Über diese sanften «Ohrfeigen» freuen sich die Kartoffelpflanzen. Ausgeteilt werden sie nämlich vom Kartoffelkäferfänger, einer von der Firma Fieldworkers in Holland entwickelten Maschine. Die Maschine verfügt über rotierende Plastiklamellen, die die Käfer an den Pflanzen abstreifen und in darunterliegenden Auffangbehältern auffängt, damit sie später entsorgt werden können.
Zu sehen gab es sie am jährlich stattfindenden Bio-Kartoffelhöck auf dem Tännlihof von Heinz Höneisen in Andelfingen. Dieser fand am Abend des 5. Juni statt.
Flexible Bauweise
Die angereisten Landwirte staunten nicht schlecht, als der anwesende Erfinder und Konstrukteur der Maschine, Ard Klompe, mit dieser am Flurgang losfuhr und die Kartoffelpflanzen auf vier Dämmen damit «ohrfeigte». Er und Robin Kampert, Verkäufer bei Fieldworkers, standen den Landwirten anschliessend für Fragen zur Verfügung. Man habe viel Zeit in die Entwicklung der Maschine investiert, nun sei sie Serienreif und Verkaufsfähig, konstatierte Robin Kampert. Die am Flurgang gezeigte Maschine, werde bereits von einem Schweizer Landwirt eingesetzt, sie sei sehr flexibel gebaut und könne so zum Beispiel Dämme von 75 cm und 105 cm Breite bearbeiten.
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Ebenfalls verstellbar ist die Breite der Auffangbehälter, diese können sehr nah an der Kultur geführt werden und garantieren eine möglichst breite Auffangabdeckung der Käfer.
Positive Versuchsresultate
Die ersten Resultate sehen vielversprechend aus, am Flurgang selbst wurden zwar relativ wenig Käfer eingesammelt, dies lag jedoch am geringen Befalls-druck vor Ort. Tobias Gelencsér, Kartoffelberater und Co-Leiter Gruppe Anbautechnik Ackerbau vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), stellte die positiven Versuchsresultate vor, welche man letztes Jahr mit der Maschine gesammelt hatte. Je nach Kartoffelsorte konnte man mit der Maschine bis zu 99 Prozent der Käfer von den Kartoffeln entfernen. Den Höchstwert habe man mit der sehr aufrechten Sorte Vitabella erzielt, tiefere, aber dennoch immer noch sehr gute Bekämpfungswerte gab es mit der deutlich buschigeren Sorte Venezia. Die besten Resultate ergaben Durchfahrten mit einer Fahrgeschwindigkeit von 2 km/h und 140 Lamellenrotor-Umdrehungen pro Minute.
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Neben dem Kartoffelkäfer habe die eingesammelte Masse auch aus 2 bis 17 Prozent an Insektenbeifang wie Marien-käfern, Spinnen und Wanzen bestanden. «Wir haben das gesammelte Material dann in Futtersäcke abgefüllt und liessen diese etwa für eine Stunde offen herumstehen. Die Marienkäfer waren schlau, krabbelten hoch und flogen oben weg. Die Kartoffelkäfer hingegen waren zu blöd, die blieben im Sack drin», fasste Gelencsér den Umgang mit den Insekten zusammen.
Die Maschine ist laut ihm besonders spannend für Demeterbetriebe sowie all jene, die den Ersteinflug an Käfern im Mai Anfang Juni abfangen möchten. Knospe-Betriebe, die sowieso Kupfer einsetzen, werden wahrscheinlich bei den Insektiziden bleiben, weil sie diese der Kupferspritzung einfach beimischen können.
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Kupfern auch für Robuste
Trotz robusten Sorten bleibt das Kupfer ein wichtiger Bestandteil der Krautfäulebekämpfung. «Man darf bei der Spritzung nicht nachlässig werden», war die Empfehlung von Seniorchef Heinz Höneisen. Gerade auch die neueren Sorten sollen konsequent geschützt werden, damit die Resistenzen lange halten. Sonst stünde man wieder wie am Anfang da.
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Anschliessend überraschten Höneisen und Tobias Gelencsér die Landwirte noch mit der neuen violetten Kartoffelsorte Vitanoire vom Züchter Plantera. Diese sei festkochend und somit ein Novum für blauviolette Sorten, bei denen es bisher nur mehligkochende auf dem Markt gab. Auch verfüge sie über eine aussergewöhnliche Resistenz gegenüber Krautfäule. Abstriche verzeichne Vitanoire hingegen beim Ertrag, dieser sei nur durchschnittlich. Man darf gespannt sein, wie diese Sorte vom Markt aufgenommen wird.
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