«Die meisten schauen am Morgen zum Himmel. Scheint die Sonne, dann kommen sie. Droht Regen, bleiben Sie zu Hause», sagt Hans Hugentobler, Festwirt und Mitglied des Organisationskomitees des Einachser-, Transporter- und Töffli-Treffens im thurgauischen Lanterswil.
Am Sonntag, 6. Juli scheint die Sonne und die Besitzer sowie Fans der kleinen Maschinen finden ihren Weg ins thurgauische Lanterswil – Glück für die Organisatoren: Die gemähten Wiesen füllen sich am Vormittag rasch mit den Gefährten. Viele von ihnen funkeln in der Sonne. Ihre Besitzer haben sie aufwendig restauriert. Auf angebrachten Infoblättern stehen Marke, Jahrgang und die wichtigsten technischen Merkmale.
Einige Exemplare zeigen sich im penibel genau rekonstruierten Originalzustand, andere – etwa die Renn-Zweiachser – sind stark modifiziert worden.
Die Steine flogen um die Ohren
«Statt 11 PS leisten sie bis zu 180», sagt Hans Hugentobler. Bis 2015 habe man mit diesen Maschinen noch Rennen organisiert, die bis zu 6 500 Zuschauer anzogen. Als denen dann wegen der stark motorisierten Gefährte zunehmend die Steine um die Ohren geflogen seien, habe der Verein beschlossen, die Sache ruhiger anzugehen.
Nun werde der Anlass als Ausstellung durchgeführt, etwa 2000 bis 3000 Besucher erwarte man diesen Sonntag. «Wir möchten die ganze Familie ansprechen. Dazu gehört auch, dass wir keinen Eintritt verlangen, das Essen zu moderaten Preisen verkaufen und, gerade für die Kinder, Pommes-Frittes anbieten», sagt Hugetobler und eilt in Richtung Grill davon.
Um halb zwölf bildet sich die erste Schlange vor dem Verpflegungsstand, während im Festzelt das Trio «Hunger und Durst» den Speisenden ihr Mittagsessen musikalisch aufpeppt.
Aufstieg und Niedergang
Vor etwa 100 Jahren tauchten die ersten Einachser in der Schweiz auf. In den 1950er- und 60er-Jahren erlebten sie ihren Boom. Als Ersatz für das Pferd kamen sie vor allem auf kleineren Betrieben zum Einsatz. Vielleicht auch, weil sie ein Lebewesen ersetzen mussten, verfügen viele von ihnen über eine charakteristisches «Front-Gesicht» mit runden Stiellampen, die an gestielte Schneckenaugen erinnern.
Die Vielseitigkeit der Einachser überzeugte. Mit wechselbaren Anbaugeräten konnten sie zum Beispiel Pflügen, Eggen, Mähen, Wagen ziehen und mit einem Treibriemen auch stationär so manche Maschine auf dem Hof antreiben. Für Hersteller wie Rapid, Aebi oder Bucher bedeuteten die Einachser zugleich den entscheidenden Einstieg in die motorisierte Landtechnik. Sie markierten die Geburtsstunde dieser Unternehmen als bedeutende Hersteller von Landmaschinen.
In den 1980er-Jahren zeichnete sich das Ende dieser Ära ab. Die Kleinbetriebe verschwanden oder schlossen sich zu grösseren Landwirtschaftsbetrieben zusammen. Diese setzten vermehrt auf Grösse, Schlagkraft und somit auf moderne Traktoren. Die Einachser verschwanden in Schuppen und Scheunen, wo sie vielerorts noch immer stehen.
«Für 500 bis 2000 Franken findet man noch einen Motormäher», sagt Hans Hugentobler. Für ausgefallenere Stücke könne der Preis aber durchaus bei 5000 Franken liegen. Interessenten empfiehlt Hugentobler, einem Club beizutreten, wo man sich mit Gleichgesinnten austauscht und auch an Reparaturtipps und Tricks kommt, denn viele Mitglieder arbeiteten früher selbst mit den Maschinen. Gerade jüngere könnten von diesem Wissen viel mitnehmen.
«Ich besitze 40 Stück»
Eine Gruppe junger Erwachsener steht um einen Einachser versammelt. «Ein Schweizer Fabrikat, ein Bucher K2 mit Jahrgang 1962. Ich habe ihn so gekauft und nur an den ‹Rädli› etwas gemacht.» sagt Cedric Schüpbach. Neben diesem Exemplar besitze er noch 40 weitere Einachser. «Was macht man mit 40 Einachsern?», möchte ich von ihm wissen. «Mein Traum wäre es, mal ein Museum zur eröffnen», sagt er. Die alte Technik am Leben zu erhalten, daran herumzutüfteln und damit zu arbeiten – das motiviere ihn, weiterzusammeln. Die Gruppe um ihn herum nickt. Viele besitzen ebenfalls einen oder mehrere dieser Gefährte.
Gebaut für die Ewigkeit
Auch Hans Hugetobler besitzt drei Einachser. Einer davon – ein Motrac, Jahrgang 1962 – steht auf der Wiese. Mit seinem 11-PS-Motor verfügt das Gerät über ein massives Chassis. «Gebaut für die Ewigkeit. Heute könnte man da problemlos 200 PS draufsetzen», sagt Hugetobler. Abgesehen von einer angebauten Sitzbank befinde sich der Einachser im Originalzustand. Zwei- bis dreimal im Jahr unternehme er mit seinen Kindern Ausfahrten damit. Wie das aussieht, zeigt er gleich vor Ort: «Chömmed ufs Bänkli ufe!», ruft er ein paar Kindern zu. Die freuen sich über die Gelegenheit und klettern für ein Foto auf den Einachser. Wer weiss – vielleicht springt auch bei ihnen der Funke über, für diese kleinen, knatternden Maschinen von einst.