«Hier wächst der Wald der Zukunft», sagt Martin Hafner von der Napfholz GmbH. Diese beförstert unter anderem im Mandat die Regionalorganisation Wald Luzerner Hinterland (WLH) mit über 3000 ha von 870 Mitgliedern und 900 ha von Nicht-Mitgliedern sowie die Personalkorporation Altbüron mit 140 ha Wald.
Napfholz, die vier Förster beschäftigt, vermarktet aber auch Holz ausserhalb des Kantons Luzern, hat Mandate für die Heckenpflege, für Holzerkurse und übernimmt auch Bauführungen für Waldweiher und Waldstrassen. Martin Hafner, Förster HF und weitergebildeter Natur- und Umweltfachmann, ist schon 16 Jahre bei Napfholz und war vorher fünf Jahre Revierförster. Er kennt die Situation in den Wäldern der Region und auf dem Holzmarkt bestens.
Ein stabiler neuer Wald
Hier im Vogelsangwald in den Gemeinden Fischbach und Zell im Kanton Luzern hat Sturm Burglind im Januar 2018 eine Lücke von rund 2,5 ha verursacht. Die wurde zügig geräumt und im Rahmen von Seba-Projekten (seltene Baumarten), aber auch eine Teilfläche mit Douglasien und Laubholz wieder aufgeforstet. Weitgehend die gleiche Fläche, die vier Waldeigentümern gehört, fiel schon vor 50 Jahren einem Sturm zum Opfer. «Ich hoffe, dass dieser Wald nach 50 Jahren nicht wieder abgelegt wird.»
Deshalb wurde der Waldbestand nun aktiv verändert, vorher standen hier vor allem Fichten und Tannen sowie einzelne Buchen und Eichen, wie vielerorts in der Schweiz. Nun wurden auf dem eher sauren Standort zehn verschiedene Baumarten gepflanzt: Stieleichen, Traubeneichen, Sommerlinden, Winterlinden, Kirschbäume, Edelkastanien, auch einige Birken, Schwarzerlen, Douglasien und Bergahorn. Die Weisstanne und Vogelbeere entwickelten sich selbstständig in der Naturverjüngung, hingegen scheint es der Fichte hier nicht mehr zu passen. «Wenn drei Baumarten ausfallen, haben wir immer noch sieben andere», begründet Hafner die Vielfalt.
Auf der Parzelle stehen nun 70 Prozent Laubholz und 30 Prozent Nadelholz. An solch exponierten Standorten sei das künftig die Realität für stabile Bestände. Hafner plädiert für einen Laubholzanteil von rund 50 Prozent – im Mittelland mehr, in den Voralpen etwas weniger, je nach Höhenlage und Standort. Nur so könnten Wälder künftig den zunehmenden Stürmen und dem Klimawandel mit wärmeren Temperaturen trotzen.
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Der Standort entscheidet
Wie die künftigen Wälder aussehen, entscheide der Standort und das Klima und nur zum Teil die Bedürfnisse der Holzabnehmer, sagt Martin Hafner. Zudem würden ja die Waldeigentümer das Produktionsrisiko tragen und zwar für viele Jahrzehnte. Sie hätten zwar nicht beliebige Wahlfreiheit bezüglich Baumarten, müssten aber jetzt entscheiden, welche eine Zukunft haben. «Lieber ein stabiler, von Laubholz dominierter Mischwald, statt eine labile ‹Brotbaum›-Monokultur, wie es die Abnehmer wünschen.» Es gebe neben Fichten und Tannen sicher rund 20 verschiedene Baumarten, die sich für die Holzproduktion eignen. «In 50 Jahren wird kaum jemand fragen, welche Holzarten im Wald stehen, wichtiger ist, dass es überhaupt noch Holz im Wald hat.»
Fichtenanteil nicht haltbar
Die heutigen Bestände mit so hohen Tannen- und Fichtenanteilen von rund 75 Prozent seien zu anfällig und nicht haltbar.
Den Borkenkäfer habe man hier derzeit zwar im Griff, auch dank höheren Weisstannenanteilen als anderswo und dank der bewährten Strategie von WLH «beraten und bekämpfen». Martin Hafner lobt auch die Bereitschaft der Waldeigentümer für Pflege und Nutzung der Wälder, auch wenn die Preise in den letzten Jahren kaum kostendeckend waren. Auch auf Biodiversität werde grossen Wert gelegt, die Förderbeiträge dafür rege genutzt. Im Schnitt der letzten Jahre wurden über 8 m3/ha Holz geschlagen, Ziel seien allerdings jährlich10 m3/ha. Zumal die Vorräte wie im übrigen Kanton bei rund 400 m3/ha liegen – deutlich mehr als der Schweizer Durchschnitt.
Mehr Lenkung im Wald
Das Tempo des Klimawandels gelte es als Tatsache zu akzeptieren. Und damit auch höhere Temperaturen, mehr Sommertrockenheit, mehr Stürme, ungleicher verteilte Niederschläge. Das bedinge eine höhere Vielfalt im Wald und so stabilere Bestände. «Naturverjüngung reicht nicht mehr, und die Nutzung ist zu forcieren, der Zuwachs abzuschöpfen. Und es braucht mehr Investitionen in die Jungwaldpflege, Mischungsregulierung und einen angemessenen Wildbestand.» Potenzial sieht Hafner beim Nadelholz mit Föhren, Douglasien und Lärchen, zunehmen würden Buchen auf bisherigen Fichtenstandorten und weitere Zukunftslaubhölzer seien Eichen, Kirschbaum und Ahorn, «aber auch die völlig unterschätzte Linde».
«Wichtig ist künftig nicht die Holzart, sondern dass es im Wald noch Holz hat.»
Martin Hafner über die Notwendigkeit, in den nächsten Jahren die Waldbestände wegen dem Klimawandel aktiv zu lenken.
Den Zuwachs abschöpfen
Müssen also die Holzabnehmer umstellen, wenn der Nadelholzanteil in den nächsten Jahrzehnten markant sinken soll? Nicht, wenn sie gleichviel nutzen wie bisher, dann reiche das Angebot, sagt Hafner. «Der Zuwachs wird ja seit Jahrzehnten gar nicht ausgeschöpft, trotz Lothar, Burglind und Borkenkäfern.»
In den nächsten Jahrzehnten werde der Nadelholzvorrat abgebaut, die Wälder umgebaut. «In nächster Zeit wird noch kein Sägewerk Versorgungsprobleme bekommen, auch wenn die Nachfrage nach Holz steigt», ist Martin Hafner überzeugt. Und in 50 Jahren werde die Holzindustrie wohl fähig sein, auf den Rohstoff zu setzen, der dann in den Wäldern zur Verfügung steht.
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Bessere Preise nutzen
Positiv sei, dass derzeit die Rundholzpreise nach dem absolutem Tiefpunkt vor einem halben Jahr nun endlich etwas steigen. «Die Waldeigentümer sollten nicht nur die Kosten decken können, sondern an dem Wald auch etwas verdienen dürfen.» Grundsätzlich gebe die waldbauliche Notwendigkeit den Takt an, Jungwaldpflege bleibe eine Daueraufgabe. Den Waldeigentümern gibt Martin Hafner den Tipp, Durchforstungsrückstände aufzuholen und jetzt von den besseren Holzpreisen zu profitieren.