Es gibt sie, die positiven Beispiele vom Bauen mit Schweizer Holz, aber viele sind es noch nicht. Das neue Recyclingcenter des Entsorgungsverbandes «real» in Luzern soll wenn möglich mit Luzerner Holz gebaut werden (siehe Kasten). Absichtserklärungen für die Holzbauweise gibt es vom Kanton Luzern auch für das geplante grosse Verwaltungsgebäude am Seetalplatz. Zumindest werde in der Ausschreibung Holz ausdrücklich gewünscht. Benötigt würden dafür rund 8000 m3. Die Stipulierung von regionalem Holz sei allerdings in der Ausschreibung nicht möglich. «Hingegen wird sich die Verwendung von lokalem Holz unter Beachtung der ökologischen Nachhaltigkeitskriterien positiv auf die Beurteilung der entsprechenden An­bieter auswirken», schrieb der Regierungsrat im Februar auf eine entsprechende Anfrage von Kantonsrat Candan Hasan zur Verwendung von einheimischem Holz.

Holzkopf für Schwenk

Ende Mai erhielt Oscar Schwenk, Verwaltungsratspräsident der Pilatus Flugzeugwerke, von Pro Holz Unterwalden an der «Iiheimisch» in Buochs den Preis «Holzkopf 2019» überreicht. Dies, weil inzwischen drei neue grosse Hallen des Flugzeugbauers konsequent mit Schweizer Holz erstellt wurden. Schwenk selber ist einer der grössten Luzerner Privatwaldbesitzer und entsprechend sensibilisiert. «Der Wald hat mich gelehrt, nachhaltig und vorausschauend zu denken», sagte der 75-jährige Unternehmer anlässlich der Preisverleihung.

Zu viele Betonköpfe

«Es braucht eine Anpassung beim Vollzug.»

Daniel Wehrli, Präsident Pro Holz Aargau

Noch immer wenig sensibilisiert sind hingegen viele private und öffentliche Bauherren, wenn es um die Verwendung von Schweizer Holz geht. «Hats beim Kanton Aargau zu viele Betonköpfe?», fragte sich Pro Holz Aargau und lud letzte Woche Politiker und Entscheidungsträger in der Verwaltung zu einem Informationsanlass. Dabei referierte Marc Steiner, Richter am Bundesverwaltungsgericht, zum Thema «Der Einsatz von Holz ist eine Frage des politischen Willens.» Er räumte auf mit dem Vorurteil, beim öffentlichen Beschaffungswesen müsse eben das günstigste Angebot berücksichtigt werden. Sehr wohl könnten Nachhaltigkeitskriterien schon bei der Ausschreibung definiert werden, so beispielsweise, dass Gebäude in Holz zu bauen seien. Dass oft der Preis entscheide, liege mehr an veralteten Denkmustern als am Recht. Denn das neue Beschaffungsdogma laute «Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit», gegenüber dem überholten früheren neoliberalen «Marktöffnung, Wettbewerb, Preis und sonst gar nichts», meinte Steiner. Und Daniel Wehrli, Grossrat und Präsident von Pro Holz Aargau betonte deshalb: «Es braucht jetzt eine Anpassung der Vollzugspraxis bei den öffentlichen Bauherren.»

«Bauen mit Schweizer Holz ist klimarelevant.»

Werner Hüsler, Geschäftsführer Wald Luzern

Förderung im Waldgesetz

Zwar gibt es in einigen Waldgesetzen der Kantone unserer Region entsprechende Bestimmungen, dass die Verwendung von einheimischem Holz als Baustoff und Energieträger gefördert werden soll. Und im Luzerner Waldgesetz steht sogar explizit, dass bei Bauten sowohl die Holzbauweise wie die Nutzung der Holzenergie in die Evaluation einzubeziehen und dabei auch ökologische Kriterien zu gewichten sind. Mit der Umsetzung harzt es bisher allerdings. Nun kommt aber ­Bewegung in die Politik: So genehmigte die Luzerner Verkehrs- und Baukommission letzte Woche die Immobilienstrategie mit der Bemerkung, dass ein CO2-freier Gebäudepark mit der Möglichkeit von Kompensationsmassnahmen im Luzerner Wald als Ziel definiert werden muss. Und sie will verankert haben, dass der Regierungsrat bei Neubauten und Umbauten Holz als Baustoff prüft.

Frühzeitig intervenieren

Auch die Regionalgruppe Luzern von Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz will aktiv werden. Darin vertreten ist die Land- und Forstwirtschaft, Holzindustrie, Planer und Holzverarbeiter. An einer Sitzung Ende Mai wurde beschlossen, bei öffentlichen Neubauten und grösseren privaten Objekten frühzeitig zu intervenieren und für das Bauen mit Schweizer Holz zu sensibilisieren. Schliesslich sei bauen mit Holz klimarelevant, ergänzt Werner Hüsler, Geschäftsführer Wald Luzern. Bisher betrage der Marktanteil bei Mehrfamilienhäusern mit Holztragwerk lediglich rund zwölf Prozent. Der Absatz von Schweizer Holz sei in den letzten Jahren gar um 20 Prozent ­gesunken, weil viel Bauholz ­importiert wird, heisst es bei ­Lignum.

Gefordert sind auch Bauern

In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass die Holzindustrie noch grossen Nachholbedarf hat, weil es trotz grosser Nachfrage schwierig sei, Halb- und Fertigprodukte aus Schweizer Holz zu bekommen. Wenn aber frühzeitig insistiert und darauf beharrt werde, sei es durchaus möglich, mit einheimischem Holz zu bauen. Bedauert wurde allerdings auch, dass selbst bäuerliche Waldeigentümer dem Holz beim Bauen und Heizen vermehrt den Rücken kehren würden.

 

Luzerner Holz für Öki-Hof

Ende Mai fand in Ebikon der Spatenstich für ein neues grosses Recyclingcenter des Entsorgungsverbandes «real» statt. Dereinst wird die Bevölkerung der Agglomeration Luzern in diesem grossen Öki-Hof ihre Wertstoffe entsorgen können. Zudem wird die Halle auch der Parkierung aller Kehrichtfahrzeuge im ­Verbandsgebiet dienen und Büroräume umfassen. Wert gelegt wird beim Bau auf Ökologie: So soll das Minergie A-Eco-Label erreicht werden. Auf dem Dach wird eine 2250 m2 grosse Fotovoltaikanlage installiert, welche jährlich über 300 000 kWh Solarstrom liefern soll. Und, was die Luzerner Waldeigen­tümer besonders freut: Das 13 Meter hohe und rund 120 m × 25 m grosse Gebäude wird mit Schweizer Holz, wenn möglich sogar Luzerner Holz, realisiert. Dafür braucht es über 1300 m3 von diesem einheimischen Rohstoff.

 

 

Kleine Holzheizungen fördern

Ein kleiner politischer Erfolg für die Holzenergie im Kanton Luzern: Die Regierung ist nun doch bereit, im Rahmen des Gebäudeprogramms die Massnahme «automatische Holzfeuerung bis 70 kW» für die Aufnahme ins Förderprogramm 2020 zu prüfen. Ein Postulat von Kantonsrätin Rosy Schmid soll als erheblich erklärt werden, die Behandlung ist im Kantonsrat an der Klimadebatte vom 24. Juni vorgesehen. Damit soll das vorhandene Potenzial an Energieholz besser genutzt werden. Bisher werden im Kanton Luzern nur grössere Holzheizungen finanziell unterstützt. Die Förderung soll aber auch bei kleineren Holzheizungen beschränkt bleiben auf den Ersatz von Öl-, Gas- oder Elektroheizungen. Nicht gefördert wird damit die Umstellung von alten auf moderne, sauberere Holzheizungen. Zumal ja Ziel der Förderungen sei, den CO2-Ausstoss zu senken.

 

 

Viehstall aus Holz

Auf dem 14 ha Betrieb von Familie Schmidlin, Krumbach ob Geuensee wird künftig biologisch produziert. Und von Milch- wird auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Zudem wird neu auch ein Bio-Legehennenstall gebaut. Der Ersatzbau für die bisherige Rindviehscheune wird auf das Fundament des alten Stalles platziert und ist direkt ans Wohnhaus angebaut. 18 × 28 m gross ist der Holzbau, über 100 m3 Schweizer Holz hat es dafür gebraucht, grosse Binder, Fichten-Kantholz und die druckimprägnierte Schalung. Aufs Dach wird eine 30 kWp Solaranlage montiert. Nach der Fasnacht wurde mit dem Bau begonnen, im Juli können die Tiere einziehen.