Andreas Jud aus dem st.-gallischen Wil ist Landwirt und Lohnunternehmer. Dabei hat er sich auf die Bodenbearbeitung und Saat spezialisiert. Er will den Boden immer weniger bearbeiten und dabei weder auf Qualität noch auf Ernteertrag bei den Ackerkulturen verzichten. Dieses Ziel erreicht er seit vielen Jahren mit dem Mulchsaatverfahren und teilweise mit Direktsaat.

Das Ziel: Zuckerrüben-Direktsaat

Zukünftig will Andreas Jud alle Kulturen mittels Direktsaat bestellen. Am besten etabliert hat sich seit einigen Jahren, Zuckerrüben nach einer Gründüngung direkt zu säen. Zurzeit zögert der Landwirt noch beim Raps, wo er vor der Saat eine Bodenlockerung macht, damit die Pfahlwurzeln leichter in tiefe Schichten vordringen können.

«Ich bewirtschafte den Boden noch nicht komplett nach dem Direktsaatsystem. Aber ich versuche, ihn nur noch minimal zu bearbeiten und konnte bereits gute Fortschritte machen.» Als Einsteigertipp, um die Direktsaat einmal auszuprobieren, empfiehlt Andreas Jud, dies bei Getreide nach einer Mulchsaat Raps zu tun. Nach Raps sei der Boden gut gelockert und es könne nicht viel schief gehen.

Sauberes Dreschen ist wichtig

Seit sieben Jahren sät Andreas Jud die Zuckerrüben mit der Sämaschine direkt ins Feld. Damit dies gut gelingt, sorgt er bereits bei der Getreideernte als vorherige Hauptkultur vor. «Der Drusch muss sehr exakt mit wenig Ausfallgetreide gemacht werden. Nach der Saat bringe ich sofort eine Gründüngung aus. Diese unterdrückt im Idealfall das Ausfallgetreide und das Unkraut. Im nächsten Frühling lässt sich dann direkt in die über den Winter abgestorbene Gründüngung säen.» Da die Aussaat der Gründüngung mit einer flachen Bewirtschaftung erfolgt, ist dies noch kein komplettes Direktsaatsystem. Das stört Jud nicht weiter, da der Bodeneingriff nur gering ist und die Feldhygiene mit diesem Verfahren ohne Chemieeinsatz gewährleistet ist.

Boden aufbauen mit der Zwischenkultur

«Am meisten gefällt mir, dass ich mit der Zwischenkultur Biomasse produzieren kann, welche zur Bildung von Humus benötigt wird und womit letztlich der Boden aufgebaut wird», sagt Andreas Jud. Hier findet er den Antrieb, um immer öfter direkt säen zu wollen. «Wenn man sieht, wie die Würmer und alle anderen beteiligten Lebewesen die Rückstände selbständig abbauen, tut es fast weh, wenn man das Gefüge mit Maschinen stört.» Damit immer genug Futter für die Bodentiere vorhanden ist, brauche es eine vielfältige Fruchtfolge und Zwischenkulturen, ist Andreas Jud überzeugt. Er legt immer eine Gründüngung an, wenn innert sechs Wochen keine Hauptkultur folgt.

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Neue Verfahren ausprobieren

Der Ackerbauprofi kennt die verschiedenen Anbauverfahren vom Pflug bis zur Direktsaat. Und er machte viele Erfahrungen, wie man die Intensität eines herkömmlichen Verfahrens mit Pflug, Egge und Sämaschine reduzieren kann. Dies begann im ausserordentlich trockenen Jahr 2003. Zusammen mit seinem Vater stellte er sich die Frage, ob es nun sinnvoll sei, das Feld vor der Gerstensaat zu pflügen und zu eggen, wie man sich das gewohnt war, oder das Verfahren zu ändern. «Wir hätten mit dem Pflug Bodenteile nach oben gebracht, welche noch trockener waren als jene in der oberen Bodenschicht. Den Pflug ersetzten wir dann mit einem Grubber und haben anschliessend mit der Säkombination die Saat direkt ausgebracht.»

Die Gerste gedieh damals sehr gut. In der Folge pflügte Jud immer weniger und optimierte seine Mechanisierung mit Mulchsaattechnik.

Würmer nehmen rasch zu

Andreas Jud stellte bald fest, dass durch den Verzicht auf das Pflügen die Anzahl Regenwürmer rasch zugenommen hat und der Boden leichter zu bearbeiten war. Sein Maschinenpark ist heute vorwiegend mit Geräten für den pfluglosen Anbau ausgestattet. Auf Wunsch setzt er aber auch weiterhin den Pflug ein. Mit diesem fährt er allerdings on-Land und nicht in der Pflugfurche. So sind breite Reifen mit abgesenktem Innendruck möglich und der Raddruck in der Pflugfurche wird vermieden.

Leichteres Bearbeiten kann sich lohnen

Andreas Jud setzte die Entwicklung weg vom Pflug fort und begann mit der Mulchsaat. Anstatt Ernterückstände mit dem Pflug in den Boden zu bringen, werden damit in der oberen Bodenschicht die Würmer und andere Bodentiere und Mikroorganismen aktiviert und Humus gebildet. Dieser hält die Krümel zusammen und wirkt als Kitt- und Trennsubstanz zwischen den feinen Bodenteilen wie Schluff oder Ton. Schluff und Ton sind Bestandteile von schweren und meist nassen Böden. Beim herkömmlichen Verfahren mit Pflug, Egge und Saat muss viel Energie in die Bearbeitung investiert werden, um Erdknollen zu einem Saatbeet zu zerkleinern und wieder zu verfestigen. Das kostet Zeit und Diesel. Seit Andreas Jud die Bodenbearbeitung reduziert hat, krümelt sein Boden immer besser und leichter. Dabei spart er viel Zugkraft-Energie.

Passende Maschinen verwenden

Die Maschinen wurden immer besser ausgerüstet, damit die Saat auch mit flacher Bearbeitung exakt platziert werden kann und damit Ernterückstände nicht stören. Mit Schleppscharen an früheren Sämaschinen gab es Probleme. Die Rückstände wurden zusammengeschleift. Wurde vorher der Pflug eingesetzt, war der Tisch sauber und die Scharen arbeiteten störungsfrei. «Zum Glück hatten wir bereits früher eine Scheibenschar-Sämaschine, so gelang die Mulchsaat von Anfang an.»

Bevor die Intensität in der Bodenbearbeitung reduziert werden konnte, musste die Maschinentechnik verbessert werden. Heute lassen sich Ernterückstände beispielsweise mit Kurzscheibeneggen oberflächlich einmischen und dabei entsteht auch ein Saatbett. Früher basierte dies alles auf der vorgängigen Pflugarbeit. Wird der Boden weniger intensiv bewirtschaftet, werden die Bodenlebewesen weniger gestört in ihrer Arbeit bei der Humusbildung. Dazu benötigen sie organisches Material wie Ernterückstände und Gründüngungen. Durch die Umsetzung wird der Boden stabil aufgebaut. Wurmgänge werden gebildet, in die Wasser versickern kann und wo Pflanzenwurzeln hineinwachsen können, um Zugang zu Wasser und Nährstoffen zu finden.

Geringere Arbeitstiefe spart auch Kosten

Wer auch weniger intensiv ackern möchte, dem empfiehlt Andreas Jud aufgrund seiner Erfahrungen anfangs die gewohnten Arbeitstiefen der Bodenbearbeitungsgeräte anzuheben. «Ich habe das auch so gemacht und den Grubber immer weniger tief eingestellt. Das war für die Kultur meistens kein Nachteil und ich sparte bei den Zugkraftkosten und beim Maschinenverschleiss.» Am meisten spart man dann, wenn man bei der Direktsaat angekommen ist und die Bodenlockerung komplett dem Regenwurm überlasst.

Betriebsspiegel

Name: Andreas Jud
Ort: Wil (St. Gallen)
Ackerfläche Ackerkulturen: 28 ha (Zuckerrüben, Körnermais, Futterweizen, Gerste, Raps, Grassamen-Vermehrung, Gründüngung wenn keine Hauptkultur innert sechs Wochen)
Weiden und Ausgleichsflächen: 8 ha (Sömmerung fremder Rinder)
Stall: 825 m2 Pouletmaststall (12 000er Stall)
Lohnunternehmen: Bodenbearbeitung, Saat und Pflege, Wiesenoptimierung
Mitarbeiter: Vater (Pflanzenschutz), Aushilfe (Bodenbearbeitung), div. Helfer beim Ausstallen Poulets