Er habe auf seinem Bio-Ackerbaubetrieb auch schon Drohnen eingesetzt für eine Untersaat im Getreide. Anfänglich sei er skeptisch gewesen, war dann aber positiv überrascht vom guten Auflaufen der Saat, sagt Jürg Müller. Er war letzte Woche zusammen mit seiner Frau Fabienne und den Schwiegereltern Sepp und Heidi Bucher vom Betrieb Südhang Gastgeber für die gut besuchte Weiterbildungsveranstaltung von Wein Zentralschweiz. Thema war Smart Farming im Rebbau, so zur Robotik und Drohnentechnik. Man sei an der letzten Weinbaureise in die Westschweiz inspiriert worden, begründete Präsident Markus Reinhard. Dort seien Drohnen im Rebbau schon recht verbreitet.
Im Rebbau zunehmend
Auch in der Zentralschweiz stossen Drohnen auf steigendes Interesse, erklärte Martin Niederberger von den Agrarpiloten Zentralschweiz. Er wies zusammen mit Philipp Schmidli auf die breite Dienstleistungspalette hin und zeigte im praktischen Einsatz, wie Drohnen zum Spritzen in Rebbergen eingesetzt werden können. Gerade letztes Jahr sei wegen des schlechten Wetters die Nachfrage sprunghaft gestiegen, zumal wegen vernässter Böden und je nach Topografie das Befahren mit Feldspritzen oft nicht möglich war, gleichwohl aber Behandlungen gegen Pilzkrankheiten zwingend waren. In der Region sei diese Technologie allerdings noch recht neu, die Entwicklung aber rasant. Einige der Anwesenden haben denn auch letztes oder dieses Jahr den Schritt zum Spritzen mit Drohnen gewagt. Wie erste Erfahrungen zeigen, mache ein gezielter ergänzender Einsatz Sinn, noch nicht aber ein ausschliesslicher Pflanzenschutz mit Drohnen im Rebbau. Diese Meinung vertraten auch einige der anwesenden Rebbauern. Spritzen bis zur Blüte ja, aber später sei eine gezielte Behandlung der Traubenzone mit der Feldspritze wohl wirksamer. Die Agrarpiloten wiesen allerdings darauf hin, dass sich die Technik rasant entwickle und es wohl nur eine Frage der Zeit sei, bis Drohnen während der ganzen Vegetationsperiode und für sehr viele Anwendungsbereiche verwendet würden.[IMG 2]
So laufen laut Niederberger aktuell mit dem LBBZ Schluechthof Versuche zum Spritzen mit Drohnen in Obstanlagen, sogar durch Hagelschutznetze. Der grösste Gegner der Drohnen sei der Wind, das brauche entsprechende Flexibilität bei der Einsatzplanung. Die eingesetzten Drohnen mit Nutzlasten von 25 bis 80 kg würden aber sehr niedrig fliegen und dank immer besserer Düsen und Rotoren mit einem Luftstrom von 300 km/h das Spritzgut gezielt in den Laubbereich bringen. Im Rebbau würden übrigens sehr kleine Mengen eingesetzt, 100 l pro ha, auf Wunsch der Landwirte auch mehr. «Wir spritzen nur, was die Landwirte wollen, sie haben auch die Mittel zu liefern und tragen die Verantwortung», betonte Niederberger. Eine Hektare sei in 40 Minuten gespritzt. Er ermunterte, vorgängig eine Offerte einzuholen, und auf der Website sei auch ein Kostenrechner nutzbar. Die Dienstleistung der Agrarpiloten wird über die jeweiligen Landi in der Region Zentralschweiz bestellt und abgerechnet. Heimbasis der Drohnenpiloten ist die Landi Sursee. Das Projekt Agrarpiloten Zentralschweiz sei von der Landi Sursee letzten Herbst gestartet worden, erklärt Geschäftsführer Martin Fuhrimann. «Unsere Erwartungen wurden übertroffen, kürzlich durften wir eine zweite Drohne anschaffen.» Der Einsatz erfolge überregional in der Zentralschweiz und im Aargau. Vor allem in Spezialkulturen würden Drohnen sehr geschätzt.
Breite Anwendungen
Ursprünglich wurde die Agrarpiloten GmbH 2016 vom Berner Landwirt David Aebi gegründet. Anfänglich wurden Trichogramma gegen den Maiszünsler gestreut. Seit 2024 ist die GmbH eine Tochterfirma der Agroline, welche zur Fenaco gehört. Die Agrarpiloten sind schweizweit an mehreren Standorten tätig, und man helfe sich bei Bedarf auch mit Drohnen aus, erklärte Martin Niederberger vom Standort Zentralschweiz.
Die Anwendungen würden immer vielfältiger, neben Pflanzenschutz im Weinbau und Obstbau auch zum Streuen von Schneckenkörnern, Dünger, Unter- und Übersaaten im Ackerbau, Unkrautbehandlung auf Weiden, zunehmend auch auf Alpen, oder zum Spritzen von Beschattungen von Treibhäusern oder Erkennen von Käfertannen in der Forstwirtschaft, listete Niederberger auf.
Vielfalt am Südhang
Rund sieben ha gross ist der Betrieb Südhang, Rutzigen, Eschenbach. Davon sind 4,5 ha Reben (viel weisse Piwi-Sorten: Sauvignon Blanc, Solaris, Kerner, Johanniter, Souvignier Gris), erklärte Sepp Bucher. Dazu kommt eine ha Birnen, der Rest sei Wiesen und Umschwung. Den Betrieb haben Sepp und Heidi Bucher 2020 an Tochter Fabienne übergeben, sie bewirtschaftet diesen zusammen mit ihrem Mann Jürg Müller, der seinerseits in der Nachbargemeinde seit 15 Jahren einen 20-ha-Biobetrieb mit Ackerbau und Schweinen führt und wo die Betriebsleiterfamilie mit ihren drei Kindern wohnt. In Rutzigen werden zudem 8500 Mastpoulets gehalten, und die Solarstromproduktion mit 1000 kWp sei auch ein wichtiger Betriebszweig, ergänzte Jürg Müller. Und in einem Eventraum mit Aussenbereichen würden jährlich 30 bis 40 Anlässe durchgeführt. Die Trauben aus dem Rebberg werden auswärts gekeltert, die Weine aber selber vermarktet, direkt ab Hof, sowie in Läden und Restaurants. Die Vermarktung aller Hofprodukte, neben Weinen auch Edelbrände und Essig und mehr, erfolgt über einen dritten Betrieb, die eigene Handels GmbH Südhang.
Im Pflanzenschutz setze er neben Piwi-Sorten auf Biodiversität, um Nützlinge zu fördern, betont Müller. Im Rebbau werde bis zur Blüte konsequent behandelt, danach nur noch reduziert und auch mit Biomitteln. «Wir sind auf sichere Erträge angewiesen und wollen schöne Weine.» Landwirte würden ja nicht wegen lustig spritzen, zudem sei das teuer. Er sei aber offen für neue Technik. Zum Spritzen mit Drohnen im Rebbau ist Jürg Müller noch eher skeptisch, das sei wohl in schwierigem Gelände und bei nassen Verhältnissen sinnvoll oder wenn die Blätter noch klein seien.
Fachgerechter Pflanzenschutz
An einer weiteren Weiterbildungsveranstaltung für die Rebbauern Mitte Juni wurde vom BBZN die sichere und verantwortungsvolle Anwendung von Pflanzenschutzmitteln thematisiert. Dies im Rahmen des kantonalen Projekt «Absenkpfad Pflanzenschutzmittel». Auf dem Weingut Kaiserspan bei Edith Mächler und Andreas Bachmann in Gelfingen wurden die rund 30 Teilnehmenden auch zu den Risiken informiert. Gezeigt wurde die korrekte Handhabung der persönlichen Schutzausrüstung und der Austausch von verstopften Düsen. Hingewiesen wurde ferner auf die Anforderungen für gesetzeskonforme Befüll- und Waschplätze für Feldspritzen. Erläutert wurde praktisch im Rebberg die Applikationstechnik, so die Geräteeinstellung und gezielte Einbindung verschiedener Technologien.
An der Fachveranstaltung kam zum Ausdruck, wie sich die Branche einsetzt, um einen sicheren und wirkungsvollen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zu fördern. Hingewiesen wurde von Mario Kurmann vom BBZN auch auf die ab nächstem Jahr nötige Fachbewilligung für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. Bei Bedarf brauche es entsprechende Kurse.
Markus Reinhard, Präsident von Wein Zentralschweiz, lobte die geschätzte fachtechnische Unterstützung durch das BBZN, um einen Beitrag an den Absenkpfad zu leisten. Er begrüsste die Zusammenarbeit von Produzenten, Behörden und Branchenorganisationen für einen nachhaltigen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Beim Projekt «Absenkpfad» geht es darum, mit Fördermassnahmen die mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbundenen Risiken zu minimieren, ohne dabei den Schutz der landwirtschaftlichen Kulturen einzuschränken.