Herr Adank, wie verbreitet ist der Drohneneinsatz in der Schweizer Landwirtschaft?
Jens Adank: Im Vergleich zu anderen Bereichen wie z. B. in der Vermessung ist der Einsatz von Landwirtschaftsdrohnen sehr saisonal. Reine Flugstunden sind es jedoch genauso viele. Dies aufgrund der intensiven Nutzung, die manchmal über mehrere Stunden am Tag gehen.
Welche Einsatzbereiche deckt Remote Vision für die Land- und Forstwirtschaft ab?
Die Bereiche erstrecken sich über die meisten Kulturen. Der grösste Anteil unserer Arbeiten findet im Weinbau, in Flächenkulturen sowie bei der Ausbringung von Trichogramma-Schlupfwespen statt. Wir machen teilweise auch Einsätze in verunkrauteten Weiden, wo die Unkrautbekämpfung mit grossem personellem Aufwand verbunden ist.
Wo wird das vorhandene Potenzial noch (zu) wenig genutzt?
In Hochstammkulturen ist der Einsatz von Sprühdrohnen noch wenig verbreitet. Das ist schade, denn die Technik funktioniert und es gibt viel weniger Abdrift. Auch der grossflächige Einsatz von Drohnen auf Ackerflächen hat sich noch nicht etabliert, das ist aber stark im Kommen. Zurzeit sind Untersaaten in verschieden Kulturen ein Thema. Hierfür eignet sich die Drohne ausgezeichnet, da eine Untersaat auch nach einem Regen ausgebracht werden kann, ohne den Boden zu belasten. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass fortlaufend neue Themen und Einsatzmöglichkeiten dazukommen.[IMG 2]
Wie kommt die Drohnen-Technologie bei den Bäuerinnen und Bauern an?
Die Akzeptanz ist inzwischen recht gross. In den letzten Jahren gab es starke Veränderungen in der Landwirtschaft im Bereich der Digitalisierung, was den Einsatz von Drohnen miteinschliesst. Die Drohnen-Technologie ist inzwischen über die Phase «Kinderschuhe» hinaus. Das spüren wir. Von Jahr zu Jahr haben wir mehr Aufträge aus der Landwirtschaft. Wir stellen aber auch fest, dass immer noch eine gewisse Skepsis vorhanden ist. Viele haben noch das vertraute Bild vom Traktor mit der Spritze im Kopf. Es braucht immer eine gewisse Zeit, bis sich etwas Neues etabliert hat.
Wie wollen Sie die Technologie noch näher an die Landwirt(innen) bringen?
Die Technik ist soweit bekannt. Sie wird aber teilweise noch unterschätzt, was die Einsatzmöglichkeiten anbelangt. Wir versuchen, an Flurbegehungen und anderen Events präsent zu sein, um die Technologie den Landwirt(innen) näherzubringen und die Einsatzmöglichkeiten zu demonstrieren.
Was kostet so ein Drohneneinsatz, und wie läuft das ab?
Der Bauer kann uns bestellen und teilt uns mit, welche Arbeiten wir machen sollen. Ein Drohneneinsatz wird nach Stunden abgerechnet und kostet im Schnitt 180 Franken pro Stunde. Hinzu kommen die Anfahrtsspesen. Diese Kosten sind abhängig davon, was für ein Einsatz geflogen wird und welcher Drohnentyp eingesetzt wird. Die Beschaffung von Hilfsstoffen wie Pflanzenschutzmittel ist Sache des Auftraggebers. Dieser muss bei den Einsätzen nicht unbedingt dabei sein. Wir brauchen nur die Angaben, welche Flächen zu bearbeiten sind.
Ab wann lohnt sich die Anschaffung einer eigenen Drohne für einen Landwirtschaftsbetrieb?
Das ist schwierig zu sagen. Für einen Betrieb, der damit viele Arbeitsstunden fürs Spritzen einsparen kann – zum Beispiel im Obst- oder Rebbau –, kann sich die Anschaffung einer eigenen Drohne lohnen. Die Anschaffungskosten halten sich im Verhältnis zum Nutzen in Grenzen und sind meistens nach kurzer Zeit amortisiert.
Brauche ich für das Fliegen von Drohnen eine Ausbildung?
Drohnenpilotinnen und -piloten benötigen eine Prüfung für die Fluggenehmigung und eine entsprechende Einführung in die verschiedenen Drohnen. Die Bedienung der Drohnen ist heute sehr intuitiv und mittlerweile von der Bedienung sehr einfach. Personell gesehen ist das Drohnenfliegen vor allem in der Landwirtschaft eine sehr stark saisonal ausgerichtete Arbeit. Dies macht es auch für uns schwierig, entsprechendes Personal zu finden.
Zum Schluss noch eine etwas provokative Frage: Braucht es in Zukunft den Traktor noch?
Drohnen werden den Traktor nicht ersetzen. Sie sind in vielen Bereichen eine Bereicherung und können den Landwirt respektive die Landwirtin entlasten. Landwirtschaftsgeräte sind in der Regel sehr spezifisch für ein bis zwei Arbeiten. Bei Drohnen habe ich mehrere Anwendungsmöglichkeiten mit demselben Gerät. Das macht das Gerät flexibler. Auf gemischten Betrieben können Drohnen eine gute Ergänzung zum Traktor sein.
Remote Vision ist ein Fachbetrieb für professionelle Drohnen-Systeme. Die Firma aus Herisau ist in den Bereichen Landwirtschaft, Blaulicht (Polizei, Rettung, Feuerwehr) und Vermessung tätig. Das Angebot umfasst eigene Flugoperationen, Handel, Reparatur, Schulung und Beratung. Remote Vision ist schweizweit tätig und in der Landwirtschaft führend in der Drohnensprühtechnologie.