«Digitalisierung – Wie kann die Berglandwirtschaft davon profitieren?» Dieser Frage war ein Informationsabend der Junglandwirte Graubünden-Glarus gewidmet, der am Montag in Maienfeld stattfand. Treffpunkt war der neue, moderne Landwirtschaftsbetrieb Lindenhof von Gastgeber Philipp Zindel.
Viele Abläufe sind automatisiert
Bei der Betriebsführung durch den Gastgeber zeigte sich: Nur schon die Grösse der Gebäude, Anlagen, Ställe, Mechanisierung ist beeindruckend. Die Anlage liegt in einem Hang, was beim Bau mit verschiedenen Stufen ausgenutzt werden konnte, wie Zindel ausführte. Im Untergeschoss ist alles zu finden, was es für die Herstellung und Lagerung von Wein braucht. Zudem gibt es einen grossen Raum, in welchem ein Schlachtbetrieb mit Verarbeitungs- und Kühlraum geplant ist. Eine Halle für die Maschinen mit eigener Werkstatt befindet sich ebenfalls in diesem Geschoss. Der Munimaststall beeindruckt ebenfalls durch seine Grösse und die durchdachten Arbeitsabläufe, welche zum grossen Teil automatisch mithilfe eines Futterroboters ablaufen. Für das Entmisten kommt ein Schieber zum Einsatz.
Philipp Zindel führte die Teilnehmer(innen) zum etwas höher gelegenen Pferdestall für die Pensionäre. Auch hier wird das Raufutter, allerdings von Hand, in einen Behälter gefüllt, welcher den Pferden über den Tag verteilt sechs Rationen zur Verfügung stellt. Der Pferdemist wird in einen Abwurfkanal geworfen, per Förderband gesammelt und in den Munimaststall transportiert. Dort wird er in die Muniabteilungen verteilt, also wiederverwendet. Für die Pensionäre stehen ein Bewegungskarussell und ein Longierplatz zur Verfügung. Daneben gibt es eine Reithalle mit Waschmöglichkeiten für die Pferde und einen Aussenplatz.
[IMG 2]
Auch für die Berglandwirtschaft?
Stefan Gfeller von der Berner Fachhochschule HAFL zeigt die Entwicklung der Digitalisierung auf. Um 1990 begann «Precision Farming» mit Lenksystemen, Ertragskartierung, Telemetrie. Und seit 2010 werden die vielen gesammelten Daten digitalisiert. «Eine stete Entwicklung», so Gfeller. Doch sind diese Erkenntnisse und Möglichkeiten auch in der Berglandwirtschaft anwendbar? Welche Technologien hier überhaupt angewandt werden könnten, wird unter anderem an der HAFL erforscht. «So wäre Tiertracking eine Möglichkeit auf den Alpen, damit man weiss, wo sich das Vieh aufhält», sagte Gfeller. Denkbar wären auch virtuelle Zäune oder der Einsatz von Drohnen. «Digitalisierung in der Berglandwirtschaft könnte höhere Produktionseffizienz, körperliche Entlastung oder umweltschonende Produktion bringen». Doch dem stünden hohe Kosten, vermehrte staatliche Kontrolle, IT-Sicherheit gegenüber. Im Anschluss gab es zahlreiche Gespräche unter den Teilnehmern.
[IMG 3]
Ist der Preis zu hoch?
Zu hören war etwa, dass die Verlockung der Digitalisierung gross sei, doch der Preis dafür vielleicht auch. Viele Bauern haben den Beruf Landwirt gewählt, weil sie mit Tieren, in und mit der Natur arbeiten möchten. Dabei stellen sich Fragen: Müsste ausserhalb des Betriebes noch ein Job angenommen werden, damit die Kosten der Digitalisierung gedeckt werden können? Oder werden mit diesen Möglichkeiten die Betriebe einfach noch grösser? Bleibt den Bauernfamilien wirklich mehr Lebensqualität? Solche Fragen muss jede(r) wohl für sich selbst beantworten, Tatsache ist jedoch, dass die Digitalisierung weiter vorangetrieben wird. Wohin sie führt, wird sich weisen.

