Die Ankündigung, von analog auf digital umzustellen wurde zunächst mit Skepsis aufgenommen. Doch nun gehört der Notizordner der Maschinengenossenschaft Walperswil und Umgebung der Vergangenheit an. Seit Jahresbeginn werden die Reservationen für die Maschinen und Geräte digital erfasst und abgerechnet. Dies, mit einem eigens für die Maschinengenossenschaft angepassten Programm, welches sowohl auf dem Computer als auch auf dem Handy zu bedienen ist. Das Programm RSYS wurde von Stefan und Christian Weber der Webunity Systems GmbH, Jegenstorf, entwickelt. Es wird bereits erfolgreich in anderen Bereichen wie Tenniscenter und Kleinflugzeugreservationen, Sport- und Tenniszentren angewandt. Die Programmentwickler, beides Bauernsöhne, haben das Programm dann für die Maschinengenossenschaft entsprechend angepasst.

Beginn mit Bauern aus Dorf

Die Maschinengenossenschaft Walperswil und Umgebung wurde 1950 gegründet. Neben dem Erwerb der ersten Maschinen wurde damals auch noch mit Produkten gehandelt. Die Mähdrescherei kam 1961 dazu. Mitte Siebzigerjahre wurde der Produkthandel eingestellt. Zunächst wurden vor allem Bodenbearbeitungsgeräte an die Bauern aus dem Dorf vermietet. Später kamen weitere Maschinen dazu und der Kundenstamm wurde mit auswärtigen Landwirten erweitert. Die Maschinen gehören der Genossenschaft und können von allen gemietet werden. Genossenschafter sind jedoch nur die Landwirte von Walperswil. Diese geniessen einen kleinen Rabatt auf die Mietpreise gegenüber den Auswärtigen. Heute machen letztere rund 40 Prozent der Vermietungen aus, Tendenz steigend, erklären der Präsident der Maschinengenossenschaft Stefan Mathys sowie der Sekretär Philipp Laubscher gegenüber der BauernZeitung.

Aufwendige Reservation

Der Reservationsordner war bis vergangenes Jahr bei einer dorfeigenen Werkstatt deponiert. Die Mieter mussten vorgängig die gewünschte Maschine und Mietdauer direkt vor Ort eingetragen oder telefonisch in der Werkstatt durchgeben, was besonders für die Auswärtigen mit viel Aufwand verbunden war. Auch das halbjährliche Erstellen der Rechnungen gestaltete sich sehr ­aufwendig. Philipp Laubscher erinnert sich, dass der Geschäftsführer jeweils mehrere Tage verbracht hätte, bis die Rechnungen erstellt gewesen seien. Als dann vor rund drei Jahren der Geschäftsführer altershalber seinen Rücktritt für Ende 2017 ankündigte, war klar, dass etwas geändert werden musste.

Gut durchdacht

Einer entsprechenden Anfrage schlug vonseiten der Jahresversammlung Skepsis entgegen. So liess der Vorstand das Vorhaben zunächst «etwas schleifen», erinnert sich Stefan Mathys. Als dann der Entscheid doch fiel, etwas ändern zu müssen, war es für die Einführung pünktlich zum Rücktritt des Geschäftsführers zu spät. Einen Schnellschuss mit vielen Fehlern wollten die Verantwortlichen nicht riskieren und liessen sich deshalb Zeit. Das hat sich gelohnt, sind sich Mathys und Laubscher heute sicher. Die Einführung habe im Grossen und Ganzen gut geklappt. Dazu beigetragen hat auch der Infoanlass im vergangenen Dezember, bei dem das Programm eingehend vorgestellt und die Handhabung detailliert erklärt wurde. «Dieser Anlass kam bei den Bauern gut an», erklärt Stefan Mathys. Und Laubscher ergänzt: «Mehrere Bauern erzählten mir, dass sie sehr wenig Ahnung im Umgang mit Computern hätten, das Programm wegen seines einfachen Aufbaus jedoch gut bedienen könnten.» Einzig daran, dass das Programm ausschliesslich in Aren rechne und die Flächen nicht in Hektaren eingegeben werden dürfen, müssten sich einige noch gewöhnen.

Nur Vorteile

Doch wie sieht es mit denjenigen Bauern aus, die weder Handy noch Computer besitzen? Stefan Mathys und Philipp Laubscher ist bislang nur ein einziger solcher Kunde bekannt. Dieser werde von der Maschinengenossenschaft nicht im Stich gelassen. Die Vorstandsmitglieder haben durch ein persönliches Passwort die Möglichkeit, für ihn Maschinen zu reservieren. Mathys und Laubscher sehen im heutigen System nur Vorteile. So könne bei einer ungeplanten längeren Benützungsdauer die Mietzeit direkt auf dem Feld per Handy angepasst werden. Ist die Maschine bereits weiter gebucht, ist der nachfolgende Mieter ersichtlich, damit mit diesem Kontakt aufgenommen werden kann.

Bilder helfen weiter

Von jeder Maschine ist ein Bild vorhanden, damit die geeignete und auch nicht die falsche Maschine angehängt wird, was beim alten System auch schon vorgekommen sei, schmunzelt der Sekretär. Jeder Landwirt könne im System jederzeit seine offenen Beträge und Rechnungen einsehen. Die Abrechnungen erfolgen nun dreimal im Jahr. Beträge unter 100 Franken werden nicht in Rechnung gestellt, sondern ins nächste Quartal übertragen und spätestens Ende Jahr abgerechnet.

Wichtige Gewichtsangaben

Weitere Neuheiten befinden sich zurzeit im Aufbau. So soll eine Homepage erstellt werden, wo zum Beispiel auf Neuanschaffungen hingewiesen werden kann. Für die Computerversion des Programms werden bei den anspruchsvollen Maschinen kurze Bedienungsanleitungen verfasst, um Fehlmanipulationen entgegenzuwirken. Auch soll in Zukunft das Gewicht der Maschinen notiert werden, um Verstösse gegen das Strassenverkehrsgesetz zu vermeiden. Der Maschinengenossenschaft geht die Arbeit offensichtlich so schnell nicht aus. Andrea Wyss