Was tun, wenn die Strompreise durch die Decke gehen und man selbst davon betroffen ist? Energiesparen ist eines der Themen, welche die Bevölkerung derzeit stark beschäftigt. Dies betrifft auch die Landwirtschaft, die für viele ihrer Aufgaben Strom, Diesel oder Gas benötigt.
Den Stromfressern auf der Spur
«Auch Bauernbetriebe haben das Potenzial, den Energieverbrauch zu reduzieren», sagt Marco Landis von der Strickhof-Fachstelle Agrartechnik und Digitalisierung. Die grössten Energieverbraucher auf dem Betrieb seien häufig Geräte, Maschinen und Fahrzeuge, die eine hohe Leistung erbringen müssen und regelmässig im Einsatz sind. Daher mache es mehr Sinn, einen Boiler zu entkalken, als eine kaum benutzte 60 Watt-Glühbirne mit einer LED-Leuchte zu ersetzen.
Um die grössten Stromfresser ausfindig zu machen, empfiehlt Landis, durch alle Räume zu gehen und sich die Nutzung der angeschlossenen Geräte bewusst zu machen. Dabei stellt sich etwa die Frage, ob man jenes Heizöfeli überhaupt mehr als einmal pro Jahr laufen lässt? Oder braucht es zwei Boiler, wenn von einem nur fünf Liter Wasser pro Monat benötigt werden?
Den Nutzen überprüfen
Eventuell lohnt es sich sogar, den einzelnen Stromkabeln nachzugehen, um auch auf «versteckte» Verbraucher aufmerksam zu werden. Um dann den jeweiligen Stromverbrauch zu berechnen, ist beispielsweise die Kilowatt-Angabe auf dem Motortypenschild abzulesen.
«Wie viel an Energie eingespart werden kann, ist von Betrieb zu Betrieb anders», stellt Marco Landis fest. Wo konkret angesetzt werden kann, falle je nach Betriebszweig sehr unterschiedlich aus.
Energieintensiv seien beispielsweise Milchviehbetriebe, da für die Melk- und Kühltechnik, die Aufbereitung von Warmwasser sowie Heu- und Stallbelüftungen viel Strom verbraucht wird. Hier empfiehlt der Fachmann beispielsweise zu überprüfen, wie oft das Rührwerk oder die Heubelüftung tatsächlich in Betrieb sein muss. Beim Heu geht diese Frage zurück bis aufs Feld: Je mehr man die Sonnenenergie ausnutzt, desto weniger muss später die Lüftung laufen. «Dieser Vorteil sollte natürlich auch gegen das Risiko von Bröckelverlusten abgewogen werden», rät Landis. Bei Melkanlagen zudem sieht er die Möglichkeit, frequenzgesteuerte Vakuumpumpen einzusetzen.
Mit einfachen Mitteln Strom sparen
Während manche Energiesparmassnahmen mit wenig Aufwand und Kosten zu lösen sind, ist bei anderen ein Umbau nötig, der auf einem Betrieb vielleicht nicht gerade ansteht. Ist tatsächlich ein Um- oder Neubau geplant, kann etwa bei der Lüftung die Möglichkeit der Wärmerückgewinnung in Betracht gezogen werden. Folgende Tipps helfen dabei, bei Maschinen und Geräten Energie zu sparen:
- Energiekosten berechnen: Die Leistung mal die Einschaltdauer ergibt den Energieverbrauch. Den Energieverbrauch mal die Energiekosten ergeben die effektiven Kosten. Kennt man die Energiekosten der einzelnen Verbraucher, kann der Nutzen einer Energiesparmassnahme kalkuliert werden.
- Einstellung von Geräten: Ein optimal eingestelltes Gerät benötigt weniger Energie, z.B. ein richtig eingestellter Pflug oder scharfe Messer beim Mähwerk.
- Gerätepflege: regelmässig warten und allenfalls entkalken (z.B. Boiler). Klimageräte regelmässig von Schmutz befreien.
- Beleuchtung: Beim Wechsel auf LED lässt sich zwischen 30 und 60 Prozent Energie einsparen. Bei Beleuchtungen, die mehrere Stunden am Tag eingeschaltet sind, macht das Sinn.
- Gebäude: Isolation überprüfen und allenfalls verbessern. In bewohnten Gebäuden Temperatur senken. Türen von beheizten Räumen immer schliessen.