Schweizer Landwirte und Landwirtinnen erheben auf ihrem Betrieb zahlreiche Daten, sei es für die Direktzahlungen, die Teilnahme an Labelprogrammen, für die Buchhaltung und für die Optimierung der Produktion. Am CAS-Kurstag der letzten Woche erhielten Lorenz Tschumi und seine Klassenkameraden einen Einblick in das digitale Datenmanagement und diverse Farm-Management-Information-Systeme, kurz FMIS.
Betriebsdaten immer und überall zur Hand
Ein FMIS ist ein Programm für landwirtschaftliche Betriebe zur Aufzeichnung, Planung, Überwachung und Optimierung von betrieblichen Prozessen. Mithilfe dieses Datenmanagements sollen betrieblich relevante Daten für den Landwirt jederzeit verfügbar und verständlich dargestellt werden. Dies soll zur Steigerung der Arbeits- und Ressourceneffizienz auf dem Betrieb beitragen.
Obwohl auf einem Betrieb viele Daten gesammelt werden, stellt das Datenmanagement eine Herausforderung dar, da die verschiedenen Erfassungssysteme oft nicht miteinander verknüpft werden können.
Wo und in welcher Menge soll auf dem Feld Dünger ausgebracht werden?
Neben den FMIS-Programmen wurden die Eigenschaften der Geoinformationsystem-Software QGIS und deren Anwendung genauer angeschaut. Geodaten spielen im Pflanzenbau eine wichtige Rolle bei der Datenaufnahme und können auch in einem FMIS verwendet werden. Mit dem kostenlosen QGIS können einerseits Karten von Feldern erstellt werden, aber auch Informationen aus Ertragskarten oder allgemeine Satellitendaten gespeichert, analysiert und visualisiert werden. So können beispielsweise Applikationskarten erstellt werden.
Diese digitalen Karten zeigen, wo und in welcher Menge Dünger, Saatgut oder Pflanzenschutzmittel auf dem Feld ausgebracht werden sollen. Während am Vormittag die Datensammlung im Vordergrund stand, ging es am Nachmittag um sogenannte Schnittstellen (Datenverbindungen) zwischen dem FMIS auf dem Computer und dem Traktor. Diese Schnittstellen dienen als Adapter zwischen den zwei Systemen. Der Traktor kann so Applikationskarten oder Anweisungen aus dem FMIS empfangen und ausführen – und umgekehrt.
Vom Traktor auf den Computer
Leider sind die Schnittstellen derzeit noch nicht standardisiert, was für unterschiedliche Traktorenmarken verschiedene Adapter erforderlich macht. Neben der Schnittstelle zwischen FMIS und Traktor besteht eine weitere Schnittstelle zwischen Traktor und Anbaugerät, die dank des Isobus international standardisiert ist.
Nach dem theoretischen Teil führten die Teilnehmenden eine praktische Übung durch, um die Theorie in der Praxis umzusetzen. Mithilfe von GPS und Isobus fuhren sie mit einem Traktor samt Anbaugerät den Rand eines Feldes ab. Die dabei gesammelten Daten mussten anschliessend per USB-Stick vom Traktor heruntergeladen und auf das FMIS auf dem Computer übertragen werden. Dadurch bleibt eine Aufzeichnung von Hand erspart. Die automatische Datenübertragung vom Traktor auf das FMIS ist aktuell nur sehr eingeschränkt möglich. Obwohl international bereits Entwicklungen im Gang sind, bleibt unklar, welche grossen Akteure involviert sein werden – es bleibt also spannend.
Zur Person:
[IMG 2]Der gelernte Polymechaniker mit Berufsmatur arbeitete einige Jahre auf Landwirtschaftsbetrieben. Danach folgte das Agronomie-Studium mit Vertiefung Pflanzenwissenschaften und Ökologie. Nun ist er Teil des Teams Verfahrenstechnik an der HAFL.