Brennholz ist gefragter denn je, das spüren auch Alain Bürgin und Partnerin Jeannette Schlup. Sie betreiben als Quereinsteiger gemeinsam eine Brennholzproduktion mit moderner Technik, ausschliesslich für 25-cm-Scheiter. Solche seien für Cheminées, Heizöfen oder auch die nach wie vor verbreiteten Tiba-Herde gesucht.

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Viel Wald gekauft

Der gelernte Sanitärinstallateur Bürgin stammt aus dem Baselbiet und zog 2009 in die Innerschweiz, nach Hochdorf und ins Eigenthal. Vor vier Jahren konnte das Paar im Entlebuch das alte Bauernhaus Stöckerehüsli in Habschwanden, Hasle LU, mit 3700 m2 Umschwung kaufen und sanierten dieses sehr subtil. Im neuen Heim wird auf erneuerbare Energien und Unabhängigkeit gesetzt: Geheizt wird mit Holz, das ganze Dach ist mit PV-Modulen belegt, eine Biokläranlage sorgt für die Abwasserreinigung, eine eigene Quelle für die Wasserversorgung. Schon als Bürgin im Seetal wohnte, bot sich ihm Gelegenheit, ein Stück Wald zu kaufen, später kamen weitere Parzellen dazu. Heute besitzt das Paar allein im Seetal über 8 ha, 2 weitere ha Wald im Entlebuch. Beide sind leidenschaftliche Waldeigentümer, Alain Bürgin ist auch Vorstandsmitglied bei Wald Seetal Habsburg.

Den Wald lassen sie von einem pensionierten Förster pflegen, die Bäume von Forstunternehmern fällen. Das Aufrüsten übernimmt Bürgin selber, Nadelholz wird verkauft, Buchenholz nach Habschwanden zu seinem Haus geführt zur Weiterverarbeitung zu Brennholz.

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Schlagkraft mit Sägespalter

Auslöser für den Einstieg ins Brennholz sei der Sturm Burglind 2019 gewesen. «Das viele umgeworfene Holz wollte damals kein Mensch», meint Bürgin. Es könne doch nicht sein, dass das Holz im Wald verfault, sagte sich das Paar. So starteten sie vorerst mit herkömmlicher Aufbereitung zu Brennholz, weitgehend von Hand.

Mit steigender Nachfrage wuchs das Bedürfnis nach mehr Leistung. So schauten sie sich im Internet und bei Händlern um und entschieden sich schliesslich im Jahr 2020 für den Kauf von Maschinen für die Brennholzbereitung: so für den Sägespalter Krpan CS 420 pro, mit welchem Stämme bis 45 cm Durchmesser gesägt und gespalten werden können. Die Schlagkraft war so gross, dass die Prozesskette ausgebaut wurde, mit Förderbändern, Siebetrommeln zur Reinigung, einem Längs- und Querfördertisch, dazu kamen auch mehrere 7 m3 grosse selbst umgebaute Container, die 5 Ster fassen und mit einem Hakenfahrzeug auf einen Anhänger am Pick-up gehoben werden.

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Künstliche Trocknung bringt Zeitgewinn

Abo Galerie Landtechnik Alain Bürgin produziert Brennholz mit modernster Technik Friday, 12. August 2022 Weil das Buchenholz aus den eigenen Wäldern längst nicht mehr genügte, um die rasch wachsende Nachfrage zu decken, kauften sie laufend Buchenholz-Stämme zu. Die Scheiter wurden anfänglich in ein halbes Ster fassenden Säcken naturgetrocknet. Lange gedeckte Reihen lagern noch heute unterhalb des Bauernhauses. «Jahrelange Trocknung geht viel zu lange», sagte sich Bürgin, zumal der Lagerplatz mit steigendem Bedarf knapp wurde. Nun setzen sie auf künstliche Trocknung mit der Sonne. Vom Carport wird die warme Dachluft abgesaugt und mit einem Ventilator in die Container geblasen. Weiter wird auch die Abwärme des stromerzeugenden Generators einer Biogasanlage bei einem Bauern im Ebnet bei Entlebuch genutzt. Dank einer Eigenkonstruktion wird dort aus einer Heisswasserleitung in einem Heizlüfter Luft erwärmt und diese in die Container eingeblasen, 24 Stunden täglich 60 Grad warme Luft. In zwei Wochen sei so nasses Buchenholz trocken, mit einer Feuchte unter 20 Prozent, und damit verkaufsbereit.

Er habe sich immer für Technik und moderne Energiequellen interessiert und dank handwerklichem Geschick auch viel selber konstruiert, sagt der Macher und Unternehmer Bürgin.

Gute Stundenlöhne sind möglich

Klar sei auch einiges an Idealismus nötig, und sowohl bei der Herstellung der Pellets wie von Brennholz-Scheitern sollte nicht nur die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen, sondern die nachhaltige Verwertung von eigenen Nebenprodukten, meinen beide. Aber die Rechnung gehe sehr wohl auf, je nach Amortisationsdauer und Kalkulation der eigenen Arbeitskraft. «Ich setze in unserer Firma für mich und meine Partnerin Jeannette zusammen 100 Franken pro Arbeitsstunde ein, das hat bisher immer gut funktioniert, für Brennholz und für Pellets.»

In den gesamten Maschinenpark und die weiteren Einrichtungen allein für die Brennholz-Aufbereitung haben sie rund 150 000 Franken investiert, in weitere Maschinen wie den kleinen Forwarder Bison zur Waldbewirtschaftung und in die Pelletproduktion weitere rund 100 000 Franken.

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Scheiter lose per Ster geliefert

Inzwischen werden jährlich rund 500 Ster Brennholzscheiter hergestellt. Viele werden lose mit einem Kipper zu den Kunden geführt, meist 1 bis 2 Ster. Die Preise müssten sie wohl künftig auch etwas erhöhen. Bisher wurde rund 150 bis 170 Franken pro Ster verlangt, im Umkreis geliefert kommt eine Transportpauschale von 25 Franken dazu. Noch grösser sei die Wertschöpfung, wenn die Scheiter in 10-kg-Kartonschachteln an Tankstellenshops oder als Grillpaket samt Anfeuerholz an Private verkauft werden. Dann mache der Preis umgerechnet rund 260 Franken pro Ster aus, allerdings sei da einige Handarbeit für das Abfüllen nötig. Für die Bewerbung und die Vermarktung der Sortimente sorgt vor allem Jeannette Schlup. Zwar hätten sie noch keine Website, aber Facebook-Einträge und weitere Plattformen im Internet hätten viele Kunden gebracht. «Inzwischen läuft viel über Mund-zu-Mund-Werbung.»

Derzeit sei offen, ob sie trotz weiter wachsender Nachfrage expandieren wollen mit grösseren Maschinen. Ein solcher Schritt würde auch Angestellte bedingen, mehr Raumbedarf und so einen Investitions- und Kostensprung verursachen. Für das Paar ist aber die Lebensqualität wichtig, «die Arbeit im Wald und mit Holz muss Spass machen».

Pellets aus Restholz selber produzieren
Alain Bürgin produziert nicht nur Brennholz-Scheiter, sondern auch selber Pellets. Deshalb hätten er und seine Partnerin Jeannette Schlup auch so viel Wald gekauft, um ihre Immobilien mit eigenem Holz beheizen zu können. Die Komplett-Pelletanlage «Pellet Maker» der deutschen Firma Ecoworxx, auf einer Palette als Turm montiert, vereine alle Produktionsabläufe vom Zerkleinern über das Anfeuchten bis zum Pressen. Sie ist ausgerüstet mit Schneidmühle, Matrizen, Raspeltrommel, Mischer, Förderschnecke, Steuerung und stellt stündlich 200 kg Pellets her.

Das Restholz aus der Scheiterbereitung und weitere Holzabfälle werden zuerst aus Effizienzgründen separat in einem Gartenhäcksler zerkleinert, die getrockneten Schnitzel werden dann im Pellet Maker zermahlen und schliesslich zu Pellets gepresst. Damit lassen sich auch Astmaterial oder andere Nebenprodukte verarbeiten. Jeannette Schlup plant zudem die Vermarktung von Pellets aus Pferdemist als wertschöpfungsintensiven Rosendünger. Weil die Maschine gut mit einem Stapler transportierbar ist, vermietet Alain Bürgin sie einem benachbarten Zimmermann, der Pellets aus den Holzresten des Betriebs herstellt und in seinem Wohnhaus verheizt.