Landwirt Andreas Furrer aus Henggart hat drei Solardächer, je eine KEV-Anlage auf dem alten Reitstall und der Reithalle sowie eine Eigenverbrauchsanlage auf der neu erstellten Scheune.
Fassaden-PV für Abendsonne
«Wenn im Winter Schnee auf den Dächern liegt, liefern die Dachanlagen keinen Strom, hingegen jene an der Fassade schon. Sogar noch etwas mehr, weil der Schnee am Boden das Licht an die Wand reflektiert», sagt Andreas Furrer. «Auch ist sie an der Westfront gelegen. Am späteren Nachmittag bis Sonnenuntergang scheint die Sonne direkt darauf. Das erhöht die Leistung der Anlage gegen Abend erheblich», fasst der Landwirt die Vorteile zusammen.
Vor der Installation erkundigte sich Andreas Furrer bei der Gemeinde nach dem Bewilligungsverfahren. Es hiess, wie für die Dachanlagen reiche auch für Fassadenanlagen das vereinfachte Meldeverfahren. Welch ein Irrtum; als er nämlich einen Monat vor Installationsbeginn das Meldeformular einreichte, bekam er den Bescheid, dass für die Fassade das ordentliche Baubewilligungsverfahren nötig sei. «Ich konnte das Baugerüst abbauen lassen», erinnert sich Furrer. Es dauerte dann fast ein halbes Jahr, bis das Baugesuch bewilligt war.
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Alle ins Boot holen
«Im Kanton Zürich sind in der Landwirtschaftszone nur Holzfassaden bewilligungsfähig», ergänzt Andreas Furrer. Aus brandschutztechnischen Gründen darf eine PV-Anlage aber nicht auf Holz installiert werden. Deshalb werde bei einer Fassaden-PV-Anlage, wie feuerpolizeilich gefordert, eine Blechfassade bewilligt.
Es sei extrem wichtig, dass am Anfang der Planung einer PV-Anlage in der Landwirtschaftszone der Netzbetreiber, die Gemeinde und der Kanton ins Boot geholt werden. Der Netzbetreiber wegen allfälliger Netz- und Trafoverstärkungen, die sehr teuer werden könnten und eventuell den Bau be- oder gar verhindern, so Furrer. Gemeinde und Kanton wegen des Bewilligungsverfahrens, das in jedem Kanton anders und im stetigen Wandel sei.
Auf Inselfähigkeit bestehen
«Zufällig erfuhr ich kurz vor Baubeginn, dass praktisch alle in der Schweiz gebauten Eigenverbrauchsanlagen bei Netzausfall tot sind. Aber ich baue doch nicht für über Fr. 200'000.– eine Eigenverbrauchsanlage mit 80 kWh Speicher und bei einem Netzausfall habe ich keinen Strom, obwohl die Sonne scheint und der Speicher voll ist», hält Furrer fest.
Die Mehrkosten für die Insellösung betrugen, nicht wie von verschiedenen Lieferanten offeriert zirka Fr. 20'000.–, sondern rund Fr. 1300.–. Günstiger ist es nämlich, die Anlage von Anfang an mit den richtigen, inselbetriebsfähigen Komponenten einzuplanen. Man müsse bei der Planung und Vergabe ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein Inselbetrieb erwünscht sei.
«Beim Bau der KEV-Anlage vor zehn Jahren musste ich auf meine Kosten eine neue Zuleitung zur Trafostation machen für zirka Fr. 40'000.–», erzählt Andreas Furrer weiter.
Betriebsspiegel Pferdepension Wydenbuck
Name: Anita und Andreas Furrer
Ort: Henggart ZH
Ackerfläche: 35 ha, Ackerkulturen mit einem hohen Anteil Kunstwiese für Pferdeheu
Tierbestand: 42 Pensionspferde
Betriebszweig: PV-Anlagen
Leitungen und Trafostation
Der Netzbetreiber sei nicht in der Lage gewesen, administrativ mehr als einen Anschluss pro Katasternummer zu machen. «Deshalb wurden diese zehnjährigen Leitungen herausgerissen und der ganze Hof, inklusive PV-Anlagen, in den Neubau integriert», erzählt Andreas Furrer.
Für Fr. 100'000.– wurde eine neue Hauptverteilung erstellt und von dort seien wieder für Tausende von Franken neue Kabel zum Trafo verlegt worden. «Zum Glück hatte ich vor zehn Jahren noch ein Leerrohr eingelegt, das jetzt benutzt wurde, weil die 800-A-Leitungen nicht mehr in ein Leerrohr passten. Nun führen physisch zwei Leitungen zum Trafo, administrativ aber nur eine. Das war eine sachlich unnötige Übung und verteuert meinen Solarstrom um zirka 7 Rp./kWh», so der Landwirt. Der einzige Vorteil sei, dass alles von einer Hauptverteilung aus gemanagt werden könne, wenn in zirka zwölf Jahren die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) auslaufe.
Laut Netzanschlussvertrag ist ausserhalb der Bauzone der Grundeigentümer für den Graben und die Leerrohre zuständig, das Elektrizitätswerk (EW) zahlt die Leitungen. «In meinem Fall weigerte sich das EW, zu zahlen, mit der Begründung, dass die dickeren Leitungen nicht für den Verbrauch, sondern für die Rückspeisung des Stroms nötig seien», ergänzt Furrer.
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Was schaut heraus?
Trotz allem ist Andreas Furrer froh um seine Anlagen: «Auch wenn die Stromproduktion während der nebligen Winterzeit etwas enttäuschend ist, lohnt es sich für den Eigenverbrauch.» Seine Stromproduktionskosten lägen bei ca. 12 Rp./kWh, während die EW-Preise bei 19 Rp. im Nieder- und 24 Rp. im Hochtarif lägen. Die Speicherung sei nicht wirklich rentabel, weil die Akkus noch viel zu teuer seien. In den nächsten Jahren sollten neue, günstigere Akkutechnologien auf den Markt kommen.
Wenn keine teure Netzverstärkung nötig sei, lägen die Produktionskosten einer neuen PV-Anlage, je nach Grösse, bei 6 bis 10 Rp pro kWh. Das sei massiv weniger als die aktuellen Strompreise ab Netz. Furrers Anlagen produzieren jährlich zirka 500'000 kWh Strom. «Das entspricht einem Jahresverbrauch (ohne Heizung) von zirka 125 Einfamilienhäusern mit vier Bewohnern», fasst er zusammen.
Die KEV-Anlagen seien sein rentabelster Betriebszweig. Bei der Eigenverbrauchsanlage jedoch lohnt sich nur der Eigenverbrauch. Die Rückspeisung ans EW brachte 2022 «klägliche» 5 Rp. im Hochtarif, ab 2023 seien es zirka 8 Rp. «Somit subventioniert der Solarstromproduzent das EW. Und so was nennt sich Energiewende», lästert Furrer. Er habe den Abnahmevertrag mit dem EW gekündigt und erhalte ab 2023 von einem anderen Abnehmer 14 Rp. fix und 40 % des am Markt erreichten Mehrpreises dazu. «So sind wenigstens meine Produktionskosten gedeckt», sagt Furrer abschliessend.
Bewilligungspraxis Ostschweiz:
Auch in den Kantonen Glarus, Graubünden, Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau braucht es für eine senkrechte Photovolatikanlage an einer Fassade in der Landwirtschaftszone eine Baubewilligung. Das vereinfachte Meldeverfahren reicht dafür nicht aus. Auch Fassadenanlagen an Stallwänden können gefördert werden. Darauf weist Peter Müller vom Amt für Energie und Verkehr Graubünden hin.