Das Güllen und die Nährstoffsituation bleiben aktuell, vor allem im tierintensiven Kanton Luzern. Zu den Stoffflüssen Stickstoff und Phosphor soll künftig vor Ort mehr geforscht werden (siehe Kasten). In der BauernZeitung von letzter Woche beleuchteten wir das Potenzial Schleppschlauch zur Ausbringung, um die Geruchs- und Ammoniakemissionen zu reduzieren. Nun wird die Separierung von Gülle näher analysiert.
Pioniere der Separierung in Luzern
Dass Gülle von Feststoffen getrennt wird, ist nichts Neues. Die Gülleseparierung wurde schon in den 90er-Jahren im Kanton Luzern pionierhaft betrieben, von der bäuerlichen Verwertungsgenossenschaft Rain. Diese vermietete an Mitglieder einen Separator und vermarktete die anfallende Mistmenge. So konnten bis maximal 25 Prozent des GVE-Bestandes bzw. die Nährstoffe daraus abgebaut werden. Zuletzt standen vier Separatoren im Einsatz, in der ganzen Schweiz. Schadenfälle und teure Reparaturen brachen der Genossenschaft aber das Genick, aus finanziellen Gründen wurde diese 2012 aufgelöst.
In der Westschweiz verbreitet
Zumindest in unserer Region war es lange ruhig um Separatoren. In der Westschweiz seien diese schon viel mehr verbreitet, weiss Hans Felder, der jahrelang für die Fankhauser Maschinenfabrik AG Malters tätig war und nun pensioniert ist. Er habe in den letzten zehn Jahren sicher 35 Separatoren verkauft, die meisten in die Romandie. In den dortigen Seengebieten würden strenge Auflagen gelten. Dort werde separierte Dünngülle ausgebracht, der separierte Mist häufig auf die Alpen gebracht. Auch in den wärmeren Nachbarländern Frankreich und vor allem Italien gelten strenge Auflagen beim Güllen, und Separatoren seien weit verbreitet. «Auf Betrieben in der Po-Ebene ist das fast ein Muss», weiss Felder. Dass diese Geräte zur Gülleaufbereitung hierzulande und vor allem in der Zentralschweiz noch wenig verbreitet seien, hänge mit der finanziellen Förderung von Schleppschlauchverteilern zusammen. «Hier wurde in Schleppschlauchanlagen statt in Separatoren investiert.»
Forschung in Sursee
Eine neue dezentrale Versuchsstation von Agroscope befasst sich in Sursee künftig mit dem Thema «Stoffflüsse Stickstoff und Phosphor». Der Bundesrat hat dies im Rahmen der Standortstrategie Agroscope letzte Woche entschieden. Das freut den Luzerner Regierungrat Fabian Peter. Im Agrarkanton mit hoher Tierintensität würden die Nährstoffemissionen eine Belastung für die Umwelt darstellen, sagt er. Mit der praxisorientierten Forschung vor Ort und der engen Verbindung zur Landwirtschaft könnten die Herausforderungen gezielt angegangen werden. In Sursee sollen für einen Zeitraum von vorerst acht Jahren zwei bis fünf Mitarbeitende stationiert werden.
Der Schleppschlauch fordert
Das könnte sich laut Felder bald ändern. «Wenn das Schleppschlauchobligatorium kommt, werden Separatoren viel mehr zum Thema.» Er spricht damit einen Grund an, wieso das Interesse wächst: Mit grösseren Betrieben, intensiverer Milchwirtschaft und veränderter Fütterung falle viel mehr dicke Gülle an. Das spüre man schon beim Umrühren. Heute brauche es viel stärkere Rührwerke als noch vor 10 Jahren, weiss Felder. «Wenn 60 statt 30 Kühe gehalten werden, fehlt das Wasser für genügende Verdünnung.» Beim Ausbringen gebe es dann die unerwünschten Güllestreifen, wegen den vielen Feststoffen.
Potenzial im Berggebiet
Er weiss von grösseren Milchviehbetrieben in der Region, sogar mit Sandliegeboxen, die seit Jahren die Gülle separieren und den Festmist als Einstreue verwenden. Ein Potenzial sieht Felder auch im Berggebiet, wo so dank der Mist-Einstreue weniger teures Stroh zugekauft werden muss. Zudem lasse sich Mist mit dem Seitenstreuer eher in steilen Lagen ausbringen als Gülle mit dem Schleppschlauchverteiler. Auch von Biobetrieben höre er, Separieren sei fast ein Muss, auch wegen des besser verfügbaren Stickstoffs in der Dünngülle. Und aus Schweinegülle könne bis zur Hälfte des Phosphors so entzogen werden, ein grosser Vorteil in den Seeeinzugsgebieten, wo vor allem die Phosphorzufuhr noch immer Sorgen bereitet. Die Kosten für das Separieren bewegen sich je nach Anlage und Art der Gülle bei zwei bis drei Franken pro m3 Dickgülle, weiss Felder.
Unterschiede beim Gehalt
Dass nicht mehr Gülle separiert werde, hänge wohl mit der Wirtschaftlichkeit zusammen, und weil separierte Produkte teils nicht die erwarteten Nährstoffkonzentrationen aufweisen würden, erklärt Annatina Bühler von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa). Gleichwohl werde das Thema wohl an Bedeutung gewinnen. Gemäss Studien der HAFL könne davon ausgegangen werden, dass Dünngülle pflanzenverträglicher sei und der Stickstoff besser ausgenutzt werde. Deshalb seien Ammoniakemissionen bei separierter Gülle tiefer.
Neue Dienstleistung
Auf dem Markt gibt es heute eine Vielzahl an Geräten, für mobile und stationäre Einsätze. Die Technik der Anlagen sei ausgereift und diese wartungsarm, betont Hans Felder. Bereits bieten einige Lohnunternehmer ihren Kunden diese Dienstleistung an.
So auch Lohnunternehmer Franz Müller aus Hohenrain. Vor einem Jahr mietete er eine grosse Maschinerie aus Deutschland zu, die weiterhin auch dort im Einsatz ist. Auf einem Lastwagen sind fünf Separatoren montiert, samt Güllepumpen und Stromgenerator. Das ermöglicht je nach Gülle bis 220 m3 Stundenleistungen. Müller bringt viel Gülle aus, vor allem im Frühjahr. Diese werde immer dicker und bereite Probleme beim Ausbringen. Dank dem Separieren erhofft er sich mehr Flexibilität und bessere Verteilung übers Jahr. Das Interesse sei zunehmend, auch wegen den strengeren Auflagen in den Seeeinzugsgebieten.
Luzern mit grossen Hofdüngerflüssen
Im Kanton Luzern wurden 2019 gemäss «Hoduflu» rund 582 00 m³ Gülle und 76 00 m³ Mist verschoben. In kg P2O5 gemessen, waren dies zusammen rund 1,5 Mio kg, und bei Stickstoff 2,9 Mio kg. Die Mengenentwicklung sei leicht zunehmend, allerdings würden Produkte aus Biogasanlagen und via Lohnunternehmer verschoben im Hoduflu teils doppelt berücksichtigt, erklärt Annatina Bühler von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald. «Nach meiner Einschätzung sind die Wegfuhren seit 2015 ziemlich konstant.»
Von den verschobenen Mengen bleiben 60 Prozent im Kanton Luzern, 16 Prozent gehen in den Aargau, 14 Prozent in den Kanton Bern. Im Aargau stammen lediglich rund 8 Prozent des P-Düngebedarfs aus ausserkantonaler Zufuhr von Hofdünger. Seit 2014 sind die Flüsse von Hof- und Recyclingdünger gewachsen, letztes Jahr machten diese laut Mitteilung von Landwirtschaft Aargau 289 00 kg P2O5 aus. Fast 80 Prozent stammten aus dem Kanton Luzern, vor allem in Form von Schweine- und Mischgülle.
Das Potenzial für Separierungsprodukte sei in den Ackerbauregionen durchaus vorhanden, sagt Düngeberater Othmar Vollenweider vom Bauernverband Aargau. Ein Problem seien aber die hohen Kosten und man sei auch wegen der unterschiedlichen Gehalte bisher eher enttäuscht gewesen. Separatormist habe meist tiefere N-Gehalte, aber höhere P- und K-Gehalte, was sich für die Grunddüngung im Ackerbau eigne.
Vollgülle werde von den Abnehmern hingegen gerne in die wachsende Kultur eingesetzt. Der Einsatz habe sich im Frühling in Getreide, Raps und Mais sehr bewährt, und dank der guten Dienstleistung und Ausbringtechnik würden die Aargauer Bauern einen Volldünger quasi frei franko Feld verteilt geliefert bekommen.
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