«Im Kanton Luzern hätte ich wohl solche Auflagen erfüllen müssen, ich meldete mich als Schwyzer aber freiwillig», sagt Roman Zimmermann vom Betrieb Buseri in Merlischachen. Der junge Landwirt baut demnächst einen neuen Milchviehstall für rund 55 Kühe und mit Melkroboter. Die Baubewilligung hat er, Baustart ist in rund einem Monat.

Baucoaching genutzt

Zimmermann meldete sich aufgrund des Berichts in der BauernZeitung vor rund einem Jahr als Pilotbetrieb beim «Ressourcenprojekt Ammoniak Geruch Zentralschweiz», das vor einem Jahr startete und bis 2026 dauert. Die Senkung der Emissionen sei ihm ein Anliegen und weil er damals an der Planung für den Neubau war, wollte er auf die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung setzen.

So liess er sich von Baucoach Erich von Ah vom landwirtschaftlichen Beratungsdienst Schwyz zu emissionsmindernden baulichen Massnahmen beraten, und einige werden nun realisiert: Laufgänge mit Gefälle, Harnsammelrinne, erhöhter Fressbereich, Abtrennungen beim Fressbereich, Laufhof im Stall integriert, möglichst wenig verschmutzte Flächen. «Wenn emissionsmindernde Massnahmen mit Nachteilen für die Tiere verbunden wären, hätte ich sicher abgelehnt», betont Braunviehzüchter Zimmermann. Saubere trockene Flächen ermöglichten aber gesunde Klauen und die Kühe würden weniger weggedrängt oder gestört dank erhöhten, abgetrennten Fressbereichen, auch bei laufender Entmistung. «Die Massnahmen dienen so durchaus auch der Tiergesundheit und dem Wohlbefinden.»

Erst wenige Pilotbetriebe

Bisher seien Bauprojekte auf drei Pilotbetrieben, zwei Rindvieh- und einem Schweinebetrieb, weit gediehen, teils bereits bewilligt oder in der Bewilligungsphase, erklärt der Luzerner Ammoniakbeauftragte Markus Bucheli. Er ist ebenfalls als Baucoach tätig, hatte vergangenes Jahr mit rund zehn interessierten Betrieben Kontakt. Die meisten seien Luzerner, einige auch Schwyzer, zumal die beiden Baucoaches für das Ressourcenprojekt aus diesen Kantonen stammen. Aus der Innerschweiz oder dem Zugerbiet habe es vereinzelte Anfragen gegeben. Interesse als Pilotbetrieb hätten einerseits solche, die wegen der Ammoniakemissionen schon unter Druck stünden und Handlungsbedarf hätten. Dann aber auch neugierige und innovative Betriebsleiter, welche den wachsenden politischen und gesellschaftlichen Druck wahrnehmen und ihre Nährstoffflüsse im Stickstoffbereich optimieren wollen. Grosses Thema sei beispielsweise auch die Gülleansäuerung oder der Einsatz von Bakterien.

Betriebe optimieren

Eine grosse Hürde, fast ein Killerkriterium, sei bei diesem Projekt allerdings die Auflage, dass keine Zunahme der GVE/ha LN erfolgen darf. «Viele Betriebe wollen doch etwas wachsen, wenn sie investieren, auch wegen der Finanzierung», sagt Markus Bucheli. Er rät Interessierten, sich in einer frühzeitigen Planungsphase zu melden und nicht erst kurz vor der Baueingabe, wenn kaum mehr etwas verändert werden könne. Im Rahmen des Baucoachings würden nicht nur mögliche emissionsmindernde Massnahmen geprüft, sondern es werde auch versucht, Arbeitsabläufe oder die Wege zu optimieren, beispielsweise bei Roman Zimmermann vom Standort des Melkroboters im Stall zur Weide. Teils gebe es auch Zielkonflikte zwischen den Wünschen der Bauherren und den Zielen des Projekts, so seien die trendigen tierfreundlichen Kompostställe bezüglich Emissionen keineswegs so optimal, erklärt Bucheli.

Überhaupt sei die im Projekt definierte Zielgrösse von 40 Prozent weniger Ammoniakemissionen aus dem Stall und Laufhof gegenüber vor dem Bauvorhaben eine hohe Hürde und grosse Herausforderung, aber machbar. Im Fokus sind möglichst wenige mit Kot und Harn verschmutzte Flächen. Im Rindviehbereich sind deshalb die Massnahmen «rascher Harnabfluss» und «erhöhte Fressstände» umzusetzen. Wichtig sei die Trennung von Kot und Harn, wobei die Konsequenzen von Dünngülle und Dickgülle umfassend betrieblich berücksichtigt werden müssten.

Mit einer geschickten Kombination baulicher, technischer und organisatorischer Massnahmen sinken nicht nur die Emissionen, sondern auch die bebaute Fläche, die Baukosten, der Güllelagerraum, der Reinigungsaufwand, bei gleichzeitig sehr hohem Tierkomfort, heisst es im Faktenblatt für Milchviehställe.

Stalleinrichter gefordert

Bezüglich möglicher Massnahmen wünscht sich Markus Bucheli mehr Initiative und Innovationen seitens der Stalleinrichter. Viele Firmen seien bedauerlicherweise sehr zurückhaltend, offenbar weil sie sich nicht gerne in ihre Planung und Normställe dreinreden lassen oder Mehrkosten befürchten, welche sie gegenüber den Bauherren bei knapper Finanzierung nicht vertreten wollen. Bucheli weist aber darauf hin, dass es im Rahmen des Ressourcenprojekts Beiträge gibt, welche einen allfälligen Mehraufwand abdecken sollen.

«Wir selbst können keine neuen Massnahmen erfinden», meint Bucheli. Es gebe aber durchaus auch Firmen, welche mit neuen Konzepten und Innovationen auf den Markt drängen, er erwähnt die Gülleansäuerung. Und auch im Bereich Schweine werde die Trennung von Kot und Harn immer mehr zum Thema.

Pilotbetriebe gesucht
Für dieses Ressourcenprojekt – die Leitung liegt bei Stefan Heller vom Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband – werden zwölf Rindvieh- und sechs Schweine- betriebe aus der ganzen Zentralschweiz gesucht. Auf diesen Pilotbetrieben sollen Musterställe für emissionsarmes und tierfreundliches  Bauen entstehen. Richt­grösse für den Kuhbestand sind mindestens 25 GVE. Im Verlaufe der Projektdauer darf der Besatz von GVE/ha LN nicht zunehmen. Die Betriebe werden kostenlos beraten und je nach Emis­sions­reduktion entschädigt, mit rund 5000 bis 8000 Franken pro Betrieb und Jahr.