Der Schweizerische Landmaschinen-Verband blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Und das aktuelle dürfte ereignisreich werden, schliesslich steht unter anderem die Agrama 2024 auf dem Plan. Um für die Zukunft entsprechend gerüstet zu sein, verstärkt sich der Vorstand des SLV mit jüngeren Kräften.
«Weltpolitisch wohl das grösste Risiko»
Vor der eigentlichen GV hielt Verbandspräsident Jürg Minger ein umfassendes Referat. Mit Weitblick schaute er hinaus in die Welt und zeigte auf, mit welchen Herausforderungen die Landtechnik-Branche aktuell konfrontiert ist. Dabei streifte er das Klima – «die Uhr tickt» – und sprach die Probleme an, welche die immer extremeren Wetterereignisse bereits jetzt bereiten.
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Minger ging in seinen Ausführungen auch auf die aktuell unsichere Weltpolitik ein. Während der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nach seinen Einschätzungen noch über längere Zeit andauern dürfte, sprach Minger auch die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten an. Dort wird sich heuer entscheiden, ob der amtierende Präsident Joe Biden für weitere vier Jahre im Weissen Haus sitzt, oder ob Donald Trump zurück an die Macht kommt.
«Die Schweiz hat das insgesamt
sehr gut gemacht.»
SLV-Präsident Jürg Minger über den Umgang der Schweiz mit der Inflation.
«Weltpolitisch ist das aktuell wohl das grösste Risiko», schätzte Jürg Minger die Lage ein. Die Präsidentschaft in den USA dürfte sich deutlich darauf auswirken, ob in Sachen Produktion künftig stärker globalisiert werde, oder ob der Kurs wieder hin gehe zu einer stärker regionalen Produktion. Im Hinblick auf die Weltwirtschaft, den internationalen Handel und die Inflation hatte Minger lobende Worte für die Schweiz übrig: «Die Schweiz hat das insgesamt sehr gut gemacht», bekräftigte er.
«Der Bundesrat muss in die Landwirtschaft investieren!»
Viel gemacht, aber wenig entschieden werde im Moment im Hinblick auf die Agrarpolitik der kommenden Jahre, so der Präsident. Im Hinblick auf die Ökologisierung der Landwirtschaft sei eines klar: «Will der Bundesrat eine ökologischere Produktion, so muss er bereits sein, in die Landwirtschaft zu investieren!»
«Ich hoffe, dass mit dem neu gewählten Parlament einiges zu erreichen sein wird.»
Jürg Minger hofft, dass die starke landwirtschaftliche Vertretung in Bern Ziele erreichen kann.
Weiter sprach Jürg Minger die sinkenden Einkommen in der Landwirtschaft an, einen Trend, der ihm Sorgen bereite. Nicht gänzlich unschuldig an der oftmals herausfordernden finanziellen Lage seien etwa auch die Abnehmer mit ihren allzu hohen Forderungen, sagte Minger. «Ich hoffe aber, dass mit dem kürzlich neu gewählten Parlament einiges zu erreichen sein wird in dieser Sache».
Landtechnik-Händler sind immer mehr gefordert
«Die Händlerstrukturen in der Schweiz sind am Anschlag.» Mit dieser Aussage eröffnete Jürg Minger sein eigentliches Referat. Grosse und kleine, in- und ausländische Landtechnik-Händler seien aktuell gleichermassen gefordert. Und durch die Schwierigkeiten an den Märkten würden sich die Probleme intensivieren.
«Es hat keinen Sinn, als Händler auf allen Hochzeiten tanzen zu wolen.»
Jürg Minger rät zur gezielten Spezialisierung.
Einzelnen Handelsbetrieben würden steigende Anforderungen an ein effizientes Betriebsmanagement zu schaffen machen, erklärte er. Das betreffe die Unternehmensplanung, die Planung der Entwicklung und der Finanzen oder das Controlling, aber auch die dringend nötige Kontaktpflege zu Banken, Lieferanten und Schlüsselkunden.
Es werde nicht einfacher, den Anforderungen zu genügen, fuhr Minger fort. Eine 24-Stunden-Abrufbereitschaft, mobiler Service und Fullservice-Verträge mit Mobilitätsgarantien sind nur einige Punkte, die Händler gemäss Minger herausfordern.
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Händler müssten in Zukunft eine langfristige Vision haben, stark serviceorientiert sein, professionell organisiert und über solide Finanzierungsmöglichkeiten und eine hohe Marktpenetration verfügen. Eine Strategie müsse schrittweise aufgebaut werden und die Verantwortung dabei klar zugewiesen. «Nicht zu vergessen ist eine klare Positionierung mit Marken und Produkten. Es hat keinen Sinn, als Händler auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen» riet Minger den Verbandsmitgliedern.
Neue Verbandsmitglieder begrüsst
Durch die eigentliche Generalversammlung leitete in der Folge SLV-Geschäftsführer Pierre-Alain Rom. Gleich zu Beginn vergab er zwei Ehrungen für langjähriges Firmenbestehen:
- zum 25-jährigen Bestehen an Andreas Lehmann, Land und Baumaschinen Service Lehmann in Bellach SO
- zum 50-jährigen Bestehen an Leo Schallberger, Schallberger Fahrzeuge und Maschinen-Zentrum in Oberdorf NW
Weiter freute sich Pierre-Alain Rom über den Verbandsbeitritt von Sepp Knüsel und seiner Familie. Das bekannte Landtechnik-Unternehmen aus Küssnacht am Rigi war mit Firmeninhaber Sepp Knüsel und Tochter Theres Beutler-Knüsel vor Ort vertreten.
Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr
Schliesslich fasste Pierre-Alain Rom den Geschäftsbericht des vergangenen Verbandsjahres in wenigen Punkten zusammen. Man habe verschiedene Erfolge erlebt, wie etwa beim Branchenstandard Melktechnologie, zu dessen Unterzeichnung man sämtliche grossen Technologie-Hersteller habe bewegen können. «Zudem ist die Zusammenarbeit mit der HAFL am neuen Melkforum gut angelaufen und wir freuen uns, in der Hochschule einen starken Partner gefunden zu haben», sagte Rom.
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«Die Jahresrechnung macht zufrieden», liess Rom als Nächstes verlauten. Man habe das Budget dank strenger Kontrollen der Kosten und Ausgaben gut einhalten können und sei sogar unter Budget geblieben. So schliesst der Verband seine Rechnung mit einem Plus von rund 100'000 Franken. Die Rechnung wurde ohne Gegenstimme angenommen.
Ebenso einstimmig erteilten die anwesenden Verbandsmitglieder ihrem Vorstand die Décharge und hiessen das Budget für das kommende Verbandsjahr 2023/24 gut.
Zwei Junge kommen an Bord
Nachdem der Vorstand sich im vergangenen Jahr bereits mit Mathias Leubler um ein jüngeres Mitglied verstärkt hatte, begrüsste die Verbsandspitze auch heuer zwei neue Mitglieder. Zuerst bedankte man sich aber bei Kurt Bachmann, der seit 1994 an den Geschicken des Verbandes beteiligt ist. Bachmann habe sich mit Vorliebe den technischen Belangen gewidmet und sei in stetem Kontakt mit Partnerorganisationen und Ämtern wie dem Astra gestanden. Kurt Bachmann werde dem Verband erhalten bleiben, sagte Jörg Minger, indem er weiterhin in der Agrama- und Ausstellungs-Kommission Einsitz nehme.
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Neu zum Vorstand stossen der Ostschweizer Aaron Schmid und der Romand Sébastien Stauffer. Schmid ist gelernter Landmaschinenmechaniker und hat nach seiner Grundausbildung bei der FTP-Motorenforschung in Arbon TG in der Forschung und Entwicklung gearbeitet. Heute ist er als Produktmanager bei der Ad. Bachmann AG in Tägerschen TG beschäftigt.
Sébastien Stauffer ist die dritte Generation des Landtechnik-Unternehmens Samuel Stauffer SA im waadtländischen Thioleyres. Nach der gymnasialen Matura hat er an den ETH in Lausanne und Zürich Maschinenbau studiert und im Rahmen seiner Masterarbeit ebenfalls bei der FTP-Motorenforschung gearbeitet. Nach Praktika bei verschiedenen Betrieben ist er heute im Familienunternehmen tätig.
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