Schon vor 125 Jahren spielte die Elektrizität auf Bauernhöfen eine wichtige Rolle, wurden doch mit dem Elektromotor Güllepumpen und Heuaufzüge betrieben. Mit der Elektrifizierung von Traktoren geht es hingegen zurzeit nur harzig vorwärts. Hingegen steigt der Anteil von batteriebetriebenen Elektroautos stetig. Kein Autohersteller kann es sich leisten, den Trend zu verschlafen.
Strom selber brauchen
Auch in der Landwirtschaft bewegt sich etwas. Seit der Einführung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) im Jahr 2008 haben viele Bauern ihre grossen Dächer mit Photovoltaik-Panels bedeckt. Landwirtschaftsbetriebe verbrauchen immer mehr elektrische Energie im Hofbereich, so für die Futterein- und -auslagerung, Fütterung, Melken, Entmistung usw. Daher erscheint es nur logisch, den selbst produzierten Strom auch für den Betrieb von Traktoren und Maschinen zu verwenden, statt günstig ins Netz einzuspeisen.
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Noch kein Durchbruch
Es gibt zwar schon kleinere Elektrotraktoren zu kaufen, so den Rigitrac SKE 40-e, der in kleiner Serie hergestellt und vor allem im Kommunalbereich eingesetzt wird. Ein Durchbruch zugunsten des Elektroantriebs bei den heute üblichen Traktorengrössen von meist 100 PS und mehr lässt aber auf sich warten. Grund dafür dürften das Gewicht und die noch zu geringe Kapazität der Batterien sein, ebenso deren lange Ladedauer. Zudem sind die Anschaffungskosten deutlich höher als bei herkömmlichen Antrieben, obwohl die Betriebs- und Wartungskosten wesentlich günstiger sind. Seit rund vier Jahren werden nun auch serienmässig hergestellte Elektromähmaschinen angeboten, die Nachfrage hält sich aber noch in Grenzen.
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Tüftler wurden aktiv
Diese Gründe aber halten innovative Landwirte nicht davon ab, selber aktiv zu werden. So wurden etwa Einachser schon verschiedentlich auf batterieelektrischen Antrieb umgerüstet. Einer dieser Pioniere ist Guido Winterberg. Der 67-Jährige bewirtschaftet mit seinem Sohn Ramon den Erushof, einen Biobetrieb im aargauischen Bettwil. Getreu dem Bio-Grundgedanken befasste sich Guido Winterberg schon länger damit, auch die Energieproduktion und den Verbrauch umweltgerecht zu gestalten. Für ihn ist klar, dass die neue Technik einen wesentlichen Beitrag zur Energie- und Klimawende liefern kann. Von der Idee zur Tat: Seit 2012 verfügt der Erushof über eine Photovoltaikanlage mit 404 kW Leistung. Zudem werken ein auf Batteriebetrieb umgebauter älterer Zweiachsmäher und ein elektrischer Hoflader auf dem Erushof, sowie ein E-Rapid-Mäher und neuerdings ein Bührer von 1971 mit Elektromotor statt Verbrenner. Diesen Umbau realisierte Guido Winterberg mithilfe von erfahrenen Kollegen im letzten Winter.
Auf dem Erushof trafen sich im Februar 2020 erstmals mehrere innovative Biolandwirte. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, den CO2-Ausstoss auf Landwirtschaftsbetrieben zu vermindern, den Bau von PV-Anlagen und die Eigenstromverwendung zu fördern und allgemein den Wissenstransfer zur Energiewende unter den Landwirten zu verstärken. Bio Suisse, Bio Aargau und das LZ Liebegg unterstützen diese Anliegen.
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Jahrestreff auf dem Erushof
Jedes Jahr trifft sich die Gruppe zum Austausch und zu Besichtigungen, so auch Anfang Juli auf dem Erushof. Nebst den schon erwähnten am Hof vorhandenen E-Geräten waren die Highlights der auf Elektroantrieb umgebaute Bührer und insbesondere die selbstfahrende Mähmaschine Hillbot.
Der Hillbot-Mäher
2020 entwickelte der ETH-Ingenieur Amadeo Knüsel die Idee eines Mähroboters für steile Hänge. Zusammen mit Stefan Gisler wurde 2022 der Prototyp des Hillbot gebaut, ein selbstfahrender elektrischer Motormäher für den Hangeinsatz.
Die technischen Daten: 3-Rad-Fahrwerk mit je einem E-Motor zu 400 W, vier Mähscheiben mit Zahnriemenantrieb mit flüssigkeitsgekühltem E-Motor, 1,55 m Arbeitsbreite, Batteriekapazität 5,5 kWh, reicht für 0,5 bis 1,5 ha (je nach Grasbestand und Hangneigung, Batteriekapazität kann verdoppelt werden). Gewicht 130 kg (!). Mähgeschwindigkeit 5 km/h, Hangneigung bis 35 Grad (70 %), geplant bis 45 Grad (100 %). Fernsteuerung, auch über GPS. Der Anschaffungspreis ist noch offen.
Weitere Informationen: www.hillbot.ch
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