Bei Esche sind alle Sortimente ausverkauft, Buche 50 cm und 100 cm sind ausverkauft, lieferbar sind noch Buche 25 cm und 33 cm sowie Anfeuerholz. So heisst es auf der Website von Landwirt Werner Koller aus Adligenswil im Kanton Luzern, der auch Brennholz produziert und verkauft.
Dieser Betriebszweig habe in den vergangenen Jahren zunehmend Bedeutung erlangt. Gestartet wurde die Vermarktung 2006, seither stieg die Nachfrage kontinuierlich.
Viel wird zugekauft
Das Holz stammte ursprünglich aus dem eigenen Wald, aufgrund der steigenden Nachfrage werden aber auch Trämel über die regionale Waldorganisation Seetal Habsburg zugekauft und selber verarbeitet. Vor allem sind es Buchen und Eschen, in verschiedenen Sortimenten. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen lässt er einen Teil des Holzes gleich im Wald gemeinsam mit andern Produzenten voll- oder teilmechanisiert durch einen Lohnunternehmer aufrüsten, mit einem Schneidspalter zu Sterbünden. Verarbeitet wird alles Holz, sehr grobe Durchmesser werden zuerst mit einem Bagger getrennt, sodass sie auf den Schneidspalter passen.
Die Endverarbeitung der Sterbünde in kleinere Sortimente erfolgt auf dem Betrieb in einer grossen Remise. Dort werden die Trämel weiter zugesägt und bei Bedarf zerkleinert. Per Förderband und Sieb-Reinigungstrommel werden die Scheiter in Big Bags abgefüllt. Kollers bereiten aber auch Anfeuerholz zu. Jährlich seien es mehrere Hundert Ster Brennholz, die an Privatkunden in der Region angeboten werden, geliefert oder abgeholt.
«Brennholz ist meist ein Luxusartikel.»
Viele Kunden heizen nicht mit Holz, sondern nutzen es wegen des Komforts.
Luftgetrocknet ist besser
Das Sortiment umfasst Meterspälten und Scheiter zu 50, 33 und 25 cm sowie Anfeuerholz in verschiedenen Qualitäten.
Aus Überzeugung stelle er nur luftgetrocknetes Brennholz her, betont Koller. Zuerst erfolgt die Trocknung an Beigen im Freiland an der Sonne, nicht im Wald. Nachgetrocknet wird das Holz als endverarbeitete Scheiter in der Remise.
Die Dauer sei vom Jahresklima abhängig, in einem trockenen Jahr genüge für Buche ein Jahr, sonst eher zwei. Und Esche brauche ohnehin länger für die Trocknung als Buche. «Der Brennwert von luft- oder künstlich getrocknetem Holz ist nicht der gleiche», ist Koller überzeugt. Dies, weil zwei Wochen künstlich getrocknetes Holz offenbar die Zellstruktur negativ beeinflusse. Er wolle sich qualitativ von der industriellen Konkurrenz abheben, nur so könnten entsprechende Preise gelöst werden. «Wir sind nicht die günstigsten Brennholzanbieter, aber der wachsende Kundenstamm beweist, dass auf Qualität Wert gelegt wird.»
Vermarktet wird über den Onlineshop www.brennholzkaufen.ch, einen Verbund von zahlreichen Produzenten. Dort finden Kunden schweizweit den nach Postleitzahl nächstgelegenen Anbieter. Ist ein Sortiment ausverkauft, werden Kunden zu anderen Anbietern umgeleitet.
Die meisten seiner Kunden stammen aus der Agglomeration Luzern. Meist wird geliefert, als Vollservice sogar beim Kunden zur Beige aufgeschichtet. Immer weniger seien es grössere Kunden mit Holzheizungen, sondern Private, welche sterweise Holz für ihre Cheminées und Schwedenöfen kaufen. «Brennholz ist bei uns zu 80 Prozent ein Luxusartikel.»
Plattform geschlossen
Wegen des Online-Angebotes seien sie als Anbieter mit voller Wucht von der coronabedingten Nachfrage-Hysterie getroffen worden. «Viele Leute googelten und stiessen so auf die Website, als sie vergangenen Sommer Mühe hatten, Holz zu beschaffen.» Die Anfragen hätten zeitweise nicht mehr bewältigt werden können und er habe letzten Sommer sogar zeitweise die Bestellplattform im Internet schliessen müssen, sagt Koller. Damals versiegten Importe und somit das Angebot im Grosshandel und Prominente riefen dazu auf, Brennholz wegen der befürchteten Energiemangellage zu beschaffen, was eine Hysterie auslöste.
«Viele kennen ihre Vollkosten nicht.»
Werner Koller mahnt, bei der Brennholzproduktion gut zu kalkulieren.
Marktlage beruhigt
Kollers spürten die steigende Nachfrage aber schon vorher, grossen Einfluss hätten auch die Medien. Das startete mit der Klimaschutzdiskussion um «Greta», dann kam Corona und dann der Ukraine-Krieg. Seit drei Jahren hätten sich die Produktionsmengen jährlich verdoppelt und er könne die Nachfrage kaum noch befriedigen.
Schon letzten Frühling gab es Bestellungen wie sonst im Herbst, und die Lager leerten sich. Derzeit würden diese nach dem übermässigen Absatz im vergangenen Jahr wieder aufgefüllt. Nun habe sich der Markt wieder etwas beruhigt, es würden nur noch jene Kunden bestellen, die Holz wirklich brauchen. «Das Januar-Loch war dieses Jahr etwas ausgeprägter als in den Vorjahren.»
Preislich habe er von der Hysterie nicht profitieren können, zumal wegen den schon vorher konstant gestiegenen Kosten die Preise etwas angehoben werden mussten. «Es gab aber weniger Diskussionen um die Brennholzpreise.» Koller verlangt für den Ster Buchenholz in 33er-Scheitern abgeholt 220 Franken.
Froh ist er, dass er während dem Nachfrage-Boom die Mengen limitierte und die Stammkunden bevorzugte. Das brachte etwas Stabilität und nur deshalb sei er jetzt im März 2023 immer noch lieferfähig.
Nicht vorschnell einsteigen
Er werde künftig die Mengen nicht weiter erhöhen, aber die Lager auffüllen, sagt Koller. Den Betriebszweig Brennholzproduktion wolle er nicht weiter ausbauen, sondern optimieren, zumal er arbeitsmässig und vom Platz her an Kapazitätsgrenzen stösst. Und der Margendruck sei hoch.
Berufskollegen gibt er den Rat, nicht vorschnell einzusteigen und das schnelle Geld zu erwarten. Aufrüsten von Brennholz sei arbeitsintensiv, die Qualitätsansprüche seien hoch, Kunden erwarteten eine zuverlässige Lieferbereitschaft, die Konkurrenz sei hoch und Investitionen in Maschinen seien gut zu kalkulieren. «Viele Gelegenheitsanbieter kennen offenbar den Begriff Vollkostenrechnung nicht.»
Aufzucht von Mutterkuh-Rindern
Werner Koller vom Niederdorf in Adligenswil LU bewirtschaftet einen kleinen Nebenerwerbsbetrieb mit 11 ha LN in der voralpinen Hügelzone, dazu noch 4 ha Wald. Angebaut wird auf 1 ha Mais, ansonsten kann das Grünland beweidet werden. Der Betrieb liegt allerdings unmittelbar an der Wohnzone; mit allen Nach- und Vorteilen, so für die Direktvermarktung von Gemüse, Früchten, selbst hergestelltem Dekomaterial und Brennholz.
Schwerpunkt ist die Aufzucht von F1-Rindern aus den Rassen Braunvieh und Limousin für Mutterkuhhalter. Dazu werden Tränkekälber zugekauft und in der Regel einen Monat vor dem Abkalben nach zwei Jahren wieder verkauft. Ziel ist ein Erstkalbealter von 24 Monaten. Auf dem Betrieb gibt es dafür 40 bis 50 Plätze.
Ausserlandwirtschaftlich geht Werner ganzjährig einem Nebenerwerb im Baugewerbe nach. Dann schaut seine Frau zu den Tieren und auch seine Mutter und die Kinder helfen auf dem Betrieb. Bereits ist eine Tochter in Ausbildung zur Landwirtin, der Sohn wird ebenfalls bald diese Lehre starten, während der Berufsweg der jüngsten Tochter noch offen ist.