Am Steuer des Traktors ist Eric Eichenberger (24) in seinem Element. Souverän manövriert er den Fendt 313 mit Ladewagen aus der Remise, grüsst auf der Strasse alle entgegenkommenden Landmaschinen-Fahrer und kommentiert jeweils kurz, wen er eben getroffen hat. Im Dorf zirkelt er den Traktor elegant an den Bahnhof, lässt die Besucherin aussteigen und fährt weiter, Futter holen.
Denn so souverän Eichenberger mit schweren Maschinen umgeht, so vertraut ist er auch mit Tieren: In der Milchviehherde seiner Eltern zeigt er auf ein Tier, das mitten in der Herde liegt und wiederkäut. «Mein Pony», nennt er es und lacht. Die Tochter der Kuh, die er als Kalb zur Konfirmation geschenkt bekam, ist etwas kleiner als ihre Kolleginnen.
Die Kühe sind ruhig, aber neugierig. Der junge Mann erzählt, dass von den drei Braunen eine stets die Nase zuvorderst habe, eine eher zickig sei und die dritte dauernd fresse.
[IMG 3]
Die Leidenschaft, mit der Eric Eichenberger für die Landwirtschaft lebt, drückt sich in seinen Gesten aus, der Selbstverständlichkeit, mit welcher er den Betrieb seiner Eltern zeigt und mit den Tieren umgeht.
Er schätzt die Vielseitigkeit bei seinem Erstberuf
Als Erstausbildung hat er Landwirt gelernt. Den Einblick in drei verschiedene Betriebe hat er spannend gefunden. «Milchvieh hatte es auf allen Betrieben.» Doch aus der Milch wurde entweder Greyezer, Emmentaler oder sie ging in den Elsa-Kanal. So habe er alle Möglichkeiten gesehen. Die Vielseitigkeit ist es, die er bei seinem Erstberuf schätzt.
Dennoch war für ihn immer klar, dass ihm eine einzige Ausbildung nicht reicht. Seine Eltern führen einen Betrieb mit mehreren Standbeinen. Ein wichtiges Standbein ist das Lohnunternehmen, das Vater Jürg Eichenberger seit 1993 führt.
Eichenberger ist fasziniert von Technik
Eric Eichenberger hat auch eine Lehre als Forstwart in Betracht gezogen. Nach der Rekrutenschule und einigen Monaten als Angestellter auf dem elterlichen Betrieb hat sich dann die Faszination für Technik durchgesetzt. Als Landwirt war ihm der Umgang mit Maschinen zwar vertraut. «Das heisst aber nicht automatisch, dass man auch weiss, wie die Technik funktioniert.»
Das Interesse, diese Technik zu verstehen, hat ihn zum Entscheid bewogen, Landmaschinenmechaniker zu werden. Vier Jahre als Lehrling bei der Ernst Baumgartner AG in Dieterswil BE folgten. Zuerst sei es ungewohnt gewesen, über längere Zeit den gleichen Chef zu haben. «Es hat aber auch Vorteile, wenn man sich kennt und eingespielt ist», berichtet er.
Wissen und Flexibilität gewinnbringend kombinieren
Nach der Lehre zog es ihn zurück in Richtung Landwirtschaft. Bei der Firma Schneeberger und Berger in Oberbottigen BE führt er Lohnarbeiten aus, arbeitet aber auch in der Werkstatt. Damit kann er das Wissen des Landmaschinenmechanikers mit der Flexibilität des Landwirts kombinieren.
In der Werkstatt sei Kommunikation wichtig, sagt er. Im Gespräch mit dem Landwirt, der eine defekte Maschine vorbeibringt, hört er genau hin. Weil er selber viel Erfahrung hat, kann er sich vorstellen, wie der Schaden entstanden ist. Bei den Lohnarbeiten sagt er bescheiden, dass ihn die Erfahrungen auf dem elterlichen Betrieb nicht besser machen würden: «Ein Traktor fährt nicht schneller, wenn ein anderer Chauffeur am Steuer sitzt.»
[IMG 2]
Geprägt vom Alltag auf dem elterlichen Betrieb
Eric Eichenberger wohnt auf dem elterlichen Betrieb und packt dort ganz selbstverständlich an.
Sein Bewusstsein, wie hoch der finanzielle Wert von Landmaschinen ist, wurde am Familientisch geprägt. Diese Offenheit ist Familie Eichenberger auch wichtig, wenn es um Gespräche um die Hofübergabe geht. Dieser Prozess läuft bei der Familie sehr strukturiert und mit externer Unterstützung.
Betriebsspiegel Familie Eichenberger
Beatrice und Jürg Eichenberger, Biglen BE
LN: 26 ha
Kulturen: Weizen, Raps, Pflanzkartoffeln, Gerste, Futterbau
Tierbestand: 38 Milchkühe, 60 Mastschweine, 7 Muttersauen mit rund 80 Ferkeln, ca. 80 Jager (Abferkelring)
Weitere Betriebszweige: Lohnunternehmen
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, Söhne Remo, Joel und Eric Eichenberger bei Arbeitsspitzen
www.eichenberger-biglen.ch
Die Zukunft? Ganz klar in der Landwirtschaft!
Eric Eichenberger sieht seine Zukunft ganz klar in der Landwirtschaft. Er hat im Oktober 2024 die Betriebsleiterschule am Inforama Rütti begonnen. Am Tag des Besuchs hatte er frühmorgens eine Prüfung und damit das erste Modul (Forst) abgeschlossen.
Bleibt zwischen Arbeitsort Oberbottigen, einer Weiterbildung in Zollikofen und dem Wohnort Biglen überhaupt Zeit für sich? Der Landwirt und Landmaschinenmechaniker wirkt völlig ausgeglichen und zufrieden, trotz happigem Pensum. Ausgleich findet er im Alltag: «Die schönen Momente im Stall, ein Sonnenuntergang, der Blick in die Berge – das gefällt mir.»
Mit seinem Vater und seinem ältesten Bruder hornusst er seit Kindsbeinen. Gemeinsam mit seiner Freundin plant er auch Ferien. Das hatte er in den letzten zwei Jahren nicht. Der 24-Jährige hat es vorgezogen, im «Schulmodus» zu bleiben.
«Mir fällt es einfacher, die Ausbildungen ohne Pausen zu machen», sagt er. Für den Abschluss als Landmaschinenmechaniker hat er taktiert, Antworten auf «Kreuzchenfragen» gebüffelt und so in denjenigen Bereichen viel Zeit investiert, in denen er etwas Mühe hatte. Er zieht das Lernen auf Papier vor und ist froh, dass seine Ausbildung noch weniger stark vom Laptop dominiert war.
Viel Engagement und Leidenschaft für die Sache
Die Betriebsleiterschule, seine Anstellung in Oberbottigen und das Engagement auf dem elterlichen Betrieb bringe er «mit Glück» aneinander vorbei, sagt er.
Auf dem elterlichen Betrieb beschäftigt er sich zum Beispiel mit Bodenbearbeitung. Den Mais säte er erst, als der Boden seine Erwartungen erfüllte. «Ich war oft draussen und habe geprüft, wie nass es war», berichtet er. Nun sei alles zur allgemeinen Zufriedenheit verlaufen, sagt er.
Die Leidenschaft für den Betrieb und das Engagement sind gross. So ist es für Eric Eichenberger selbstverständlich, dass er die Traktoren des elterlichen Betriebs selber in den Service bringt: «Ich weiss, was gegangen ist und kann einschätzen, wo eine Reparatur nötig sein könnte.»
Von diesen Erfahrungen profitieren auch die Kunden, die Maschinen in die Werkstatt in Oberbottigen bringen – die Dringlichkeit einer Reparatur kann Eric Eichenberger einschätzen.
Dass ihm aber nicht nur Maschinen, sondern auch die Tiere am Herzen liegen, zeigt sich auf der Weide. Eichenberger weiss genau, dass die anstehende Zeitumstellung den Kühen Mühe macht: «Das bringt sie jedes Mal durcheinander.» Genau so, wie wenn die Melker gestresst seien: «Kühe mögen es ruhig.» Dass er es schafft, trotz viel Arbeit und Weiterbildung ruhig und gelassen mit den Tieren zu arbeiten – dahinter steckt sehr viel Leidenschaft.
Aus- und Weiterbildung
Eric Eichenberger hat sich für diese Aus- und Weiterbildungen entschieden:
- Landwirt EFZ auf den Betrieben Markus Jungo, Düdingen FR, Adrian Bucher, Detligen BE und Mathias Wyss, Kappelen BE; Abschluss Juni 2019
- Landmaschinenmechaniker EFZ bei der Firma Ernst Baumgartner AG, Dieterswil BE; Abschluss Juni 2024
- Seit Oktober 2024: Betriebsleiterschule, Inforama Rütti, Zollikofen BE