Neben einzelnen anderen prominenten Landtechnik-Herstellern war John Deere an der Agrama 2022 nicht mit einem eigenen Messestand vertreten; die grün-gelben Maschinen gab es lediglich bei Vertretungen zu sehen. Das dürfte beim einen oder anderen Messebesucher Fragezeichen aufgeworfen haben.
Anfang Februar hat der amerikanische Landtechnik-Hersteller schliesslich bekannt gegeben, dass er im Oktober 2024 auch nicht an der nächsten Sima-Messe in Paris teilnehmen will. Ein Hauptgrund sei der allzu eng gesteckte Terminkalender während der Messesaison.
Ist ein neuer Ansatz nötig?
«Die Kunden sind zunehmend daran interessiert, wie die Präzisionslandwirtschaft ihren Betrieb über den gesamten landwirtschaftlichen Prozess unter-stützen kann. Dies erfordert einen anderen Ansatz, um Ideen zu teilen und Lösungen aufzuzeigen», lässt sich der Marketingdirektor für Europa, Andreas Jess, zitieren.
Zwar sehe man Fachmessen auch weiterhin als wichtiges Mittel zur Kommunikation an, aber der Konzern würde es begrüssen, wenn internationale Messeorganisationen ihre Zeitpläne überprüfen würden. Es brauche mehr Flexibilität für alternative Aktivitäten. John Deere wolle künftig etwa stärker auf lokale Veranstaltungen fokussieren, schreibt der Konzern in einer Mitteilung.
John Deeres Messepläne für die Schweiz
Auf Nachfrage der BauernZeitung hat die Robert Aebi Landtechnik AG, die Schweizer Importeurin von John-Deere-Produkten, Auskunft zu den akteullen John-Deere-Messeplänen für die Schweiz gegeben. Man werde weiterhin gut auf Messen vetreten sein und beteilige sich aktiv an regionalen und lokalen Anlässen, schreibt Maya Steiger, Marketingkoordinatorin bei Robert Aebi. So unterstütze man etwa an der Agrimesse in Thun die Partnerhändler Huber und Seelandtechnik bei deren Auftritt. Weiter seien Maschinen von John Deere auch an der BEA, der Suisse Public und an der Agritechnca in Hannover sowie an regionalen Anlässen zu sehen.
Der Messekalender ist rappelvoll
Tatsächlich sind die Zeitpläne in puncto Agrarmessen für die Aussteller fordernd gestaltet. Im vergangenen Herbst etwa folgten Schlag auf Schlag gleich sechs Messen aufeinander.
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Zur Verdeutlichung: Anfang November 2022 überschnitt sich die Sima in Paris (6. bis 10. Nov.) mit dem Startschuss der Eima in Bologna (9. bis 13. Nov.). Der italienischen Messe folgte die Eurotier in Hannover (15. bis 18. Nov.) auf dem Fusse. Keine zehn Tage nach der Eurotier fand die Agraria im österreichischen Wels statt (23. bis 26. Nov.), fast gleichzeitig wie die Agrama in Bern (24. bis 28. Nov.). Und kaum schlossen sich die Tore der Schweizer Messe, erfolgte der Startschuss für die Agromek im dänischen Herning (29. Nov. bis 2. Dez.).
Der Wunsch nach neuen Messeplänen
Dass ein dermassen dicht gedrängtes Programm für die Hersteller sowohl im Hinblick auf die Logistik als auch auf die mit Messen verbundenen finanziellen Aufwände nur sehr schwer zu stemmen ist, liegt auf der Hand. Und das Problem ist auch nicht neu: Wie das Fachmagazin «Schweizer Landtechnik» im September 2020 vermeldete, hat John Deere schon damals auf die Problematik hingewiesen. Mittelfristig wünsche man sich die Einführung eines neuen Terminplans der internationalen Messen, sagte Andreas Jess damals.
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Im Geschäftsjahr 2021 – das Geschäftsjahr dauert bei den Herstellern jeweils bis Ende Oktober – verzichtete der grün-gelbe Riese im Hinblick auf die Sicherheit seiner Mitarbeitenden, der Vertriebspartner und der Kundschaft auf die Teilnahme an den wenigen internationalen Messen, die trotz der Hürden durch Corona stattfinden konnten. Stattdessen setzte das Unternehmen auf eine Mischung zwischen herkömmlichen und digitalen Möglichkeiten.
Das Datum vieler Messen ist kein Zufall
Dass im Herbst so viele Messen in einem relativ kurzen Zeitabstand aufeinanderfolgen, ist kein Zufall. Dabei kommen landwirtschaftliche und ökonomische Gründe zusammen, wie Jürg Minger, Präsident des Schweizerischen Landmaschinen-Verbandes und damit Chef der Agrama, am Beispiel der Messe in Bern erklärt. «Zunächst einmal liegen die landwirtschaftlichen Fachmessen im Herbst und Winter ausserhalb der Vegetationszeit, was den Bauern überhaupt erst die Gelegenheit zum Besuch gibt», sagt Minger.
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Kämen denn andere Herbst- oder Wintermonate in Frage? «Das ist nicht so einfach, weil bei einer Messe ganz viele Ansprüche zusammenkommen. Ein früherer Termin ist schwierig zu realisieren, weil die Vegetationsperiode nicht immer gleich lange dauert. Setzt man die Agrama später an, kommt man in Konflikt mit Weihnachten. Und wenn man sie erst im März veranstaltet, fiebern viele Landwirte schon wieder dem Saison-start entgegen», meint Minger schmunzelnd.
Es gilt, das Zeitfenster zu nutzen
Dann weist der Agrama-Chef ein paar Jahre in die Vergangenheit: «Als die Agrama noch jährlich stattgefunden hat, lag der Termin im Januar. Das war aber für die Importeure schwierig, weil diese jeweils bis Ende November die neuen Maschinen für das kommende Geschäftsjahr bestellen müssen.» Um die Planungssicherheit zu erhöhen, habe man das Datum der Agrama schliesslich in den November geschoben, was den Händlern vor allem für die Früh-bestellungen bei der Heuernte-Technik entgegenkomme.
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Der Termin im Spätherbst nütze wiederum den Kunden in doppelter Hinsicht: «Zum einen ist die Saison abgeschlossen und die Bauern wissen, was sie für die nächste brauchen. Zum anderen erhalten sie während des Herbstverkaufs zwischen September und November vor allem bei den Heuernte-Geräten mit dem Frühbezugsrabatt besonders gute Konditionen.»
Für einen guten Mix braucht es Gross und Klein
«Für eine Messe wie die Agrama ist eine ausgewogene Mischung zwischen grossen und kleinen Herstellern wichtig», betont Jürg Minger. Prominente Aussteller würden viele Kunden anziehen, worauf kleinere Aussteller, deren Angebot spezifisch auf Schweizer Verhältnisse ausgelegt ist, dringend angewiesen seien. Gerade diese Aussteller bräuchten unbedingt Schweizer Messen wie die Agrama.
Während John Deere also seine Messestrategie überdenken will, setzen andere nach wie vor auf das grosse Ganze. So bekräftigt aktuell etwa Claas-CEO Thomas Böck gegenüber dem Magazin «Schweizer Landtechnik», dass Claas an allen Messen festhalten wolle und dass man nichts an der Messestrategie verändern wolle.
Erste Meldungen von den im Herbst stattfindenden Messen gibt es denn auch bereits: Die Veranstalter der Agritechnica schreiben in einer Mitteilung, dass die Ausstellerbeteiligung «sehr gut» sei und dass alle führenden Landtechnik-Unternehmen vertreten sein werden.