Mit der Getreideernte wird das Thema Gründüngungen wieder aktuell. Um möglichst wenig Wasser zu verlieren, sollte die Bodenbedeckung direkt anschliessend gesät werden – so lautet die Empfehlung. Eine Alternative besteht darin, die Gründüngung schon vor der Ernte als Einsaat per Drohne auszubringen.

Keine «Saatgutvernichtung»

Der beste Zeitpunkt dafür sei etwa zehn Tage bevor das Getreide gedroschen wird, sagt David Aebi, Geschäftsführer der Agrarpiloten. Da der Boden bei der Drohnensaat weder befahren noch bearbeitet wird, entfallen Maschinengewicht und Wasserverlust. «Aber es ist zentral, dass es nach der Saat der Gründüngung regnet», betont Aebi, «und zwar richtig, nicht nur so ein Platzregen.» Nur so kann das Saatgut auf der Bodenoberfläche im stehenden Getreide keimen, ohne sogleich zu vertrocknen. Bleibe der Regen aus oder falle zu wenig, komme das einer «Saatgutvernichtung» gleich, so Aebi.

Das richtige Zeitfenster vor einem baldigen Niederschlag zu erreichen, dürfte heuer die grössere Herausforderung sein als noch 2024. Damals punktete die Drohnensaat dafür mit ihrer Flexibilität, weil dabei keine nassen Böden befahren werden müssen.

Gezielte Wahl der Arten

Saatdrohnen sind zügig unterwegs und schaffen so eine Flächenleistung von einer Hektare in 15 Minuten. Die Kosten seien mit 100 Franken pro Hektare überschaubar, «und während wir säen, kann sich der Landwirt um etwas anderes kümmern», ergänzt David Aebi. Allerdings ist die Wahl der Arten für die Gründüngung durch die Saatmethode beschränkt: Es müssen hitze- und trockenheitstolerante Lichtkeimer sein. Von UFA gibt es eine massgeschneiderte Mischung («UFA Drohne») mit Alexandriner- und Inkarnatklee, Hybrid-Sudangras, Guizotia und Ölrettich, die sowohl als winterliche Bodenbedeckung als auch Untersaat eingesetzt werden kann (siehe Kasten).

Was die Parzelle angeht, auf die eine Gründüngung per Drohne kommen soll, sind Hanglagen laut David Aebi kein Problem. Da allerdings nach der Getreideernte keine Stoppelbearbeitung folgt, sollte die Fläche keinen hohen Unkrautdruck aufweisen.

Ein weiterer Faktor für die Durchführbarkeit seien im Getreide eingesetzte Herbizide. «Je nach Wirkstoff spricht eine Frühlings- statt einer Herbstbehandlung gegen eine Drohnensaat», erklärt Aebi.

Wirkstoff und Witterung

Langlebige Herbizide könnten das Gründüngungssaatgut beeinträchtigen. Es sei allerdings der Einzelfall zu beurteilen, da auch die Witterung (häufige Niederschläge) eine Rolle spiele. Nach dem Drohnenflug hat die Saat rund zehn Tage Vorsprung, bevor nach der Ernte allfälliges Unkraut beziehungsweise Ausfallgetreide zu spriessen beginnt. «Das reicht in der Regel aus, damit die Gründüngung diese Konkurrenz unterdrückt», so der Agronom.

Wichtig sei allerdings, das Stroh rasch wegzuführen, wobei Schwader oder Kreiselheuer hoch genug einzustellen sind, damit sie nicht die Keimlinge an der Bodenoberfläche erwischen. In nassen Jahren könnten Schnecken ein Thema sein, heuer begünstigen sie die Wetterbedingungen aber voraussichtlich bis auf Weiteres nicht.

Ein bis zwei Tage vorher melden

Wer gerne eine Gründüngung per Drohne in sein Getreide säen lassen möchte, könne sich bis ein bis zwei Tage vor dem Saattermin bei den Agrarpiloten melden. Für die Planung praktischer wären drei bis vier Tage. «Wir sind da unkompliziert», bemerkt David Aebi. Nur in Flughafennähe wird es schwieriger, dort muss der Drohnenflug zehn Tage im Voraus gemeldet werden – «das ist für uns eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit; so weit vorher kennen wir noch nicht mal das Wetter».

Ein Patentrezept oder eine Versicherung für die erfolgreiche Drohnensaat gibt es nicht, so wenig wie bei anderen Verfahren. Aber ein zuverlässiger Wetterbericht und der Einsatz moderner Technik wie RTK-GPS, um präzise Bahnen fliegen zu können, schaffen gute Voraussetzungen dafür.

Website der Agrarpiloten

Untersaat im Frühling

Als Andreas Perler sein Getreide dreschen liess, war die Gründüngung schon da. Der Biolandwirt aus Wünnewil FR hat sie per Drohne säen lassen – allerdings im Frühling und als Untersaat statt in Form einer Einsaat in den abreifenden Bestand.

Es habe sich um Urdinkel und die Mischung UFA Ceralegu gehandelt (Bastardklee, Gelbklee, Weissklee), erinnert sich Perler. «Gleich nach der Saat kam Regen, und das hat super geklappt.» Gedroschen wurde auf 20 cm, das gehäckselte Stroh blieb auf der Fläche, und im Herbst liess der Freiburger die Gründüngung von Schafen beweiden. Anschliessend folgte ein Durchgang mit dem Schälpflug und die Weizensaat.

«Ich wollte das einmal ausprobieren, und ich habe kein Sägerät auf dem Striegel», begründet Andreas Perler seinen Drohnen-Untersaat-Versuch. Mit dem Resultat sei er sehr zufrieden gewesen, eine Einsaat ins abreifende Getreide würde für ihn aber derzeit nicht passen. «Das hängt natürlich von der Fruchtfolge ab, aber ich möchte eine 10-Arten-Gründungsmischung mit Ackerbohne und Erbsen, die in den Boden müssen.» Allerdings er könne er es sich generell schon vorstellen, auch die Einsaat aus der Luft einmal auszuprobieren.