Zwischen Sempacher- und Baldeggersee liegt der Betrieb von Manuel Estermann. Neben der Junghennenaufzucht und dem Obstbau betreibt der 30-jährige Geflügel- und Obstbaumeister ein Lohnunternehmen. Immer wieder sei in der Betriebsleiter- und Meisterschule die an Bedeutung gewinnende nachhaltige Produktion angesprochen worden. «Ich hatte das Gefühl, dass die Abnehmer zunehmend höhere Anforderungen stellen und dass der Druck, diesen gerecht zu werden, immer grösser wird», erklärt der Luzerner.
Daraufhin habe er für seinen Betrieb verschiedene einseitige wie auch doppelseitige Geräte zur modernen und nachhaltigen Bewirtschaftung durchgerechnet. Doch egal, wie die Zahlen gedreht wurden, der Ansatz schien nicht aufzugehen. Für den jungen Obstbauern war jedoch klar: Wenn sein Betrieb irgendwann eine neue Lösung braucht, dann muss es, um effizient arbeiten zu können, ein doppelseitiges Gerät sein. Und so kam der Gedanke eines Lohnunternehmens.
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Eine Investition in die Zukunft
Angefangen hat Manuel Estermann mit einem einzigen doppelseitigen Gerät, das es ermöglichte, den Fadenkopf und den Hackkopf zu wechseln. Als Chance zur Weiterentwicklung seines Betriebs entschied sich der Obstbauer, den Aufbau seines Lohnunternehmens voranzutreiben und in weitere Gerätschaften zu investieren. 2021 startete er mit den folgenden, heute auf dem Betrieb vorhandenen Maschinen.
- Krümler: Zum Einsatz komme die Maschine vor allem in Kern- und Steinobstanlagen sowie in Rebanlagen und Baumschulen. «Wir arbeiten mit dem Schälverfahren, das eine sehr geringe Bearbeitungstiefe ermöglicht», erklärt Manuel Estermann. Dadurch werden die Wurzeln der Pflanzen kaum verletzt. «Die geringe Bearbeitungstiefe hat nicht nur Vorteile. Durch das nasse Wetter im vergangenen Jahr konnten wir ein erneutes Anwachsen der Unkräuter fast nicht verhindern. Das war aber überall ein Problem», so der Obstbaumeister. In trockenen Jahren hingegen zeige das Gerät eine sehr gute Wirkung und führe zudem zu einer Unterbrechung der Kapillaren, wodurch das Wasser im Boden gehalten werden könne. Der Einsatz des Krümlers führe zudem zur Mobilisierung von Nährstoffen und zu einer Verbesserung des Bodens ohne Gefahr von Erosion. Organischer Dünger wird schneller verfügbar, was das Wachstum der Pflanzen fördert, und das Erdreich wird geebnet, was insgesamt zu einer besseren Bodenstruktur führt.
- Fadenmäher: Mit dem Fadenmäher werden die Unkräuter kurzgehalten und auch an schwierigen Stellen erreicht. «Mit dem Mäher erzielen wir eine sehr gute Flächenleistung. Bei einigermassen guten Bedingungen schaffen wir mit dem doppelseitigen Gerät ungefähr eine Hektare in einer Dreiviertelstunde», so Estermann.
- Rollhacke: «Mit der Rollhacke wird das durch den Krümler weggetragene Erdreich wieder in die Stammnähe gebracht», so der Luzerner. Die Hacke lockere zudem die obere Bodenschicht (3 bis 5 cm) und fördere die Stickstofffreisetzung im Frühjahr.
- Unterstockräumer: «Gerade nach dem letzten Jahr mit viel Schorf und anderen Krankheitserregern ist die Feldhygiene wichtig», erklärt Estermann. Der Unterstockräumer befördere Schnittholz und Laubreste in die Fahrgassen, wo sie im Anschluss mit dem Schlegelmulcher zerkleinert werden. «Neben der Vorbeugung von Krankheiten sorgt das Gerät dafür, dass den Regenwürmern ausreichend Zeit zur Verfügung steht, das Material zu verarbeiten», so der Lohnunternehmer. Zur Reduktion der Anzahl Durchfahrten könne der Unterstockräumer mit dem Schlegelmulcher kombiniert werden. Auch in der Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte» wird das Verfahren berücksichtigt. «Gerade bei der Durchführung einer mechanischen Unkrautbekämpfung wird der Unterstockräumer vorausgesetzt, da er die Leistungsfähigkeit der Hacke oder des Fadenmähers steigert», erklärt er weiter.
- Punktspritzgerät: Mit der Punktspritze kann im Stammbereich zur Verhinderung von Horstbildungen gezielt Herbizid eingesetzt werden und die Vorgaben im Bundesprogramm für einen herbizidfreien Anbau werden dennoch erfüllt. Dadurch entfalle das Handjäten rund um den Stamm, was den Anbau sehr effizient mache. «Mit der Spritze kann eine gute Effizienz mit zugleich sehr wenig Wirkstoff erzielt werden», so Estermann. Für eine Hektare seien rund 30 bis 50 Liter Wasser und ein Prozent Wirkstoff nötig.
- Kompoststreuer: Sehr gefragt sei aktuell der Kompoststreuer. Durch die versetzte hintere Doppelachse, die weniger Bodendruck verursache, sei das Gerät sehr bodenschonend. «Mit dem Kompost bringt man Phosphor, den man zum Beispiel beim Anbau nach IP-Suisse-Richtlinien nicht mehr in Kugelform geben darf, doch noch ein wenig an den Baum», so der Obstbaumeister. Für Kern- und Steinobstkulturen biete der Kompost zusätzlich sehr gut verfügbare Nährstoffe. Gerade für den Aufbau des Mikroklimas im Boden sei das Gerät ein Pluspunkt. «Der Kompost ist ein gutes Futter für die Regenwürmer und kann gut und schnell verarbeitet werden», so der Luzerner.
- X-Power: Den elektrischen Unkrautbekämpfer mietet Estermann von der Landi Sursee. «Vorn am Gerät befinden sich zwei Pluspole und hinten ein Minuspol. Um die Bodenlebewesen so wenig wie möglich zu schädigen, fliesst nur wenig Strom durch das Gerät», so der Lohnunternehmer. Der grosse Schwachpunkt am Gerät sei die fehlende Biozulassung. Aufgrund des schweren Generators eigne sich das Gerät wegen der Gefahr von Landschaden zudem nicht für nasse Jahre. «Im letzten Jahr kam der X-Power nur selten bis nie zum Einsatz», so Estermann. Das Gerät habe zudem eine gute Wirkung auf Unkräuter, jedoch nicht auf Gräser.
- Entlauber: Seit vergangenem Jahr gehört auch ein Entlauber zum Angebot des Luzerner Lohnunternehmens. Mit ihm könne die Arbeitseffizienz während der Ernte gesteigert werden. «Durch die geringere Menge Laub an den Bäumen werden die im Inneren hängenden Äpfel besser sichtbar», weiss Manuel Estermann. Zusätzlich werde eine bessere Qualität erzielt und der Anteil an Erstklasse-Äpfeln könne erhöht werden. «Aus eigener Erfahrung werden die Äpfel mithilfe der Entlaubung auch früher rot», so der Obstbaumeister. Meist werde bei der Entlaubung vor der ersten Überlese nicht der gleiche Effekt erzielt wie bei der zweiten oder der Drittlese. «Es gibt Betriebe, die die reifsten Äpfel pflücken, dann entlauben und bis zur nächsten Ernte vier bis sieben Tage warten. Dann hat man eine wirklich gute Ausfärbung», so der 30-Jährige.
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Effizient und kostengünstig
«Mein Ziel war, ein Modell für Nebenerwerbs-Obstbaubetriebe zu entwickeln, das sowohl effizient als auch kostengünstig ist und dabei die beste Technik aus einer Hand nutzt», erklärt Manuel Estermann. Auch zukünftig werde man versuchen, die Dienstleistungen weiter auszubauen. «Wir müssen uns weiterentwickeln und können nicht stehen bleiben, das wäre in meinen Augen ein Rückschritt», so der Obstproduzent.
«Auch mit einer nachhaltigen Produktion lässt sich eine gute Qualität erreichen. Durch den Einsatz eines Entlaubers beispielsweise lässt sich eine nachhaltigere und effizientere Ernte durchführen», so der 30-Jährige abschliessend.