Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage ist in der Vergangenheit auf zahlreichen Betrieben ein Investitionsstau entstanden. Nun scheint es, als hätte die Corona-Krise vielerorts für ein Licht am Ende des Tunnels gesorgt; die Stallbaufirmen vermelden eine rege Bauplanung auf Landwirtschaftsbetrieben.

Und die Projekte werden aufgrund der steigenden Betriebsgrössen immer umfangreicher und teurer. Dies bedeutet, dass eine sorgfältige Planung, die möglichst alle Bedürfnisse und Eventualitäten mit einbezieht, immer wichtiger wird.

Wichtige Entscheide müssen gefällt werden

Im Schnitt vergehen von Planungsbeginn bis zum Baustart zwei Jahre. Eine intensive Zeit, die jedoch richtig genutzt viel Ärger und Umtriebe ersparen kann. Wer auf einen bestimmten Termin in seinen Stall einziehen möchte, der tut gut daran, frühzeitig mit dem Sammeln von Informationen zu beginnen. Grundlage für den Bauentscheid ist die Frage, welche Ziele und Motive man für den Neu- oder Umbau hat. Mögliche Gründe für einen Bau sind etwa:

  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Arbeitsqualität und Flexibilität
  • Effizientes Arbeiten
  • Tierwohl / Tierschutz / Tiergesundheit
  • Höhere Milchleistung
  • Langfristige Existenzsicherung
  • Grundlage für Nachkommen
  • Strukturverbesserung

Dies sind neben anderen häufig genannte Ziele bei einer Investition auf dem Hof. Dabei gilt es immer, auch die Konsequenzen und die Umstände mit in die Überlegungen einzubeziehen. Wer seinen Betrieb automatisiert, sollte sich beispielsweise überlegen, was er mit der freiwerdenden Zeit macht oder ob er damit einen Lohn für einen Angestellten einsparen kann.

Aus Fehlern von anderen lernen

Eine gute Gelegenheit, sich einen Überblick zu verschaffen, ist die Besichtigung von Betrieben, die ähnliche Projekte realisiert haben. Hier kann erfragt werden, womit die Betriebsleiter im Alltag zufrieden sind und was sie anders machen würden. Baufehler im Nachhinein zu korrigieren, kann teuer werden, darum sollte man vermeiden, die Fehler anderer Bauherren zu wiederholen.

Vielfach müssen auch vonseiten des Betriebs die Gegebenheiten als Leitplanken mit einbezogen werden. Bestehende Gebäude, das Gelände oder Nachbargrundstücke haben Einfluss darauf, was möglich und finanzierbar ist und was nicht.

Am Ende entscheiden die Betriebsleiter

Schliesslich ist es auch wichtig, die Fähigkeiten und Vorlieben des Betriebsleiters bei der Planung zu berücksichtigen. Was und wieviel mechanisiert und automatisiert werden soll, entscheidet am Ende der Betriebsleiter, denn er wird im Alltag damit arbeiten.

Stallbaufirmen können Ratschläge geben und ihre Produkte vorstellen, was aber gekauft wird, liegt alleine in der Verantwortung der Betriebsleiterfamilie. Dafür ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder mit im Boot sind und das Projekt mittragen.

Zahlreiche Ansprüche an einen Neubau

Aber nicht nur die Bauherrschaft entscheidet, was, wo und wie gebaut wird. Nachbarn, Landschaftsschutz, Gewässerschutz, Tierschutz, Gemeinde, Kanton und nicht zuletzt auch die Geldgeber reden mit. Damit eine Baute allen Ansprüchen genügt, sind Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick gefragt.

Oft kann schon der Architekt mit wertvollen Tipps helfen, keine unnötigen Diskussionen zu provozieren, indem das Dach in die Topografie der Landschaft eingefügt wird, man auf leuchtende Farben verzichtet und reflektierende Solarzellen dort versteckt, wo es niemanden stört. Während sich bei einigen Bauvorhaben die Ansprüche schon mit einem andersfarbigen Windschutznetz befriedigen lassen, müssen andere ihre Vorhaben komplett redimensionieren oder gar einen neuen Standort suchen.

Immer mehr Konflikte rund ums Bauen

Landwirtschaftliche Bauten werden grösser und verursachen mehr Konfliktpotenzial. Da in der Regel für Generationen gebaut wird, lohnt es sich, Lösungen zu erarbeiten, die auch den Nachfolgenden Freude bereiten. Selbstverständlich lässt sich nicht alles voraussehen.

Wer weiss schon, wie der Milchpreis in zehn Jahren ist, wie gross Kühe dann sind, ob sich Sauen noch rentieren oder ob der Junior Freude an den Mutterkühen haben wird. So sollten Bauten auch flexibel für eine Umnutzung oder Erweiterung sein, denn die Forderungen von Ämtern, Politik und Gesellschaft werden bestimmt nicht weniger. Wer sich kostengünstig neuen Gegebenheiten anpassen kann, ist im Vorteil.