Die Agritechnica 2023 war ein voller Erfolg. Nach vier Jahren Pause konnte die weltweit grösste Fachmesse für Landtechnik endlich wieder durchgeführt werden. Entsprechend viele Leute sehnten sich nach einem Besuch. Die Messe zog mehr als 470'000 Besucher(innen) aus 149 Ländern an. 2812 Aussteller aus 52 Ländern waren vor Ort. Diese Zahlen knackten sämtliche Rekorde.

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Noch effizienter

An der Messe konnten etliche Neuheiten bestaunt werden. 251 Neuheiten wurden für den Innovation Award der Agritechnica 2023 eingereicht. Ausgezeichnet wurden aber lediglich ein Goldmedaillen- und 17 Silbermedaillengewinner.

Besonders eindrücklich war die Enthüllung des neuen Doppel-Axialrotor-Mähdreschers CR11 von New Holland. Der Vorhang fiel am ersten Tag der Messe und zeigte den Goldmedaillengewinner in voller Grösse.

Der Drescher zeichnet sich durch eine maximale Leistungsdichte aus. Diese kann dank vergrösserter Dresch- und Abscheide-Elemente erreicht werden. Der Hersteller konnte die Dresch-Elemente der Maschine vergrössern und trotzdem die erlaubte Maschinenbreite von 3,5 m einhalten. Das war möglich durch die neuartige Auslegung des Antriebs mittels Kardanwelle.

Alternative Antriebe

Neue Entwicklungen wurden auch bei Fendt präsentiert. Der deutsche Hersteller zeigte diverse Prototypen mit Antriebs-Alternativen: einen batterie-elektrisch angetriebenen Spezialtraktor, einen Hybrid-Traktor und einen Wasserstoff-Traktor. Diese Modelle sind aber noch in der Testphase.

Auch CNH präsentierte mit dem Steyr Hybrid CVT ein modulares Hybridkonzept für mittlere und grosse Standardtraktoren. Der Prototyp basiert auf dem Serienmodell der 6-Zylinder-Einstiegsklasse.

New Holland aus dem Hause CNH stellte zwei alternative Antriebsmodelle aus. Zum einen den T7.270-Methan-Traktor und zum anderen den batterie-elektrischen Traktor T4 Electric Power. Die drei CNH-Modelle wurden alle mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Damit wollen sich die Landtechnik-Hersteller auf allfällige Restriktionen beim Dieselverbrauch gefasst machen.

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Halbe Sachen

Eine weitere Sensation waren zwei halbierte Traktoren am John-Deere-Stand. Ein «alter» John Deere 6920 mit Baujahr 2003 und ein neues Modell 6R 150 mit Baujahr 2023 waren einander gegenüber gestellt. Dabei konnten 20 Jahre Landtechnik-Entwicklung bestaunt werden.

Technik für Hügel

Pöttinger zeigte neuste Innovationen für die hanglagige Grünlandtechnik. Beim Frontmähwerk Novacat F Alpin kann ganz einfach der gesamte Schutz hochgeklappt werden für eine praktische Reinigung. Neu wird auch ein Frontbandschwader Mergento F Alpin angeboten. Dieser eignet sich dank hydraulischem Antrieb auch für kleinere Hangtraktoren.

Fendt präsentierte ebenfalls eine für Hanglagen geeignete Maschine. Die Mähdrescher der C-Serie wurden um das Modell 5275 C SL erweitert. Dieser Drescher kann gemäss Hersteller in extremen Hanglagen mit bis zu 38 Prozent Steigung in seitlicher Hangneigung eingesetzt werden.

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Platz für Riesen

Die Agritechnica bietet auch Platz, Grossmaschinen aus Übersee oder Osteuropa zu präsentieren. Beispielsweise konnte der Case-IH-Quadtrac-715-Raupentraktor in voller Grösse bestaunt werden. Dieser bringt bis zu 778 PS Höchstleistung, wiegt aber auch fast 30 Tonnen.

Auch Claas und John Deere stellten ihre Knicklenker aus. Einer davon war der Prototyp des autonom fahrenden Claas Xerion 12.590. Gemäss Hersteller ist dieser schon fast bereit für die Serienproduktion.

Der John-Deere-9RX-Raupentraktor, welcher mit 769,4 Hektaren in 24 Stunden den Weltrekord bei der Bodenbearbeitung aufstellte, wurde ebenfalls präsentiert.

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Gute Stimmung

Insgesamt bot die Agritechnica einen grosszügigen Überblick über die neusten Entwicklungen in der Landtechnik. Die Stände wurden mit grosser Sorgfalt präsentiert. Auch die Stimmung der Aussteller(innen) und des Publikums war insgesamt sehr gut. Die meisten freuten sich, die Messe nach vier Jahren endlich wieder besuchen zu können. Die am Anfang genannten Zahlen sprechen auch dafür. In zwei Jahren bietet sich wieder die Möglichkeit, die Neuheiten aus der Landtechnik live in Hannover zu sehen.

Gute Gelegenheit für Vergleiche

«Ich bin mit vier Freunden nach Hannover gefahren, alles Leute aus der Landwirtschaft. Wir sind schon vor vier Jahren zusammen an die Agritechnica gegangen», erzählt Simon Marolf aus Epsach BE.[IMG 5]

Aus Interesse

«Es gibt an der Agritechnica so viel, da findet man eigentlich alles», berichtet der Berner Seeländer. Natürlich hätten er und seine Freunde primär Dinge angeschaut, die auf die eigenen Betriebe passen könnten. «Wir haben uns zum Beispiel nach Traktoren umgesehen, da überlegen wir uns eine mögliche gemeinsame Anschaffung», so Simon Marolf. An der Agritechnica habe man die Gelegenheit, unter- schiedliche Modelle an einem einzigen Ort miteinander vergleichen zu können. Darunter auch Exoten: «Ich habe zum Beispiel die Gelegenheit genutzt und mich auf den Traktor eines indischen Herstellers gesetzt», erzählt Marolf.

Der Riese beeindruckt

Ein Höhepunkt für Simon Marolf war der riesige System-schlepper von Nexat. «Der hat mich interessiert, auch wenn er für unsere Verhältnisse natürlich niemals passt», meint Marolf lachend.

Spannender Gesprächsstoff

Der Trend an der Agritechnica gehe seit vielen Jahren konstant in eine Richtung, findet Matthias Stoll aus Kernenried BE: «gross, grösser, am grössten». Stoll ist mit Freunden schon mehrmals an die Agritechnica gefahren und hat diese Entwicklung mitverfolgt.[IMG 6]

Hightech im Fokus

«Es war eindrücklich, die aktuellen Hightechtrends live vor Ort zu sehen», gibt der Landwirt zu Protokoll. «Roboter, künstliche Intelligenz, GPS-Lenksysteme oder die fortschrittliche Applikationstechnik für Pflanzenschutzmittel; das sind alles faszinierende Technologien», sagt der Berner.

Spannende Diskussionen

Er habe nicht gezielt nach etwas für den eigenen Betrieb gesucht, fährt er fort, aber einer seiner Kollegen sei an elektrischen Antrieben interessiert. «Darum haben wir ziemlich viele Elektromaschinen angeschaut, das war sehr aufschlussreich.» Die Messe sei das eine, das andere seien die Gespräche über das Gesehene. «Das Fachsimpeln, Diskutieren und das gemeinsame Bilanzieren unter Berufskollegen, das ist immer wieder sehr bereichernd», schliesst Stoll.

Nicht die letzte Reise

«Ich war das erste Mal an der Agritechnica», sagt Manuel Haldemann aus dem thurgauischen Raperswilen. Der Agronom ist gemeinsam mit Freunden nach Hannover gereist und hat viele spannende Eindrücke gewonnen.[IMG 7]

Andere Verhältnisse

«Die Unterschiede zwischen der Schweizer und der europäischen Landwirtschaft werden natürlich sofort deutlich», erinnert sich Manuel Haldemann an den ersten Eindruck. Dabei bezieht er sich aber nicht nur auf die Maschinen, sondern auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse im Allgemeinen: «Es war sehr interessant, mit den Vertretern an den Ständen über Herausforderungen zu sprechen, denn die sind ja oft die gleichen.» Haldemann hat sich nicht spezifisch nach Maschinen umgesehen. Wobei: «Ich habe eine Maschine zum Toasten von Soja und zur Öl-Extraktion gesehen, diese wäre auch interessant für zu Hause.»

Regelmässig nach Hannover

Künftig wollen Haldemann und seine Freunde regelmässig für Messen nach Hannover fahren: «Wir möchten jedes Jahr gehen – abwechselnd an die Agritechnica und die Euro Tier.»

Sorglos an die Agritechnica reisen dank Leserreise

Auch dieses Jahr wurde von den Schweizer Agrarmedien wieder eine Leserreise an die Agritechnica angeboten. Insgesamt 21 Reisende nahmen teil. Begleitet wurden sie von einer unserer internen RedaktorInnen, Geraldine Zutter von «die grüne». Ganz entspannt konnte man in Basel in den Zug einsteigen und direkt nach Hannover fahren. Der Hotelaufenthalt fand in Wolfsburg statt. Am Morgen wurde man jeweils mit einem Car direkt vom Hotel auf das Messegelände gebracht und abends wieder abgeholt. So wurden zwei interessante und entspannte Tage an der Messe verbracht.

Aktuelle Leserreisen fürs Jahr 2024 finden Sie hier