kann, wenn diese keine Schnittstelle zum Operations Center haben. Dies ist das hauseigene kostenlose Farm-Management-System. Damit können die Daten mit wenigen Klicks mit über 250 anderen Software-Unternehmen ausgetauscht werden.
Trimble: Einfach bedienbar
Trimble wird unter anderem durch das Precision Center in der Schweiz vertreten, ebenso wie das System von Raven. Im Vergleich hatten die Agrotechniker den EZ-Pilot und das GFX 1060 von Trimble, welches dank grossem Display sehr bedienerfreundlich, unkompliziert und übersichtlich wirkt.
Preislich liegt es mit Topcon im Mittelfeld. Wie die anderen Systeme kann das System von Trimble auch Arbeitsgeräte hinterlegen. Hinterlegt werden neben den Arbeitsbreiten auch der seitliche und längliche Versatz sowie diverse weitere Angaben. Dies ist bei Trimble intuitiv aufgebaut, sodass man direkt Eintragungen vornehmen konnte.
Im Test verstanden die Agrotechniker die Bedienung trotz wenig Erfahrung schnell. So hatten nach der Erfahrung des Fahrers auch ältere Aushilfsfahrer und ausländische Hilfskräfte keine Probleme bei der Bedienung des Systems.
Topcon: Der Profi für Spezielles
Das AES-35 von Topcon mit dem X35-Display ist im mittleren Preissegment angesiedelt. Trotzdem ist es ein hochwertiges Produkt, welches dank des Services durch Fieldwork auch diverse Lösungen für Speziallaufbauten anbietet.
So wird das System auf dem Testbetrieb zwischen einem Traktor und einer Plotsämaschine für das Versuchswesen hin und her gewechselt. Dies war auch der ausschlaggebende Punkt für den Kauf auf dem Testbetrieb.
Die Bedienoberfläche schien im Vergleich mit den anderen drei Systemen nach dem Vergleichstest die komplizierteste, da es einige Icons gibt, die zu Verwirrung führten. Durch die Einstellungen im Profil kann von «Experte» über «Standard» zu «Einfach» gewechselt werden, wodurch sich laut Hersteller die Komplexität reduziert. Nach den ersten Startschwierigkeiten liess sich so mit diesem System auch hervorragend arbeiten. Bei der Bildschirmgrösse empfiehlt sich die grosse 12-Zoll-Variante, damit der Touchscreen gut bedient werden kann.
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