Das Mulchen um Baumreihen, in Streuobstwiesen oder auch auf Freiflächen ist für Obstbauern eine ressourcenbindende und unter Umständen zeitintensive Arbeit. Zudem ist der Pestizideinsatz im Obstbau nach wie vor eher hoch. Um beide Probleme anzugehen, hat Brüggli Industrie einen Roboter entwickelt, der den Boden selbstständig und schonend bearbeiten kann.

Eigens für Plantagen entwickelt

Futuristisch sieht er aus, der Scarabeus genannte Roboter des Thurgauer Herstellers Brüggli Industrie. Seinen Namen hat er in Anlehnung an den Glückskäfer Skarabäus aus der ägyptischen Mythologie erhalten, denn wie ein Käfer ist er flach, schmal und leicht gebaut. Der Scarabeus hat eine Arbeitsbreite von 1,4 Metern und wiegt lediglich 130 Kilogramm. Damit ist er leichter und handlicher als die meisten herkömmlichen Mulcher. Durch seine Grösse schafft es der Scarabeus problemlos, auch unter tief hängenden Ästen zu mulchen. Aufgrund seines geringen Gewichts und wegen seines Raupenantriebs wird die Bodenbelastung durch den Roboter auf ein Minimum reduziert.

Ein gemächlicher, aber dafür genauer Arbeiter

Der Boden in Obstplantagen ist häufig nicht topfeben, Spurrillen von Traktoren, Äste oder Wurzeln machen das Gelände uneben. Dank seiner Raupen kommt der Scarabeus jedoch gut damit zurecht. Auch Passagen mit grösseren Steigungen überwindet der Roboter problemlos. Dabei ist er nicht sonderlich schnell unterwegs: Der Scarabeus bearbeitet acht Hektaren in 14 Tagen.

Dafür arbeitet der Roboter genau und erreicht Stellen, die ein herkömmlicher, von einem Traktor gezogener Mulcher nicht erreicht. Der Scarabeus ist mit einer Kufenlagerung, Wickelschutz und einem seitlichen Ausleger mit klappbaren Messern ausgerüstet. Dadurch kann er auch in schwierigem Gelände schwer erreichbare Stellen bearbeiten und dort das Gras zentimetergenau kürzen. So hält der Scarabeus einen Baumstreifen gründlich von Bewuchs frei, wodurch der Pestizideinsatz deutlich reduziert werden kann.

Der Roboter lernt laufend dazu

Im Gegensatz zu vielen anderen Robotern kommt der Scarabeus ohne verschmutzungs- oder schadensanfällige Kamerasysteme oder Laserscanner aus. Trotzdem findet er sich problemlos zwischen den Obstbäumen zurecht. Dazu können die Entwickler nicht alleine auf die Satelliten-gestützte RTK-Technologie setzen, denn deren Signale könnten durch die Bäume gestört werden. Deshalb ist der Scarabeus zusätzlich mit Berührungssensoren, einem Kompass und einem Kreiselsensor, einem sogenannten Gyroskop, ausgerüstet. Die zu bearbeitenden Flächen können die Nutzer dem Mulchroboter via Computer vorgeben, die Fahrstrategie rechnet das System ganz alleine. Eigenständig merkt sich der Scarabeus anschliessend die Position von Bäumen, Zäunen, Bienenhäuschen und anderen Hindernissen. Dabei wird seine «Erinnerung» von Fahrt zu Fahrt präziser, er lernt laufend dazu. Taucht ein unerwartetes Hindernis auf, berechnet der Roboter eigenständig einen Umweg.

Mit Netz- oder Solarstrom unterwegs

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Der Scarabeus ist mit einemverschleissarmen, bürstenlosen Gleichstrom-Motor ausgerüstet, der von einem Lithium-Eisenphosphat-Akku angetrieben wird. Der Akku kann in der Ladestation entweder über den Netzstrom aufgeladen werden, oder aber über die Photovoltaikzelle im Dach des kleinen Häuschens. Durch den Elektromotor bewegt sich der Scarabeus geräuscharm und stört niemanden. Nicht stören soll er im Übrigen auch die Insekten, weil er sich langsam und berechenbar bewegt.