Dass die pneumatische Entlaubung von Apfelbäumen zur Förderung der Ausfärbung der Früchte wirtschaftlich interessant sein könnte, hat Agroscope schon vor einigen Jahren festgestellt. Und in südlichen Ländern wie Italien sei das Verfahren schon recht verbreitet, sagt Andreas Klöppel vom LZ Liebegg. Dort wurde kürzlich rund zwei Dutzend interessierten Obstbauern, darunter auch aus anderen Kantonen, ein entsprechendes Gerät bei der Sorte Gala vorgeführt. Das Entlaubungsgerät bietet Obstbauer und Lohnunternehmer Manuel Estermann aus Rain an. Mit hohem Luftdruck aus drei Tellern mit rotierenden Scheiben werden das Laub zerfetzt und die Früchte freigestellt. Wobei der Druck bei lediglich 0,7 bis 0,8 bar liegt.
Klima bedrängt Ausfärbung
Die Deckfarbe sei ein wichtiges Qualitätskriterium bei Tafeläpfeln und werde entsprechend bezahlt. Mit zunehmend wärmeren Herbsttemperaturen sei aber der für den Farbwechsel nötige Kältereiz von mindestens zehn Grad von Tag zu Nacht in manchen Jahren schwieriger zu erreichen, erklärt Obstbauberater Klöppel. Auch zu dichtes Laub könne die Ausfärbung beeinträchtigen. Deshalb würden solche pneumatischen Entlaubungsgeräte auch in unserer Region vermehrt zum Thema. Und das könne durchaus wirtschaftlich interessant sein. Mit relativ geringen Kosten von rund 600 Franken pro Hektare könnten bei guten hochpreisigen Sorten durchaus 5000 Franken mehr Erlös erzielt werden, durch verbesserte Ausfärbung und einfachere Ernte, meinte Klöppel. Und Manuel Estermann ergänzt, dass bei den nach Farbe bezahlten Clubsorten sogar bis 10 000 Franken Mehrerlös drin lägen.
Bei den verhältnismässig kleinen Obstbaubetrieben in der Nordwestschweiz und Zentralschweiz lohne sich allerdings die eigene Anschaffung eines solchen Gerätes gleichwohl nicht. Da sei die Dienstleistung, wie sie Lohnunternehmer Estermann seit 2021 mit überbetrieblichem Einsatz erbringe, sinnvoller. Der Einsatz von Fadenmäher, Krümler und Entlaubungsgerät stosse auf zunehmendes Interessen, sagt Manuel Estermann. Inzwischen bedient er von Rain aus Obstbauern bis in den Kanton Schwyz und im Aargau.
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Drei Verfahren im Test
Estermann zeigte in der Anlage beim LZ Liebegg auch einen Krümler zur schonenden Bodenbearbeitung des Baumstreifens sowie einen Fadenmäher zur wirksamen Bekämpfung von Unkraut im Einsatz.
In der eine Hektar grossen Kernobstanlage am LZ Liebegg werden seit diesem Jahr in einem Praxisversuch drei Verfahren zur Baumstreifenbehandlung getestet. Auf einem Drittel die Standardbehandlung mit Herbizideinsatz in den Reihen, dabei resultieren Kosten von rund 1200 Franken pro ha. In der Variante 2 wird der Boden auch in den Reihen mechanisch bearbeitet, mit Krümler und Fadenmäher, und lediglich um die Stämme punktuell das Herbizid Roundup gespritzt. So könne der Herbizideinsatz um bis zu 80 Prozent gesenkt werden. Dabei resultierten Kosten von rund 1750 Franken pro ha. In der dritten Variante wird gänzlich auf Herbizid verzichtet, die Kosten pro ha sind dabei gleich hoch wie bei Variante 2. Trotz höheren Kosten gegenüber Herbizideinsatz in den Reihen sei vermehrte mechanische Bearbeitung wohl unausweichlich. Und bei Beteiligung am Förderprogramm Herbizidverzicht des Bundes werde das durchaus wirtschaftlich.
Nur punktuell spritzen
Klöppel wies auf den politischen und gesellschaftlichen Druck zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln hin. Die Branche reagiere mit dem Programm «Nachhaltigkeit Schweizer Früchte». Rein mechanische Unkrautbekämpfung sei im Obstbau allerdings noch sehr schwierig, so vor allem unmittelbar um den Stamm. Dieser sollte sauber und unkrautfrei gehalten werden, weil die Feuchte und Unkräuter den Krankheitsdruck sonst erhöhen. Er erachtet deshalb die Variante 2 mit lediglich punktuellem Herbizideinsatz um die Stämme als derzeit sinnvolle und praktikable Lösung im Kernobstbau.