Wenn es um Maschinen geht, sind die Bauern so verschieden wie ihre Betriebe. Einige haben einen riesigen Maschinenpark, andere kommen ohne Remise aus, und viele wählen einen Mittelweg. Und dann gibt es die Maschinengenossenschaft Hildisrieden (MGH). Sie feiert dieses Jahr bereits das 60-jährige Bestehen.
An 36 Standorten platziert
63 Maschinen und Geräte gehören der MGH, eingestellt an 36 verschiedenen Standorten, vor allem in den Gemeinden Hildisrieden, Rain, Sempach, Neudorf. Gewartet werden sie bei Hubert Estermann, Hildisrieden. Er ist Landwirt, Lohnunternehmer und seit 15 Jahren Präsident der MGH. Auch der Geschäftsführer Markus Käppeli, Milchproduzent und Schweinezüchter aus Hildisrieden, ist ein Routinier. Er betreut die Genossenschaft seit zehn Jahren im Tagesgeschäft. Die MGH macht jährlich über 200 000 Franken Umsatz.
Estermann und Käppeli haben sich im Jubiläumsjahr auch ein wenig mit Landtechnikgeschichte befasst. Eine der ersten angeschafften Maschinen war ein Mistzerkleinerer. Damit wurde der Mist vom Winter im Sommer wieder dem Güllekasten zugeführt. Genau das Gegenteil also der aufkommenden Gülleseparation. Es folgten Maschinen rund um Anbau und Ernte von Rüben, erste Güllefässer, Maschinen und Geräte rund ums Holz oder Strohmühlen. Nachfrage und somit das Angebot haben sich laufend verändert. Ende der 90er-Jahre etwa wurden Schleppschläuche rund um den Sempachersee zum Thema. Noch davor verschwanden Fässer wegen der Gülleverschlauchung, um seit dem Aufkommen der Pacht wieder eine Hochkonjunktur zu erleben. «Aktuell haben wir neun Fässer», sagt Präsident Estermann. Und zwar zwischen 5 und 12 m3.
Mieter haftet
«Auch unsere Maschinen wurden tendenziell grösser und teurer», weiss Geschäftsführer Käppeli. Der Vorstand schlägt an der GV die konkrete Maschine vor mit Angabe von Preis, Händler, Standort und Tarif. Nach erfolgter Kreditgenehmigung wird gekauft, finanziert aus der laufenden Rechnung. Jederzeit können auch die Genossenschafter mit Vorschlägen an den Vorstand gelangen. Dieser trifft die nötigen Abklärungen. Neue Maschinen werden idealerweise bei einem Mitglied platziert, das einerseits Platz hat, anderseits selbst die Maschine viel einsetzt. Für «unsachgemässe Schäden» haftet der Mieter.
Neuanschaffungen haben hochwertig, vor allem was Material und Verarbeitung anbelangt, zu sein. Also gute Bremsen und gute Achsen. «Solide Markenprodukte», schiebt Estermann nach. Gleichzeitig aber nicht mit zu viel Schnickschnack. Im Angebot steht etwa ein hochpräziser 1000-Liter-Düngerstreuer, der dann doch eher für routinierte Anwender gemacht sei, sagt Käppeli mit einem Schmunzeln. Und natürlich müsse die Auslastung stimmen. Die meisten Maschinen bleiben zwischen sechs und zwölf Jahren im Einsatz. Anschliessend werden sie ersetzt, das «alte» Modell verkauft oder eingetauscht.
Online hat sich bewährt
Das Online-Reservationssystem der MGH, in Betrieb seit fünf Jahren, vereinfacht die Bewirtschaftung. Auch der Zählerstand der Maschine – Stunden, Flächen oder Fuder – kann so rasch erfasst werden. Gülletechnik, Grünlandpflege und Bodenbearbeitung seien aktuell gefragt, so Markus Käppeli. Das «Hölzige» dafür eher rückläufig. So ist einiges an Kapital im Umlauf. Die teuerste Maschine in der Anschaffung war wohl ein 10-m3-Fass mit Schleppschlauch auf Tandemachse, Kostenpunkt: rund 80 000 Franken.
Moderne Maschinen «im Schuss» zu einem attraktiven Preis, nennen Präsident und Geschäftsführer als Ziel. Estermann spürt unter den Genossenschaftern einen guten Geist. Probleme seien selten, ergänzt Käppeli. Er ist es, der die Mieter auf solche hinzuweisen hat, etwa wenn Zeiten nicht eingehalten werden oder die Reinigung zu kurz kommt. Bei vielen beliebten Maschinen habe man diverse Grössen für unterschiedliche Bedürfnisse. Die meisten Kunden im Ackerbaugebiet hätten heute einen 100-PS-Traktor. Damit könne das Gros der Maschinen auch angebaut werden.
142 Genossenschafter
«Meistens scheitert es an kleinen Sachen», weiss Hubert Estermann aus Erfahrung, wenn es um den Einsatz von gemeinsamen Maschinen geht. Genossenschafter brauchen eine gewisse Flexibilität. «Man soll sich bereits beim Mähen überlegen, wann man ans Güllen will», nennt er ein Beispiel für eine gute Planung. Vor Jahren stellte er die MGH Junglandwirten im Innerschweizer Berggebiet vor. Die Verfügbarkeit von Maschinen während den teils kurzen Zeitfenstern, sei es wegen Wetter oder Vegetation, mache vielen Angst. Eine grosse Herausforderung bei gemeinsamen Maschinen sei heute auch die ganze «Bremserei». In Hildisrieden setzt man auf Druckluft. Neue Genossenschafter seien willkommen, 142 sind es aktuell, dazu kommen über 150 Kunden, die nicht Mitglied sind.
Interview:
«Mangelnde Fach- und Sozialkompetenzen sind Stolpersteine»
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Hansjörg Frey, wann ist es denn sinnvoll, eine Maschine selbst anzuschaffen?
Hansjörg Frey: Sinnvoll ist die Anschaffung dann, wenn eine Maschine gemäss Kaufschwelle, welche im Kostenkatalog von Agroscope beschrieben ist, über einer gewissen Anzahl Arbeitseinheiten, also etwa Hektaren, Fuder oder Stunden, liegt. Liegt die Kaufschwelle bei einem Rotationsmähwerk beispielsweise bei 89 ha, bedeutet dies, dass der Kauf dieses Geräts ab einer Auslastung von 89 ha günstiger kommt als dessen Miete.
Aber es gibt noch «weichere» Argumente ...
Ja, es kann auch sinnvoll sein, eine Maschine unter diesem Wert anzuschaffen. Beispielsweise bei Arbeiten, wo die Anzahl Schönwetterperioden beschränkt sind, wie das bei den Futtererntemaschinen der Fall ist. Zudem gilt es die Distanz zum Vermietungsort und die Anzahl Arbeitseinsätze einer Maschine pro Jahr zu berücksichtigen. Auch wenn der Maschinenstandort nur fünf Minuten entfernt liegt, ergibt sich eine Summe für Traktor und Fahrer von zwanzig Minuten für das Holen und Bringen pro Arbeitseinsatz. Will ein Betriebsleiter trotz mässiger Auslastung nicht auf eine Maschine verzichten, bietet sich der Kauf einer Occasionmaschine an.
Was sind denn Stolpersteine bei der gemeinsamen Nutzung von Maschinen?
Zu den Stolpersteinen gehören fehlende oder mangelnde Fach- und vor allem Sozialkompetenzen. Fachkompetenz bedeutet in diesem Fall, dass die Beteiligten ihre Maschinen sachgerecht auswählen, kostengünstig einkaufen, sachgerecht einsetzen und bedienen, fachkundig warten und instand halten, sauber abrechnen und die Kosten und den Gewinn korrekt verteilen. Die Sozialkompetenz einer Gruppe ist gross, wenn die Beteiligten eigene Anliegen verständlich vertreten können, die Anliegen der Partner verstehen und berücksichtigen, das Gruppenziel mittragen, eingegangene Verpflichtungen einhalten, Unstimmigkeiten wahrnehmen und Konflikte sachlich austragen und sich nicht ehrverletzend äussern.
Wie können Maschinenkosten grundsätzlich tief gehalten werden?
Die Maschinenkosten werden massgeblich durch das Zusammenspiel von Ausrüstung und Auslastung beeinflusst. So gilt grundsätzlich: Je teurer die Maschine, desto höhere jährliche Abschreibungen und Zinsen fallen an. Entsprechend stärker muss die Maschine ausgelastet werden, damit sie wirtschaftlich betrieben werden kann. Investitionen in Leistungsreserven, unnötige Ausrüstungsdetails und nicht notwendige Komfortausrüstungen wie hydraulische oder elektrische Bedienungen können den Anschaffungspreis stark in die Höhe treiben.
Ist Steueroptimierung immer noch ein Argument, wenn es um die Beschaffung von Maschinen geht?
Das müssen Sie einen Treuhänder fragen. Jedoch finde ich es fahrlässig, in den Maschinenpark zu investieren, um Abschreibepotenzial zu schaffen, damit gegenüber dem Staat das steuerbare Einkommen tief gehalten werden kann. Spätesten bei der Berechnung einer notwendig gewordenen IV-Rente oder später bei einer AHV-Rente wirkt sich dies negativ aus. Zudem gibt es mit der regelmässigen Einzahlung in Pensionskasse und dritte Säule sinnvollere Möglichkeiten, Steuern zu sparen und erst noch in die eigene Altersvorsorge zu investieren. Interview Armin Emmenegger
Agronom Hansjörg Frey ist Lehrer und Berater im Bereich Mechanisierung und Verfahrenstechnik am BBZN Hohenrain.