Es ist sinnvoller und nachhaltiger, Güllelager mit Holz statt mit Betonelementen oder einer Plastikfolie abzudecken. In den letzten Monaten wurde im Kanton Luzern von der Holzbaufirma Erni AG aus Schongau ein System entwickelt und nun zur Praxisreife gebracht. Auch weitere Holzbauer setzen auf die Variante Holz für die Abdeckung der noch zahlreich vorhandenen offenen Güllelager und sehen viel Potenzial in diesem Wachstumsmarkt.
Über das Konzept und die geplante Pilotanlage der Erni AG berichtete die BauernZeitung exklusiv schon vor einigen Monaten (Holzdach auf Güllesilo).
Behörden forderten Folie
Nun wurde Mitte Juni bei Jörg Gabriel, Ober-Ebrüti, Ebikon, der Prototyp erstellt. In zwei Tagen waren die Holzträger und das Blechdach fertig montiert. Gabriel bewirtschaftet einen 23-ha-Betrieb mit Jungviehaufzucht (100 Stück) und Schweinemast (400 Plätze). Im Zusammenhang mit dem Umbau des Schweinestalles bekam er schon vor vier Jahren die Bauauflage, das Güllesilo abzudecken. Bei der Realisierung gab es allerdings Verzögerungen, weil er sich gegen die behördliche Forderung wehrte, eine Schwimmfolie zu setzen. Vielmehr suchte er nach besseren Alternativen, prüfte zuerst die Variante Beton. Das wäre aber wegen der engen Zufahrt mit den grossen Elementen und auch wegen der hohen Gewichtsbelastung eher schwierig geworden.
Angetan von Idee mit Holz
Auf Empfehlung kam er auf die Variante Holz, die letztes Jahr als neues System propagiert wurde. Dafür zeigte er sich sehr offen, zumal ihm die Verwendung des einheimischen, nachhaltigen und gut rezyklierbaren Rohstoffs am Herzen liegt. So reifte das Pilotprojekt und nun steht bei Gabriel die schweizweit erste Abdeckung in dieser Art. Dies nach einigen Verzögerungen wegen Diskussionen um fragwürdige Auflagen der Behörden, für welche dieses System neu war und die sich zuerst schwer damit taten. «Es brauchte einige Erklärungen und das Projekt entwickelte sich über Monate», ergänzt Alex Keller vom Holzbauer Erni AG. Inzwischen ist seitens Behörden im Kanton Luzern auch klar, dass es für solche Holzabdeckungen bis 1,2 m Höhe keine Baubewilligung braucht. Allerdings sind einige Bauauflagen einzuhalten. Die Dienststelle Umwelt und Energie (Uwe) hat dazu im März ein Merkblatt erlassen.
Viele offene Lager
Das Interesse sei in letzter Zeit stark gewachsen, er habe bereits 40 Anfragen gehabt, und für den Herbst lägen schon zehn Bestellungen vor, vor allem im Kanton Luzern aber auch im Aargau, so Alex Keller weiter. «Wir rechnen mit einer hohen Nachfrage in den nächsten Jahren.» Zumal es im Kanton Luzern noch rund 1200 offene Güllelager gibt, und im Aargau rund 300. Es gelte nun, aus den Erfahrungen aus diesem Prototyp bei Gabriel zu lernen und das System und die Abläufe weiter zu optimieren. Ziel sei es auch, kleinere Silos in einem Tag zu decken statt wie hier aufgrund der Grösse des Silos mit 17 m Durchmesser in zwei Tagen.
Wärmedämmung nötig
Verwendet wird Schweizer Fichtenholz, auch Käferholz sei möglich. Die Binder werden in einem Werk in der Region verleimt. Danach werden die Träger bei der Erni AG zugeschnitten, ebenso werde die Schalung vorfabriziert. Das Blechdach muss aufgrund einer Auflage des Kantons wärmegedämmt sein. Dies, um zu hohe Temperaturen und damit hohe Emissionen unter dem Dach zu vermeiden, welche über die vorgeschriebenen Öffnungen entweichen könnten. Die Sandwichpaneele enthalten 40 mm Schäumung, und die Bleche sind speziell stark beschichtet, wegen dem Ammoniak. Verwendet wurden bei Jörg Gabriel rund 11 m3 Brettschichtholz und 2 m3 Konstruktionsholz und Schalung, das Dach dürfte rund 9 t wiegen. Kostenmässig sei eine Holzabdeckung gegenüber Betonelementen ebenbürtig, nur bei kleineren Einheiten leicht teurer, erklärt Keller und weist aber auf die zahlreichen Vorteile der Variante mit Holz hin.
Für Gülleabdeckungen gibt es übrigens Beiträge von Bund und Kanton, insgesamt 60 Franken pro m2 Abdeckfläche. Bis 2030 müssen im Kanton Luzern sämtliche noch offenen Güllelager abgedeckt sein.