Die anhaltende Trockenheit und die Corona-Krise bereiten der Waldwirtschaft zunehmend grosse Sorgen. Während der Absatz ins Stocken gerät, wird weniger Holz geschlagen und viele anfällige Bäume bleiben in den Wäldern stehen. Das schafft die Grundlage für eine Borkenkäferplage, die durch die Trockenheit verschlimmert werden könnte.

Alarm in Österreich

Ein Blick über die Landesgrenze nach Österreich zeigt, was den Schweiz Wäldern bevorsteht, wenn sich die Wetterlage nicht bald ändert. Nach einem schneereichen Winter und mehreren starken Stürmen finden sich in den österreichischen Wäldern viele beschädigte und abgestorbene Bäume. Damit sind ideale Voraussetzungen gegeben für den sogenannten Buchdrucker, im Volksmund schlicht Borkenkäfer genannt. Einzelne österreichische Landkreise haben deshalb bereits im Januar Alarm geschlagen.

Die Situation in der Schweiz

Wie Ferdinand Oberer, Leitender Redaktor der Zeitschrift «Wald und Holz» erklärt, zeigt sich die Situation in der Schweiz ähnlich; sie sei aber nicht einfach zu überblicken: «Besonders betroffen sind aktuell tiefere Lagen, bei anhaltend trockenem Wetter kann man jedoch einen Anstieg bis auf rund 1000 m. ü. M. erwarten.» Der Buchdrucker befällt hauptsächlich Fichten; sturmanfällige Flachwurzler, die sich normalerweise mit ihrem Harz gegen Schädlinge schützen. Stehen die Bäume aber unter Stress, so wie aktuell durch die Trockenheit, können sie diese Abwehr nicht aufrechterhalten und es reichen wenige Käfer für einen Befall.

 

Befall melden!

Kritischer Befall muss bei der Gemeinde oder dem zuständigen Revier-förster gemeldet werden. Die Handhabung ist kantonal unterschiedlich geregelt.

 

Zweithöchster Befall 2019

Im heissen und trockenen Sommer 2019 wurde der zweithöchste je registrierte Borkenkäferbefall in der Schweiz gemessen. Auch heuer ist zu befürchten, dass der Schädling von den warmen Temperaturen und der Trockenheit profitiert; bereits im Spätfrühling wird laut Oberer eine zweite Population möglich. Die Schädlinge finden ein reichhaltiges Nahrungsangebot vor, denn nach den grossen Stürmen in der jüngsten Vergangenheit gibt es auch in der Schweiz noch immer viele angeschlagene oder frisch abgestorbene Bäume in den Wäldern. Zusätzlich zur Trockenheit bringt die Corona-Krise für die Holzwirtschaft nun neues Unheil. Die Holzindustrie ist ins Stocken geraten, der Absatz ist eingebrochen: Die inländische Nachfrage ist drastisch gesunken, die Industrie kann fast kein Holz verarbeiten, sämtliche Exporte entfallen. Die Holzlager sind voll, weshalb der Verband den Waldbesitzern empfiehlt, Frischholzschläge vorerst zurückzustellen.

Bäume rasch fällen und abführen

Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) empfiehlt zur Prävention, die Bestände rechtzeitig intensiv zu kontrollieren und dabei insbesondere kritische Bäume auf frischen Befall zu überprüfen. Beschädigte Bäume sollen zeitnah gefällt und aus dem Wald abgeführt werden. Wo das nicht möglich ist, gilt es, totes Holz möglichst rasch zu entrinden, um einen Befall zu verhindern. 

Diverse Merkblätter für die Praxis unter: www.wsl.ch