Obwohl der Winter erst begonnen hat, befürchten schon viele Bauern, dass ihre Wintervorräte nicht bis zum Frühling reichen werden. Denn die Kühe fressen extrem viel und es brauche doch mehr Futter als im Vorjahr. Auch die Landwirtin Therese Wyss-Brunner aus Rüegsbach BE beobachtet dies bei ihren Kühen: «Entweder ist das Futter zu schmackhaft oder die Silage ist nichts wert, da das Gras im Sommer zu schnell gewachsen ist», sagt Wyss.

Schnell gewachsen

«Dass das Futter nichts wert ist, würde ich nicht sagen. Dass qualitativ hochstehende Silage besser gefressen wird, als überständiges Gras, ist naheliegend», bestätigt Hansueli Rüegsegger, Leiter Milchvieh bei der UFA AG in Herzogenbuchsee BE. Was sich jedoch immer wieder zeige, sei, dass trocken gewachsenes Futter mehr hergebe als Futter von feuchteren Perioden oder Jahren. «Entsprechend kann ich die Beobachtung der Bauern unterstreichen», sagt Rüegs-egger.

Ein weiterer Punkt sei die tendenziell höhere Verdaulichkeit der Fasern, die dazu führe, dass die Trockensubstanz-Aufnahme höher sei. Wie Rüegsegger weiter ausführt, werde tendenziell mehr Futter benötigt, wenn sich das Grundfutter aufgrund von sehr guten Vegetationsbedingungen entwickeln konnte. «Die effektive Qualität hängt von vielen Faktoren ab, wie Standort, Düngung, Vegetation, Nutzung, Bearbeitungsintensität, Lagerung usw. Deshalb kann hier kaum eine pauschale Aussage gemacht werden», sagt der Fachmann. Aufgrund von Erfahrungswerten zeige sich jedoch, dass gerade der erste Schnitt, der ohnehin den grössten Anteil ausmache, qualitativ besser sei, wenn die Verhältnisse trocken sind. «Zucker beispielsweise kann sich nicht bilden, wenn die Sonnentage fehlen. Deshalb ist es auch sinnvoll, wenn immer möglich, nach einer Regenperiode einige Tage zuzuwarten mit dem Mähen, da in dieser Zeit eine hohe Menge an Zucker gebildet wird. Gerade im ersten Schnitt sollte diese Regel unbedingt befolgt werden», rät Rüegsegger.

Obwohl das Futter für diesen Winter sicher nicht schlecht ist, fragen sich viele Landwirtinnen und Landwirte, ob es punkto Energie und Protein ausgeglichen sei: «Das kommt auf die Gesamtration an. In den meisten Rationen, v. a. auf Silo-Betrieben muss die Ergänzung mit Protein erfolgen», sagt Hansueli Rüegsegger. Im Berggebiet oder wenn keine Maissilage verfüttert werde, sei je nachdem eine Ergänzung mit Energie angezeigt. «Am besten wird von dem wesentlichen Grundfutter eine Raufutteranalyse gemacht, so kann die Ergänzungsfütterung genau auf das Grundfutter zugeschnitten werden», rät der Fütterungs-spezialist. Dadurch könne das Potenzial des Grundfutters ausgeschöpft werden, wodurch die Grundfutterleistung maximiert werde. Wichtig sei dabei, nicht nur Energie und Protein zu berücksichtigen, sondern auch die Fermentationsparameter im Pansen. «Wenn die Pansen-Mikroben ideal versorgt sind, ist bereits ein wichtiger Teil der Fütterung vollbracht», hält der Spezialist fest.

Niveau wie im Vorjahr

Dank einer rollenden Auswertung von Futteranalysen weiss die UFA, wovon sie redet. Denn immerhin seien bereits rund 1500 Dürrfutter-Analysen bei ihnen eingegangen. «Der Zuckergehalt liegt mit durchschnittlich 125 g/kg über dem langjährigen Schnitt», weiss Rüegsegger. Weiter seien die Zellwandbestandteile eher tiefer als in den vergangenen Jahren, was auf eine frühere Nutzung hinweise. Während bei der Grassilage die ersten Proben sehr vielversprechend ausgesehen haben, habe sich das Ganze nun relativiert. «Die bisher eingegangenen Grassilagen befinden sich auf dem Niveau der Vorjahre. Wobei dies auch hier je nach Region unterschiedlich ist», bestätigt der UFA-Mitarbeiter. Die Analysen der Maissilagen zeigen eine überdurchschnittliche Qualität. Der Stärkegehalt liege mit durchschnittlich 382 g/kg TS über dem langjährigen Schnitt. Die Zellwandbestandteile (Rohfaser) gehen tendenziell zurück und widerspiegeln den Zuchtfortschritt der Sorten.